Drei Tage im Zeichen des Wolfes: NABU-Präsident Olaf Tschimpke eröffnet die Wolfskonferenz in Wolfsburg. - Foto: NABU/Guido Rottmann
Internationale Wolfskonferenz „Mensch, Wolf!“
Vorträge und Diskussionen rund um das Thema Wölfe
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Zahlreiche Referenten wie Ilka Reinhardt (re., LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung) berichten über ihre Erfahrungen mit Wölfen. Moderiert wurde die Konferenz von Horst Kläuser (li., Chefreporter WDR Hörfunk). - Foto: NABU/Guido Rottmann
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David Mech berichtet über die Erfahrungen aus dem Wiederansiedlungsprojekt von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark - Foto: NABU/Guido Rottmann
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Auf der Podiumsdiskussion wurden die Herausforderungen für Gesellschaft und Politik beleuchtet. - Foto: NABU/Guido Rottmann
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Am Rande der Vorträge war Zeit für Fachgespräche wie hier mit Referent David Mech (li.). - Foto: NABU/Guido Rottmann
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Auch verschiedene Pressevertreter zeigten Interesse an der internationalen Wolfskonferenz. - Foto: NABU/Guido Rottmann
Die Konferenz widmete sich insbesondere den Einstellungen, Vorurteilen und Sorgen gegenüber Wildtieren im Allgemeinen und Wölfen im Speziellen. Wissenschaftler, Politiker und Praktiker aus Europa und den USA stellten ihre Erfahrungen mit Wildtiermanagement vor und diskutieren Möglichkeiten, das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf konfliktärmer zu gestalten.
Vorträge der Referenten
Videos, PDFs und Zitate
Im Folgenden haben wir Informationen zu den einzelnen Beiträgen der Wolfskonferenz zusammengestellt. Schauen Sie die Videomitschnitte, laden Sie sich die PDF-Dateien der Vorträge herunter und erfahren Sie, worüber die Referenten im Einzelnen gesprochen haben.
- Ilka Reinhardt: „Wölfe in Europa und Deutschland - Status, Verbreitung und Monitoring“
- Heribert Hofer: „Was wir von den Toten lernen - Post-Mortem Wolfsmonitoring in Deutschland“
- Michael Manfredo: „Menschliche Gedanken und Verhaltensweisen beim Umgang mit Mensch-Wildtier-Konflikten“
- David Mech: „Die Wiederansiedelung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark - Erfahrungen und gesellschaftliche Folgen“
- Ketil Skogen: „Der Wolf als sozialer Brennpunkt - Wie der Beutegreifer ein Symbol für den Verfall ländlicher Regionen geworden ist“
- Andreas Leppmann: „Zur Rückkehr des Wolfes nach Deutschland“
- Guillaume Chapron: „Der günstige Erhaltungszustand - Ökologische und rechtliche Betrachtungen“
- Adrian Treves: „Für und Wider einer Regulierung von Wolfspopulationen“
- Josip Kusak: „Wölfe gesättigt und alle Schafe gezählt - Erfahrungen mit Wolfsmanagement aus Osteuropa“
- Simone Angelucci: „Bergiges Gelände: Wölfe und Nutztiere in Italien“
- Regina Walther: „Von Wölfen und Schafen - 15 Jahre Erfahrungen mit Herdenschutz in Deutschland“
- Jeremy Bruskotter: „Auf der Suche nach Toleranz für Raubtiere - Erkenntnisse aus der Psychologie“
- Andras Demeter: „Die EU-Plattform für das Zusammenleben von Menschen und Großen Beutegreifern“
- Eick von Ruschkowski: „Wölfe in Deutschland - Die nächsten 15 Jahre - Herausforderungen und Chancen“
- Videobotschaft von Karmenu Vella: „Die EU-Strategie zu Großen Beutegreifern und Biodiversität “
Wölfe in Europa und Deutschland – Status, Verbreitung und Monitoring
Ilka Reinhardt vom LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung stellt klar, dass der Wolf nicht nur im Wald leben kann oder auf Wildnis angewiesen wäre. Wölfe können in sehr vielen Landschaften leben, solange genügend Beutetiere vorhanden sind und die Gegenden nicht zu stark durch Straßen und Siedlungen zerschnitten werden. In ihrem Vortrag erläutert sie den aktuellen Stand der Wolfsverbreitung in Deutschland und Europa und erklärt Methoden des Monitorings.
Wölfe sind sehr anpassungsfähig. Ihnen ist es egal, ob die Landschaft schön ist.
Ilka Reinhardt
LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung
Was wir von den Toten lernen – Post-Mortem Wolfsmonitoring in Deutschland
Prof. Dr. Heribert Hofer, Leiter des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) beschreibt in seinem Vortrag die häufigsten Todesursachen für Wölfe in Deutschland und erklärt die Untersuchungsmethoden des IZW’s, welches bisher 103 tote Wölfe untersucht hat.
Die meisten Wölfe sterben durch Begegnungen mit Menschen.
Heribert Hofer
Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
Menschliche Gedanken und Verhaltensweisen beim Umgang mit Mensch-Wildtier-Konflikten
Dr. Michael Manfredo, Verhaltensforscher an der Colorado State University, gibt zu verstehen, dass wir uns bei der Rückkehr des Wolfes vor allem mit den Herausforderungen beschäftigen müssen, die das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf mit sich bringt. In seinem Vortrag beschreibt er, dass der Mensch-Wildtierkonflikt in Wirklichkeit ein Wertekonflikt über die Bedeutung und den Wert von Wildtieren in unserer Gesellschaft ist.
Das Management von Wildtieren ist zu 10 Prozent Biologie und zu 90 Prozent das Management der Menschen, die mit ihnen leben.
Michael Manfredo
Colorado State University
Die Wiederansiedelung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark – Erfahrungen und gesellschaftliche Folgen
Dr. L. David Mech vom International Wolf Center und einer der bekanntesten Wolfsforscher der Welt, spricht Vorurteile und Mythen zum Wolf an. Er fordert von allen Beteiligten, auch und vor allem von den Medien, eine Versachlichung der Debatte. In seinem Vortrag teilt er seine Erfahrungen mit der Wiederansiedelung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark in den USA.
Fehlinformation gehört zu den größten Problemen für Wölfe
L. David Mech
International Wolf Center
Der Wolf als sozialer Brennpunkt – wie der Beutegreifer ein Symbol für den Verfall ländlicher Regionen geworden ist
Dr. Ketil Skogen vom NINA-Institut aus Norwegen meint, dass der Wolf in unserer Gesellschaft stellvertretend für größere Probleme steht, die über ihn ausgetragen werden. Er glaubt, dass dahinter Grundkonflikte um Macht, Kontrolle und gegensätzliche Traditionen stehen.
Der Wolf hat das Pech, in gesellschaftliche Konflikte verstrickt zu sein, die schon vor seiner Rückkehr begonnen haben.
Ketil Skogen
NINA-Institut
Die Position des Deutschen Jagdverbands zum Wolf
Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands, erläutert in seinem Vortrag die Position des Verbandes zum Wolf. Die Jägerschaft setzt sich für klare Regeln beim Management der Wölfe und für eine Herabsetzung des europäischen Schutzstatus vom Anhang IV in Anhang V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ein.
Natürlich ist der Jäger ein Freund des Wolfes.
Andreas Leppmann
Deutscher Jagdverband
Der günstige Erhaltungszustand – ökologische und rechtliche Betrachtungen
Dr. Guillaume Chapron von der Grimsö Wildlife Research Station in Schweden erklärt die rechtliche und ökologische Interpretation des günstigen Erhaltungszustandes, dessen Erreichung und Erhaltung von der EU-Kommission im Rahmen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von den Mitgliedsstaaten verlangt wird.
200 Wolfsrudel könnten nach jetzigem Kenntnisstand den günstigen Erhaltungszustand für Wölfe in Deutschland bedeuten.
Guillaume Chapron
Grimsö Wildlife Research Station
Für und Wider einer Regulierung von Wolfspopulationen
Dr. Adrian Treves vom Carnivore Coexistence Lab der Universität Wisconsin-Madison spricht über den Wolf als öffentliches Gut der Gesellschaft und stellt Studien vor, in denen vor und nach der Jagd auf Wölfe untersucht wurde, wie hoch die Toleranz für Wölfe in der Bevölkerung ist. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass auch eine legale Jagd die Akzeptanz für das Tier bei der Bevölkerung nicht steigern konnte.
Die schrittweise Erlaubnis der Jagd hat den Wert des Wolfes nach und nach reduziert. Einige Menschen akzeptieren nun zwar die Behörde, welche die Wolfsjagd erlaubt, die Akzeptanz gegenüber Wölfen ist mit einer Legalisierung der Jagd allerdings nicht gestiegen.
Adrian Treves
Carnivore Coexistence Lab der Universität Wisconsin-Madison
Wölfe gesättigt und alle Schafe gezählt – Erfahrungen mit Wolfsmanagement aus Osteuropa
Prof. Dr. Josip Kusak von der Zagreb Universität aus Kroatien vergleicht die Situation der Nutztierhalter in Anwesenheit des Wolfes in verschiedenen Ländern Osteuropas, u.a. Türkei und Kroatien und berichtet von der Entwicklung eine Managementplans für Wölfe in Kroatien.
Schäfer in Kroatien ärgern sich über sich selbst, wenn sie ein Schaf an den Wolf verlieren, weil dies bedeutet, dass sie einen Fehler beim Schutz ihrer Tiere gemacht haben.
Josip Kusak
Zagreb Universität
Bergiges Gelände – Wölfe und Nutztiere in Italien
Simone Angelucci, Veterinär im Majella-Nationalpark in Italien berichtet von Herdenschutzmaßnahmen, die im Rahmen des LIFE-Projekts Wolfnet in den italienischen Abruzzen entwickelt wurden und über die Situation der Wölfe im Nationalpark.
Nach einem drastischen Einbruch nimmt der Bestand von Wölfen in Italien seit den 70er Jahren aufgrund rechtlicher, ökologischer und naturschutzfachlicher Entwicklungen wieder zu.
Simone Angelucci
Majella-Nationalpark
Von Wölfen und Schafen – 15 Jahre Erfahrungen mit Herdenschutz in Deutschland
Dr. Regina Walther vom Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband weist darauf hin, dass der Wolf für ihre Zunft große Probleme mit sich bringt. Nicht nur die finanziellen Mehrkosten für richtige Schutzzäune und Herdenschutzhunde machen den Nutztierhaltern zu schaffen, auch der zeitliche Mehraufwand belastet ihren Arbeitsalltag sehr. Sie berichtet davon, wie ein Zusammenleben zwischen Wolf und Nutztierhaltern dennoch funktionieren kann.
Die Ehe zwischen Schäfern und Wolf ist sicher keine Liebesehe, aber ein Zusammenleben ist möglich.
Regina Walther
Sächsischer Schaf- und Ziegenzuchtverband
Auf der Suche nach Toleranz für Raubtiere – Erkenntnisse aus der Psychologie
Dr. Jeremy Bruskotter von der Ohio State Universität aus den USA beschreibt die unterschiedlichen Wahrnehmungen, die Menschen gegenüber Wölfen und anderen Beutegreifern haben. Er geht dabei der Frage nach, ob sich die Toleranz gegenüber Wölfen durch zielgerichtete Informationen steigern lässt.
Informationen über die Bedeutung von großen Beutegreifern und Hinweise wie Risiken zu vermeiden sind, können die Toleranz erhöhen.
Jeremy Bruskotter
Ohio State Universität
Die EU-Plattform für das Zusammenleben von Menschen und Großen Beutegreifern
Dr. András Demeter von der Europäischen Kommission beschreibt die Bemühungen, mit unterschiedlichen Interessengruppen im Rahmen der EU-Plattform für das Zusammenleben von Menschen und Großen Beutegreifern einen konstruktiven Dialog herbei zu führen.
Der Schutz von Großen Beutegreifern ist häufig ein Drahtseilakt.
András Demeter
Europäische Kommission
Wölfe in Deutschland: Die nächsten 15 Jahre – Herausforderungen und Chancen
Dr. Eick von Ruschkowski, Leiter des NABU-Wolfsprojekts, meint, dass die Strukturen des Wolfsmanagements in Deutschland weiter ausgebaut werden müssen. Dafür bedarf es nicht nur der Einrichtung einer interdisziplinären Expertengruppe zur Klärung fachlicher und organisatorischer Fragen, sondern eines kontinuierlichen Austausches unter allen Interessengruppen mit der gemeinschaftlichen Entwicklung von Lösungen.
Wir benötigen bundesweite Regeln für den Wolf.
Eick von Ruschkowski
NABU-Bundesverband
Die EU-Strategie zu Großen Beutegreifern und Biodiversität
Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei, konnte leider nicht persönlich an der Wolfskonferenz teilnehmen. In einer Video-Botschaft stellte er die EU-Strategie zur Rückkehr großer Beutegreifer für die Teilnehmer der Konferenz vor.
Konferenz-Statements
Ende September veranstaltete der NABU eine internationale Wolfskonferenz, auf der Experten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Politik über das Miteinander von Mensch und Wolf diskutierten. Wir haben hier die zehn besten Statements der Konferenz gesammelt! Mehr →
Positive Gefühle für den Wolf überwiegen: In einer forsa-Umfrage im Auftrag des NABU wurden Bundesbürger nach ihrer Meinung zur Rückkehr der Wölfe gefragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung den Wölfen gegenüber sehr aufgeschlossen ist! Mehr →
Mehr Akzeptanz für den Wolf: Der NABU möchte der Vorurteile, Sorgen und Ängste in der Bevölkerung abbauen. Mehr →
Seit dem Jahr 2000 leben wieder Wölfe in Deutschland. Dadurch ergeben sich immer wieder neue Fragen rund um ihre Lebensweise, Biologie und darüber, wie man sich Wölfen gegenüber am besten verhält. Die wichtigsten Fragen hat der NABU hier beantwortet. Mehr →
Rund 150 Jahre war der Wolf bei uns ausgerottet. Jetzt ist er wieder da und wir können ihm eine zweite Chance geben. Helfen Sie mit Ihrer Spende, damit der Wolf bei uns in Deutschland überleben kann! Mehr →