Aus Afrika und Spanien machen sich die Weißstörche auf den Weg zu uns. Doch manche Nester bleiben leer. Kümmern wir uns gemeinsam darum, die Zugvögel auf ihrer weiten Reise zu schützen.
Mehr Informationen zur Patenschaft!Ein Vogel auf Weltreise
Infos zum Storchenzug
Der Storchenzug entstand während vieler Jahrtausende als eine Verhaltensanpassung an die jahreszeitlich wechselnden klimatischen Bedingungen in Europa und Afrika. Dabei ist es weniger die Kälte als vielmehr die winterliche Nahrungsknappheit, die den langen Zug nach Afrika erfordert.
Die gewaltigen Entfernungen, die Störche auf ihrem Weg nach Afrika und wieder zurück nach Europa zurücklegen, könnten sie niemals im aktiven und kräftezehrenden Ruderflug bewältigen. Ähnlich wie Segelflugzeuge nutzen sie daher warme Aufwinde, die ihnen einen energiesparenden Segelflug erlauben. Solche Thermiken bilden sich in ausreichender Stärke nur über größeren Landflächen. Sie entstehen, wenn die Sonne den Erdboden erwärmt und die Wärme an die bodennahe Luft abgibt.
Segeln im Aufwind
Dadurch entsteht ein leichter Aufwind, den die Störche nutzen, um sich kräftesparend in die Höhe zu schrauben. Anschließend gleiten sie zum Fuß der nächsten Thermik, wo sie sich erneut in große Höhen tragen lassen. Da dieser so wichtige Auftrieb über großen Wasserflächen nicht entstehen kann, folgen die Störche auf ihrem Flug nach Afrika einer Route, die weitestgehend über Land verläuft. Bei den sogenannten Ostziehern bildet deshalb der Bosporus zwischen Europa und Asien ein Nadelöhr. Die Westzieher nutzen die schmale Mittelmeerenge bei Gibraltar.
Bei ihren Langstreckenflügen sind Störche wahre Vielflieger: In den zwei bis vier Zugmonaten legen sie im Durchschnitt 150 bis 300 Kilometer pro Tag zurück.
Fast 75 Prozent der deutschen Weißstörche wählen für ihren Zug in die Überwinterungsgebiete die östliche Route, die sie über den Bosporus in der Türkei in den Nahen Osten zunächst bis in den Sudan und dann weiter nach Tansania und sogar nach Südafrika führt. Oft legen sie dabei Strecken von mehr als 10.000 Kilometern zurück. In jedem Jahr folgen etwa 500.000 Störche dieser Strecke vom Bosporus über Zentralanatolien bis nach Iskenderun an der Mittelmeerküste.
Die Türkei war und ist dabei ein wichtiger Rastplatz für die durchziehenden Störche. Obwohl in den siebziger Jahren wichtige Sumpfgebiete trockengelegt wurden, finden die Störche nach wie vor gute Rast- und Nahrungsmöglichkeiten, um für die weiteren Etappen Kräfte zu sammeln. Daneben ist die Türkei eines der Länder, in denen der Storch als "Mekka-Pilger" einen traditionellen Schutz der meist islamischen Bevölkerung genießt.
Der Transit durch Israel, Palästina und Jordanien ist wahrscheinlich die am besten erforschte Etappe der Zugroute. Die Störche ziehen entlang des Jordan in großen Trupps und stellen manchmal eine Gefahr für den Luftverkehr dar: Auch heute noch kommt es immer wieder zu Kollisionen zwischen Flugzeugen und Störchen. Nach Durchquerung der Halbinsel Sinai fliegen die Störche über den Golf von Suez und folgen dann dem Verlauf des Nils bis zur sudanesischen Grenze.
Westzieher immer seltener in Afrika
Die Störche Südwestdeutschlands nehmen gemeinsam mit ihren Artgenossen aus Frankreich, Spanien und der Schweiz die westliche Zugroute über Gibraltar und die Sahara, um in der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad den Winter zu verbringen. In den letzten Jahren haben sich aber mehr und mehr Störche den Weiterzug abgewöhnt. Sie bleiben in Südspanien, wo sie auch in den Wintermonaten auf Mülldeponien ausreichend Nahrung finden.
Die Beobachtung ihrer Zugroute und Wanderbewegungen dokumentiert das genaue Zugverhalten der Vögel. So können Gefahrenquellen entlang der Zugwege ausfindig gemacht werden und länderübergreifend konkrete Schutzmaßnahmen gefördert und gefordert werden. Denn als Langstreckenzieher sind Störche einer Fülle zivilisationsbedingter Gefahren ausgesetzt wie elektrischen Freileitungen, intensiver Bejagung, Vergiftungen, und dem zunehmenden Verlust an geeigneten Rastgebieten. Werden Gefährdungsursachen unmittelbar sichtbar, lässt sich vor Ort manchmal schon mit geringen Mitteln viel Positives bewirken - nicht allein für den Storch, auch für viele andere wandernde Arten.
Wohin geht die Reise?
Albertus Magnus (1193-1280) glaubte noch, die Störche würden den Winter im Wasser schlafend verbringen. Eines war schon lange klar: Störche meiden einfach unsere winterliche Kälte und ziehen weg. Doch wohin? Aufsehen erregte eine deutsche Gräfin, die einen Storch mit einem Silbermedaillon markierte. Dieser Storch wurde 1846 in Palästina gefangen und konnte anhand des Schmuckes identifiziert werden.
Das Rätsel konnte endgültig mit dem Beginn der planmäßigen Beringungen durch den dänischen Lehrer Mortensen im ausgehenden 19. Jahrhundert gelüftet werden.
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