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Neue Studie: Weite Teile Deutschlands für Wölfe geeignet
Eine vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass in Deutschland theoretisch geeigneter Lebensraum für 700 bis 1400 Wolfs-Territorien vorhanden ist. Die Tiere sind anpassungsfähiger als noch vor zehn Jahren vermutet und finden in der Vielfalt fast aller Regionen geeignete Lebensräume. Wichtig ist zu betonen: Es handelt sich um eine Analyse der möglichen Territorien, nicht um eine Zukunftsprognose.
Die Studie untermauert unsere Aufforderung an die Bundesländer: Herdenschutz ist in allen Landschaftstypen Deutschlands notwendig, weil früher oder später dort Wölfe sesshaft werden könnten, oder zumindest durchziehen. Weidetierhalter*innen müssen sich so früh wie möglich mit Herdenschutzsystemen vertraut machen, sie müssen geschult werden und die Anschaffung von Material sollte unterstützt werden.
Die aktuelle Studie „Habitatmodellierung und Abschätzung der potenziellen Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland“ ist als BfN-Skript 556 kostenfrei hier verfügbar.
Unten stehend haben wir die wichtigsten Fragen zur neuen Studie beantwortet.
Warum wurde die Studie gemacht?
Auf der 89. Umweltministerkonferenz im Jahr 2017 beauftragten die Bundesländer den Bund mit dieser Studie. Ziel war es, abschätzen zu können, welche Gebiete in Deutschland für Wölfe geeignete Habitate bieten. Zusätzlich sollte aufgrund der errechneten Habitateignungskarten die potenziell mögliche Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland geschätzt werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat die Dokumentations- und Bratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf mit der Durchführung der Studie beauftragt. Beteiligt waren zudem das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), die Technische Universität Berlin, die Humboldt Universität Berlin und des Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (Wien).
Zu welchem Ergebnis kommt die Studie?
Die Studie zeigt auf, dass weite Teile Deutschlands als Lebensraum für Wölfe geeignet sind. Mit einer Durchschnittsgröße von 200km² könnte es laut den Forschern passenden Lebensraum für 700-1400 Territorien geben. Ihr Ergebnis ist jedoch keine Zukunftsprognose oder Zielgröße. Sie soll den Bundesländern bei ihrer Erarbeitung von Managementplänen für den Umgang mit Wölfen in ihrer Region dienen. Solche Informationen helfen, vorausschauend Herdenschutzmaßnahmen zu etablieren bzw. anzupassen, bevor die Wildtiere dort wieder leben. Ballungsräume und Großstädte eignen sich dagegen eher weniger als Habitate, kategorisch ausschließen lassen sie sich jedoch nicht. Auch in weniger geeigneten Gegenden können Wölfe auf Wanderschaft durchziehen.
Welche Kriterien wurden angewendet?
In den Rechenmodellen dieser Studie wurden vor allem Faktoren beachtet, die auf empirischen, also tatsächlich erhobenen Daten über Wölfe in Deutschland basieren, wie z.B:
- die durchschnittliche Größe von Wolfsterritorien in Deutschland (200 km²)
- Umweltvariablen wie Landnutzung, Einwohnerdichte und Entfernung von Siedlungen und Straßen.
Was ist der Unterschied zur Studie von 2010?
In der Studie aus 2010 musste aus Mangel an eigenen Daten noch auf Erfahrungswerte aus den Nachbarländern als Rechenbasis zurück gegriffen werden. Die aktuelle Studie hingegen konnte für die Berechnungen von geeigneten Lebensräumen auf die Vielzahl von Daten profitieren, die durch fortlaufendes Monitoring der Bundesländer und Besenderung (Telemetrie) gesammelt wurden. In den letzten Jahren wurden in Deutschland über 20 Wölfe besendert. Die Ergebnisse der alten Studie, nämlich knapp440 potentielle Territorien in Deutschland haben sich nicht als falsch erwiesen. Die neue Studie lässt jedoch erkennen, dass noch vielfältigere und damit mehr Lebensräume von Wölfen als Lebensraum akzeptiert werden, wie z.B. Agrarflächen und Gebiete im Nordosten des Landes– solange es genügend Rückzugsorte gibt.
Werden bald also 700-1400 Rudel in Deutschland leben?
Die neue Studie macht keine Aussage über die tatsächliche Entwicklung der Population in Deutschland. Sie zeigt nur anhand von Berechnungen, wo und wie viele potentielle Territorien es geben könnte, die Zahlen sind keine Zukunftsprognose. Eine valide Vorhersage, wie viele Wölfe es wo tatsächlich in Deutschland geben wird, ist nicht möglich. Die Bedingungen für die Wildtiere – und nur das zeigt die Studie - sind in Deutschland jedenfalls gut.
Werden mehr Wölfe in einem Territorium leben?
Nein. Wichtig ist zu verstehen, dass es zwar mehr Territorien geben wird, aber nicht mehr Wölfe pro Territorium. Wölfe sind stark territoriale Tiere. Das heißt, sie dulden nur die Wölfe des eigenen Rudels (also der eigenen Familie, 6-8 Tiere meistens) in ihrem durchschnittlich 200km² großen Gebiet. Das verhindert, dass sich mehr Wölfe dort niederlassen – sie ziehen wenn dann nur durch. Werden die Jungtiere geschlechtsreif, müssen auch sie abwandern, um sich ein eigenes Territorium zu suchen. Es wird also nie sehr viele Wölfe auf einer Fläche geben.
Müssen Wolfsbestände in Deutschland deshalb bald reguliert werden?
Nein. Wie unter Punkt 6 schon erklärt sind Wölfe territoriale Tiere, somit werden nie viele Individuen auf einer kleinen Fläche leben. Zudem ist bereits aus anderen (auch europäischen) Ländern bekannt, dass aktive Regulierungen (also Abschüsse) nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Einerseits können Abschüsse von territorialen Wölfen dazu führen, dass die natürliche Rudelstruktur zerstört wird. Dies kann zur Folge haben, dass die verbliebenen Wölfe, falls es sich um Jungtiere handelt, aus der Not heraus risikobereiter sind und eher Jagd auf Weidetiere machen, trotz gutem Herdenschutz. Andererseits ist es sehr wahrscheinlich, dass die Lücke gefüllt wird und relativ schnell neue Wölfe das Territorium für sich beanspruchen werden. In vielen Ländern, in denen die Jagd auf Wölfe erlaubt war, hat sich zudem gezeigt, dass die öffentliche Akzeptanz gegenüber Wölfen durch Abschuss nicht erhöht werden konnte. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist jedoch ein wichtiger Faktor für das Miteinander von Menschen und Wildtieren.
Was bedeutet das Ergebnis für das Thema Herdenschutz?
Diese Studie verdeutlicht den Ländern die Notwendigkeit, sich auf die Anwesenheit von Wölfen vorausschauend einzustellen. Die Erarbeitung von zugeschnittenen Managementplänen und Fördermöglichkeiten für Herdenschutz sollte vor dem Hintergrund der Studie nicht auf die lange Bahn geschoben werden. Wichtig ist, Förderung für Weidetierhalter*innen frühestmöglich bereitzustellen, damit sich auch diese gut vorbereiten können – am besten noch bevor Wölfe in ihrer Region sesshaft werden.