Wolfsparadies Truppenübungsplatz

Gebiete sind wichtig für die Rückkehr des Wolfes

Truppenübungsplätze wurden ursprünglich für Kriegsübungen geschaffen. Inzwischen haben sie aber vor allem unter Naturschützern einen ganz besonderen Ruf, denn viele Tier- und Pflanzenarten, die andernorts bereits ausgestorben sind, finden hier einen letzten Rückzugsraum. Durch den regen Übungsbetrieb wechseln sich auf Truppenübungsplätzen geschundene Landstriche mit unberührten Bereichen, wie Mooren, Klarwasserseen und Bruchwäldern, ab. Diese Gebiete werden in unserer sonst so aufgeräumten Kulturlandschaft zu wahren Hotspots der Artenvielfalt.

In Brandenburg gibt es viele große, bedeutende Truppenübungsplätze, denn keine andere Region in Deutschland ist in den vergangenen 150 Jahren so intensiv militärisch genutzt worden. Ihre Formen- und Artenvielfalt verdanken die brandenburgischen Übungsplätze den Eiszeitgletschern und den Manövern der Sowjetarmee in gleichem Maße. Der Übungsbetrieb des Militärs, zu dem Panzerfahrten und Flächenbrände gehörten, riss tiefe Wunden in die Landschaft. Stets war der Zufall mit im Spiel und sorgte für eine mosaikartige Ausprägung der Region. Als 1994 die letzten sowjetischen Truppen abzogen, übernahm die Natur das Kommando.

Seitdem wandelte sich das Aussehen der Flächen erheblich. Da sie als Sperrgebiete nur wenigen Menschen zugänglich sind, entwickelten sich die stillgelegten Truppenübungsplätze, wie etwa die in Naturschutzkreisen bekannte Lieberoser Heide, in den letzten Jahrzehnten zu wahren Naturparadiesen. Heute bestehen sie hauptsächlich aus Sandwüsten, Heiden, Mooren und Kiefernwäldern. Die Gebiete sind riesengroß und bergen bedeutende Vorkommen seltener Tierarten, wie den Wiedehopf, den Ziegenmelker, die Östliche Smaragdeidechse und den in Deutschland immer noch seltenen Wolf.

Für die Rückkehr des Wolfes sind Truppenübungsplätze von besonderer Bedeutung. Der erste deutsche Wolfsnachwuchs seit seiner Ausrottung kam im Jahr 2000 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz zur Welt. Seitdem haben sich zahlreiche Wölfe in Deutschland auf Truppenübungsplätzen niedergelassen. In Brandenburg leben die meisten Wölfe auf den Plätzen Altengrabow, Brück/Lehnin, Jüterbog und Lieberose. Hier finden sie einen idealen Rückzugsraum. Die Gebiete sind unbesiedelt und kaum durch Straßen zerschnitten. Lediglich der Übungsbetrieb stellt auf manchen Plätzen eine kurze Störung dar, der die Wölfe gut ausweichen können. Mit dem ersten Welpennachweis auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Munster im Jahr 2012 ist der Wolf nun auch bis in die alten Bundesländer vorgedrungen. Wir sind gespannt, wohin es unsere Wölfe in Zukunft verschlägt.

von Sebastian Sczepanski