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Vermeintliche Wolfsvorfälle im Fakten-Check
Mit der Rückkehr freilebender Wölfe in eine Region steigert sich auch die Berichterstattung zum Thema – und die Meldung zum Beispiel von sogenannten „Phantomwölfen“. Darunter sind Hunde oder andere Canidenartige zu verstehen, die fälschlicherweise für einen Wolf gehalten werden. Oft wird Berichten über besonders ungewöhnliche „Wolfsbegegnungen“ breiter Raum in Zeitungen, Online-Portalen oder TV-Beiträgen eingeräumt. Die Klarstellung erfolgt in der Regel nur als kleine Meldung. Das führt zu großer Verunsicherung gegenüber dem Rückkehrer Wolf – wir haben deshalb einige typische Fälle aufgearbeitet.
Wolf „Auf Streife“
Ort: Ein Bauernhof bei Köln, NRW
Datum: 18. Juli 2016
Was wurde berichtet?
In der Episode „Wolfsblut“ der Sat.1-Vorabendserie „Auf Streife“ wurde der „auf wahren Begebenheiten“ beruhende Fall eines Jugendlichen nachgespielt, der von einem mutmaßlich tollwütigen Wolf gebissen wurde. Als der Notarzt eintrifft, kann der Junge nicht abtransportiert werden, da der „Wolf“ um den Bauernhof „herumschleicht“. Erst als ein Förster mit Betäubungsgewehr eintrifft, kann das Tier narkotisiert und der Junge ins Krankenhaus zur rettenden Impfung gebracht werden.
Die Fakten
Nach Rückfrage des NABU erklärte die Produktionsfirma filmpool, die Episode beruhe auf dem Vorfall vom 4/5. April 2015 in Boitze (siehe unten: „Jäger schießt in Boden“). Bei dem genannten Vorfall spielte weder ein Wolf eine Rolle, noch eine Bissverletzung eines Menschen. Ein Schulkind war ebenso wenig beteiligt, wie ein Bauernhof, Rettungskräfte oder der Einsatz eines Försters, der das Tier betäuben musste. Übrigens: Die terrestrische Tollwut ist in Deutschland seit vielen Jahren ausgerottet.
Jäger schießt in Boden
Ort: Boitze an der Göhrde/Landkreis Lüneburg
Datum: 4./5. April 2015
Was wurde berichtet?
Ein Jäger erzählte, er sei nachts, als er von seinem Hochsitz kletterte, von einem Wolf attackiert worden. Nur ein Schuss mit seiner Pistole in den Boden habe das Tier vertreiben und ihn retten können.
Die Fakten
Experten untersuchten am nächsten Tag die Spuren vor Ort, ein Gutachten wurde erstellt. Fazit: Unter dem Hochsitz fanden sich nur Spuren eines Fuchses. Wolfsspuren gab es in größerer Entfernung: Das Tier hatte einen weiten Bogen um den Hochsitz gemacht.
Chihuahua
Ort: Wietze, Niedersachsen
Datum: 4. August 2015
Was wurde berichtet?
Ein Postbote machte mit seinen beiden Hunden (einem Terrier und einem Chihuahua) gegen 21 Uhr seine abendliche Gassi-Runde im nahegelegen Forst. Plötzlich tauchten drei „Wölfe“ auf, der Chihuahua riss sich von der Leine los und lief auf die Tiere zu. Eines der großen Tiere schnappte sich den kleinen Hund und schleppte ihn fort. Am nächsten Morgen wurde der Chihuahua tot aufgefunden.
Die Fakten
Am Kadaver des Chihuahuas wurden DNS-Proben entnommen, die Wolfsbeauftragte des Landes untersuchte die Spurenlage vor Ort. Das Ergebnis der DNS-Analyse war eindeutig: Der Chihuahua wurde von mindestens zwei Hunden – mit hoher Wahrscheinlichkeit Wolfhunden – attackiert und getötet. Wolfhunde sehen Wölfen zum Verwechseln ähnlich.
Mann flüchtet auf Baum
Ort: Lindberg/Zwiesel/Landkreis Regen
Datum: 1. Juli 2015
Was wurde berichtet?
Ein junger Mann aus dem Landkreis Passau löste einen nächtlichen Einsatz von Polizei, Bergwacht und Rotem Kreuz im Landkreis Regen aus, weil er sich von einem Wolfsrudel bedroht fühlte: Der 25-jährige hatte sein Zelt im Wald aufgeschlagen, hörte nachts ein „Hecheln, ein Kratzen am Zelt und weglaufende Tiere“. Er flüchtete sich auf einen Baum und alarmierte die Polizei, die Medien titelten: „Großeinsatz – Camper flieht vor Wolfsrudel“.
Die Fakten
Am nächsten Tag überprüfte die Nationalparkverwaltung auf Bitten der Polizei die Spuren vor Ort. Ergebnis: im Umfeld des besagten Baumes fand man eindeutige Spuren – von Dachsen, nicht aber von Wölfen. Seit im Jahr 1846 der letzte Wolf in Bayerischen Wald getötet wurde, hat sich in der Region bis heute kein Wolf dauerhaft niedergelassen.
Fazit
Aufgrund der gestiegenen Sensibilität für das Thema Wolf nehmen Meldungen von „Phantomwölfen“ zu. Doch seitdem die Wölfe vor 15 Jahren nach Deutschland zurück gekehrt sind, hat es keinen dokumentierten Fall gegeben, bei dem sich ein Wolf einem Menschen gegenüber aggressiv genähert hat. Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar.
Für eine Begegnung mit einem Wolf gibt es folgende Empfehlungen, die übrigens für Begegnungen mit Wildtieren aller Art gelten:
Beobachten Sie das Tier ruhig; wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen sich groß. Lautes Rufen oder Klatschen kann den Wolf verdrängen. Ziehen Sie sich langsam zurück und melden Sie Ihre Beobachtung an den zuständigen Wolfsberater oder an die zuständige Behörde.
Eine Begegnung zwischen Hund und Wolf kann zu einer Auseinandersetzung führen. So gab es in Deutschland einen Fall, bei dem ein Hund einem Wolf nachstellte und in der Folge so schwer verletzt wurde, dass er eingeschläfert werden musste. Dem gegenüber stehen jedoch zahlreiche unauffällige Hundespaziergänge in Wolfsrevieren. Trotzdem gilt für Wolfsgebiete die Empfehlung, sich an das jeweilige Waldgesetz des Bundeslandes zu halten, nach dem Hunde den Einflussbereich des Menschen nicht verlassen dürfen oder an der Leine zu führen sind.
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