Unsere Fledermäuse sind gefährdet. Deshalb engagiert sich der NABU für den Schutz der kleinen Nachtschwärmer. Sorgen Sie mit einer Patenschaft dafür, dass die bedrohten Fledermäuse hier wieder sicher leben können.
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Tipps zur fledermausgerechten Haussanierung
Ob neues Dach, gedämmte Außenwand, frischer Anstrich oder Wärmeschutzverglasung: Wer etwas investiert, kann für die persönliche Klimabilanz eine Menge tun. Modernisierungsmaßnahmen an Haus oder Eigenheim senken die Energiekosten erheblich und treiben den Klimaschutz voran. Wenn viele etwas unternehmen, lassen sich unterm Strich deutschlandweit enorme Mengen fossiler Brennstoffe einsparen – schließlich wird rund 40 Prozent der bundesweit verbrauchten Energie zum Heizen und für Warmwasser benötigt. Doch aufgepasst: Falsch angepackt, kann eine Gebäudesanierung leicht Fledermäusen, Vögel und anderen Arten schaden, die Quartiere in und am Haus beziehen.
Sommer- und Winterbehausungen
So eignen sich Dachböden für viele Fledermausarten als Sommerquartier. Unter anderem das Große Mausohr und das Graue Langohr ziehen dort ihre Jungen auf. Nicht immer wird man ihre Anwesenheit bemerken. Einige hängen zwar sichtbar im Dachraum, andere Arten verstecken sich aber auch gerne im Gebälk oder in Mauerspalten.
Ihren Winterschlaf halten viele Fledermausarten gerne in Stollen, Bunkern, Kellern und Gewölben. Für ihre Ruhezeit bevorzugen die Tiere eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine „angenehme“ Kühle von drei bis sechs Grad Celsius. Manche Arten sind auch frosthärter.
Fledermausfreundliches Haus
Am Anfang stand Schloss Hehlen bei Holzminden, wo Familie Koch mit 1400 Mausohren unter einem Dach lebt. Seitdem hat der NABU Niedersachsen seine Plakette „Fledermausfreundliches Haus“ bereits mehrere hundert Male an Hausbesitzende vergeben, die helfen, die Wohnungsnot der Fledermäuse zu lindern. Das niedersächsische Vorbild machte Schule. Auch in Hessen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz zeichnet der NABU inzwischen Hausbesitzer*innen, Firmen und öffentliche Stellen aus, wenn sie sich als Fledermaus-Herbergseltern betätigen. Mehr
Nicht zuletzt unsanierte Plattenbauten mit rauem Untergrund sind bei den Tieren sehr beliebt. Hinter den offenen Fugen liegen Spalten, die etwa die kälteverträglichen Abendsegler gerne als Winterquartier aufsuchen. Die Spalten fungieren als künstliche Felsen. Holz- oder Eternitverkleidungen an Hauswänden, Flachdachkanten, Fensterläden oder Windbretter zählen auch zu Spaltenquartieren, die dem natürlichen Typ einer abstehenden Rinde ähnlich sind. Kleineren Fledermausarten reichen manchmal Spalten mit einer Breite von nur ein bis zwei Zentimetern.
Hohlräume verschwinden
„Das Problem ist, dass im Zuge von Bau- und Modernisierungsmaßnahmen entsprechende Hohlräume einfach verschwinden“, erklärt Fledermausexperte Tobias Teige vom NABU Berlin. Gerade ältere Häuser mit Nischen, Fugen und Spalten müssen klimawirksam saniert werden. Eine ökologische Baubegleitung durch Sachverständige ist daher unbedingt notwendig, damit die tierischen Untermieter und Mitbewohner nicht den Kürzeren ziehen.
In Brandenburg gibt es sogenannte Naturschutz-Sachgutachter, die die Gebäude genauestens unter die Lupe nehmen. Mit Hubwagen inspizieren sie die Außenfassaden, gehen in die Dachböden hinein, bestimmen die Arten und entscheiden, wie weiter vorgegangen werden muss. Leider stehen nicht überall in Deutschland qualifizierte Sachverständige zur Verfügung. Gerade in kleinen Städten und Kommunen dauert es länger, bis die Dringlichkeit von Fledermauskundigen verinnerlicht wird, weshalb meistens noch Ehrenamtliche mit solchen Arbeiten betraut und oftmals mit dem enormen Aufwand überfordert werden.
Lebendig eingemauert
Wie gesagt: Als Laie ahnt man nicht unbedingt, dass man sein Haus mit ein paar Fledermäusen oder gar einer ganzen Kolonie teilt. Kot- oder Urinspuren an den Außenwänden deuten auf einen Fledermausbestand hin, diese sieht man aber nicht immer. In Rolllädenkästen, hinter Spalten in der Gebäudefassade oder im Kniestock und Dach zwischen Ziegeln können sie sich einnisten und werden erst bei laufender Sanierung entdeckt – oder bleiben gar unbemerkt. „Es ist schon vorgekommen, dass die Tiere bei lebendigem Leibe eingemauert wurden, weil die Besitzer nicht wussten, dass sie Fledermäuse haben“, berichtet Karl-Heinz Lehmann, der für den NABU Potsdam viele Jahre als Naturschutz-Sachgutachter gearbeitet hat.
Fledermausambulanz
Ob entkräftet, verletzt oder verwaist: Werden in Schleswig-Holstein hilfsbedürftige Fledermäuse aufgefunden, ist dies ein Fall für die NABU-Fledermausambulanz. Die Ambulanz ist angegliedert an die NABU-Landesstelle für Fledermausschutz und -forschung. Im Ambulanzraum können Fledermauspatienten auch „Probefliegen“ und in der kalten Jahreszeit ist im Nebenraum Winterschlaf möglich. Ausführliche Infos, einschließlich Porträts der Patienten
Viele Fledermausarten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Inzwischen sind daher alle Arten in Deutschland geschützt. Möchte ein*e Hausbesitzer*in im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme die Tiere „los werden“, so muss man sich bei der Unteren Naturschutzbehörde eine Genehmigung einholen. Diese gewährt ihm zum einen, das alte Fledermausquartier zu zerstören, und beinhaltet gleichzeitig die Auflage, geeigneten Ersatz zu schaffen. Ein*e Hausbesitzer*in, der einen Fledermausbestand in seinem Haus beherbergt und die Sanierung ohne Genehmigung vornimmt, verstößt gegen das Bundesnaturschutzgesetz und muss mit einer Anzeige rechnen.
Den richtigen Zeitpunkt wählen
Bei einer artenschutzgerechten Haussanierung müssen viele Details beachtet werden: Wann pflanzen sich die vorhandenen Tiere fort, wann sind die Wochenstubenzeiten, wann die Schwärmzeiten, um welche Quartiere handelt es sich und um welche Fledermausart? Viele Arten haben einen eigenen Rhythmus, sodass im Zweifel nur eine Einzelfallentscheidung hilft. Als Faustregel gilt jedoch die fledermausfreie Zeit von September bis März/April für die Sanierung eines Sommerquartiers und April bis September für Winterquartiere.
Artgerechte Fledermausbehausungen wie Fassadenflachkästen und -quartiere aus wärmeisolierenden Holzbeton sowie Fledermaustafeln und -steine sollten immer in der Abwesenheit der Tiere angebracht werden. Letztere sind speziell für den Einbau in Fassaden entwickelt worden. Sie sind wartungsfrei und lassen sich problemlos in Putz- und Ziegelwände integrieren, ohne Wärmebrücken oder Tauwasserprobleme im Wandaufbau zu verursachen.
Um den freien Anflug zu ermöglichen, dürfen keine Büsche oder Antennen im Umkreis von einem Meter vor und unter der Einflugschneise sein. Scheinwerfer oder Bewegungsmelder stören die Nachtschwärmer und sollten ebenfalls nicht in der Nähe positioniert werden. Der Einsatz von giftigen Holzschutzmitteln sollte dringend vermieden werden. Auch die Außenflächen sollte man mit giftfreien Stoffen anstreichen. Eine örtliche Beratung hilft in jedem Falle Fehler zu vermeiden. Einige Architektenbüros haben sich sogar auf die fledermausfreundliche Gebäudeumrüstung spezialisiert. Bei größeren Wohnungsbaugesellschaften hat es sich bereits etabliert, vor einer geplanten Sanierung entsprechende Gutachten einzuholen.
Bundesweite Vorgaben fehlen
Dass unsere heimischen Fledermäuse keine blutrünstigen Vampire sind, ist dank jahrelanger Aufklärungsarbeit inzwischen den meisten Mitmenschen bekannt. Es wird ihnen aber immer noch mit Skepsis begegnet, etwa weil man fürchtet, ihr Kot enthalte Krankheitserreger. Tatsächlich besteht der trockene Fledermauskot hauptsächlich aus Chitinresten von verzehrten Insekten und er greift auch die Bausubstanz nicht an. Dennoch gibt es Hausbesitzer, die die Tiere nicht in ihrem Haus haben möchten und Fledermausquartiere eigenmächtig zerstören. Ihnen einen Verstoß oder Vertuschung nachzuweisen, ist kaum möglich. Bisher gibt es keine Regelung, dass man bei einer geplanten Haussanierung einen Nachweis darüber erbringen muss, dass man nicht gegen die Naturschutzgesetze verstößt.
Artenschutz und Klimaschutz sind bei der Gebäudesanierung vereinbar. Zufriedenstellende bundesweite Vorgaben, die eine reibungslose Verzahnung fördern, fehlen jedoch. Hier sind Städte und Gemeinden sowie jeder einzelne Hauseigentümer gefragt, sich für Energieeffizienz und die tierischen Mitbewohner gleichermaßen einzusetzen. Arten- und Klimaschutz beginnt eben nicht vor, sondern schon in der Haustür.
Jasmin Singgih
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