Sorgen Sie mit uns gemeinsam dafür, dass der Wolf in Deutschland wieder sicher leben kann. Werden Sie jetzt Wolf-Pate oder Patin!
Mehr Informationen zur Patenschaft!„Es geht immer um die Menschen“
Wolfsschutz ist auch Kopfsache
Wenige Tage vor Weihnachten 2019 mussten die Abgeordneten des Bundestags noch einmal ran. Das Zweite Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes, die „Lex Wolf“, stand auf der Tagesordnung. Erfreulicherweise wurde der ursprüngliche Entwurf – nicht zuletzt dank der fast 50.000 Mails durch die NABU-Protestaktion „Hände weg vom Wolf“ - vor der Abstimmung noch einmal deutlich überarbeitet und Herdenschutz in seiner Bedeutung betont.
Der Abschuss nach Nutztierrissen wird jeweils nur im Ausnahme- und Einzelfall gestattet – und zwar, wenn ein Wolf beim verursachten Schaden an Nutztieren nachweislich zumutbare Herdenschutzmaßnahmen überwunden hat. Kritikpunkt bleibt jedoch, dass nun „bis zum Ausbleiben von Schäden“ Wolf für Wolf eines Rudels geschossen werden darf, auch wenn unklar ist, welches Individuum für die Risse verantwortlich ist.
161 Wolfsfamilien in Deutschland
Diese Gesetzesänderung stellt einen vorläufigen Höhepunkt in der politisch-gesellschaftlichen Auseinandersetzung dar, seitdem Wölfe in den 1990er-Jahren wieder verstärkt in den Osten Deutschlands zurückkehrten. Nach und nach wuchs die Population. Inzwischen (Wolfsjahr 2021/22) sind 161 Wolfsfamilien, 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere bestätigt – für den Natur- und Artenschutz in Deutschland ein echter Erfolg.
Bereits 1993 erkannte der Münchner Wildbiologe Wolfgang Schröder nach vermehrten Sichtungen von Wölfen in Brandenburg: „Der wichtigste Schritt zum Schutz der Wölfe passiert im Kopf der Menschen“. Diesem Grundsatz folgend begann der NABU in den 90er-Jahren, sich für die Tiere starkzumachen, und startete schließlich 2005 das Projekt „Willkommen Wolf!“.
Seitdem hat der NABU viel geschafft, zum Beispiel wurde ein Netzwerk von etwa 200 ehrenamtlichen NABU-Wolfsbotschafter*innen aufgebaut, die überall im Land bei Veranstaltungen über drängende Fragen zu Wölfen informieren. Fachreferent*innen haben an Wolfsmanagementplänen einzelner Bundesländer mitgearbeitet.
Fake News nehmen zu
Im Mittelpunkt stehen immer praktische Lösungen für das Miteinander von Weidetieren und Wölfen: Einige NABU-Landesverbände erarbeiten gemeinsam mit Tierhalter*innen praktikable Ansätze, um ihre Herden in verschiedenen Landschaftstypen zu schützen. Und da Wölfe immer öfter auf politischen Agenden stehen, engagiert der NABU sich mit politischen Kampagnen und Lobbyarbeit dafür, dass Wölfe streng geschützt bleiben.
Wissenschaftsbasierte Informationen bilden die Grundlage, mit denen der NABU für Akzeptanz wirbt und den Ängsten und Sorgen der Menschen begegnet. Doch in letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verbreitung von Fehlinformationen. Wurde das oftmals negative Bild der Wölfe über Jahrtausende mittels Fabeln und Märchen in das kollektive Gedächtnis der Europäer eingebrannt, so setzen heute moderne Märchenerzähler*innen das Werk von Aesop oder den Gebrüdern Grimm mit sogenannten Fake News fort. Ihr Ziel: Erwartungsängste und Vorbehalte gegenüber dem Wolf zu schüren.
Kofferraum-Wölfe und Hybriden
Nicht selten dient das Tier dabei als Projektionsfläche für allgemeine Gesellschaftskritik oder ungelöste Stadt-Land-Konflikte. So kursiert zum Beispiel in allen europäischen Ländern, in denen sich in den letzten Jahren Wölfe aus eigener Kraft wieder niedergelassen haben, hartnäckig die Geschichte der heimlich von Naturschutzorganisationen freigelassenen, besonders gefährlichen Wolf-Hund-Hybriden. In Deutschland erzählte unter anderem das Magazin „Jäger“ in seiner Ausgabe vom Februar 2014, Wölfe und Luchse seien im Laderaum eines polnischen Kleintransporters zu uns gekommen.
Die Mechanik, mit der Wolfsgegner*innen ihre Falschnachrichten streuen, funktioniert subtil und unterschwellig. Wölfe werden als „grausame Bestien“ dargestellt, die mittlerweile in „beunruhigenden Zahlen“ auftreten, weil sie sich in „atemberaubender Geschwindigkeit“ vermehren und „massiv“ Risse an Schafen und Ziegen verursachen, sodass die „wehrlosen Weidetiere“ „qualvoll verenden“ müssen. Das lautstarke Bangemachen wirkt, und am Ende sind es Menschen wie die Politikredakteurin der Welt, Claudia Ehrenstein, oder deren Herausgeber Stefan Aust, die ihren Leser*innen erklären, dass der Wolf „nicht zu Deutschland“ gehöre.
Menschen statt Wölfe managen
Der NABU wird durch diese von Gerüchten und Halbwahrheiten geprägte öffentliche Diskussion vor ganz neue Herausforderungen gestellt und versucht, mit den Falschnachrichten aufzuräumen und ihnen Fakten entgegenzusetzen. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass Falschmeldungen im politischen Betrieb Regelungen wie die Ausweisung wolfsfreier Zonen oder die Wiedereinführung der Wolfsjagd hervorbringen, die den Schutz der Wildtiere verwässern.
Der NABU wird weiter für die Akzeptanz des Wolfes werben, denn er ist davon überzeugt, dass das Miteinander von Menschen, Weidetieren und Wölfen möglich ist. Ganz oben steht dabei der sachliche Dialog mit Weidetierhalter*innen, Veterinär*innen, der Wissenschaft und der Politik. Professor Alistair J. Bath von der Universität Neufundland berät seit vielen Jahren weltweit Projektgruppen, die sich mit großen Beutegreifern beschäftigen. Sein Credo: „Ganz ehrlich, wir können Wölfe nicht managen. Wölfe tun, was Wölfe tun. Wir managen die Menschen. Es geht immer um die Menschen“.
Ralf Schulte
Seit dem Jahr 2000 leben wieder Wölfe in Deutschland. Dadurch ergeben sich immer wieder neue Fragen rund um ihre Lebensweise, Biologie und darüber, wie man sich Wölfen gegenüber am besten verhält. Die wichtigsten Fragen hat der NABU hier beantwortet. Mehr →
Nachdem sie in Deutschland lange Zeit ausgerottet waren, wurden im Jahr 2000 die ersten Wolfswelpen in Freiheit geboren. Seitdem erobern sich die Wölfe ihren alten Lebensraum zurück. Wo leben sie in Deutschland, wie kam es zu der Rückkehr und woher kommen sie? Mehr →
In einer Ende August 2017 veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme nennen Bundesverband Berufsschäfer, Deutscher Tierschutzbund, BUND, IFAW, NABU, WWF, Deutscher Grünlandverband und Ökologischer Jagdverband Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander von Weidetierhaltung und Wölfen. Mehr →