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Jetzt NABU-Mitglied werden!Die Zukunft des Textilrecyclings
Nachbericht zum Dialogforum Kreislaufwirtschaft 2024
Am 17. Oktober 2024 veranstaltete der NABU zum 15. Mal das Dialogforum Kreislaufwirtschaft, das auf reges Interesse stieß. Mit einem Publikum verschiedenster Branchen wurden die Hemmnisse und Potentiale des Textilrecyclings diskutiert. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie das Textilrecycling gestärkt werden kann.
Quo vadis, Alttextilmarkt?
Nach einem Grußwort der NABU-Bundesgeschäfsführerin Susanne Baumann gab Melina Sachtleben, RWTH Aachen, einen Einblick in das Thema. Sie stellte wie alle Referent*innen des Tages heraus, dass das Textilrecycling nur ein Teil der Lösung der Probleme, die mit dem Textilkonsum einhergehen, ist. Die Vermeidung und lange Verwendung von Textilien hat immer Vorrang. Im Vortrag wurde klar, dass es bereits viele verschiedene Technologien gibt, die allerdings zum größten Teil noch nicht industriell verfügbar sind. Ebenso wurde betont, dass die textile Kette sehr komplex und global ist. Für eine Lösung des Problems braucht es daher die Vernetzung und Zusammenarbeit aller Akteure.
Ohne Sammlung kein Recycling: Thomas Ahlmann, FairWertung, vertritt die gemeinnützigen Sammler in Deutschland und erzählte anschaulich von den Herausforderungen, vor der die Branche steht: große Mengen an Altkleidern in abnehmender Qualität. Er betonte aber auch den Wert der Kleiderspende. Die Menschen sähen die abgegebenen Textilien nicht als Abfall sondern als Wertstoff. Der Vortrag von Jonas Stracke, Verband textil+mode, zeigte, dass das Recycling für Unternehmen relevant ist, aber viele Unsicherheiten bestehen, etwa durch die unzureichende Mengenverfügbarkeit von Rezyklaten.
Der Wert der Alttextilien - Lösungsvorschläge
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Clara Löw, Öko-Institut, eine im Auftrag des NABU erstellte Studie vor. Sie gruppierte die Recyclingverfahren in werkstoffliches und rohstoffliches Verfahren. Unter werkstoffliche Verfahren fallen das mechanische Recycling, die lösemittelbasierte Aufbereitung und die Depolymerisierung. Sie riet davon ab, den Begriff chemisches Recycling im Textilbereich zu nutzen, da darunter oft Pyrolyse verstanden wird. Insbesondere bei der Depolymerisierung sieht sie großes Potential, doch auch mechanische Verfahren müssten gestärkt werden. Die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung wurde als relevant genannt, um die Weiterentwicklung der Recyclingtechnologien zu finanzieren. Im Anschluss präsentierte Anna Hanisch, NABU, ihre Schlussfolgerungen aus der Studie und rief unter anderem die Politik dazu auf, Anreize für Rezyklateinsatz zu setzen. Auch ein Blick ins Nachbarland Frankreich lohne sich: dort gibt es die erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien bereits.
Dass das Thema Textilrecycling nicht nur theoretisch ist, zeigte sich bei der Modenschau der Möglichkeiten. Vier Vorreiter-Unternehmen stellten Produkte vor, die bereits Rezyklate, aus unterschiedlichen Recyclingverfahren, einsetzen. Während die Firma UCON Rucksäcke aus mechanisch und chemisch rezykelten Altkleidern produziert, spezialisiert sich die Firma Circularity auf das mechanische Recycling von Polyester-Baumwolle-Gemischen. TURNS stellte unter anderem einen Pullover aus reiner Baumwolle mit einem Anteil von 30% Rezyklat vor. Bei der Firma Sympatex werden chemisch recycelte Polyesterfasern eingesetzt und auf Monomaterialität geachtet. In der abschließenden Diskussion wurden Erkenntnisse geteilt: insbesondere das Überzeugen der unterschiedlichen Akteure in der Lieferkette sei zentral, um den Rezyklateinsatz voranzubringen. Bisher geschieht das Recycling außerhalb von Deutschland. Abschließend diskutierte Indra Enterlein, NABU, mit dem Publikum, mit welchen Maßnahmen sich politisch das Textilrecycling voranbringen ließe.
Der NABU bedankt sich bei allen Referent*innen und dem Publikum für die Beiträge zu einer spannenden Diskussion. Untenstehend finden Sie die NABU-Studie und Präsentationsfolien zum Download.