Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit – an der Havel wird sie gestillt. Wir wollen nun 90 Flusskilometer der Natur zurückgegeben. Werden Sie Teil dieses einmaligen Unterfangens!
Machen Sie die Havel wieder lebendig!Die Havel als Vorbild
Bundesforschungsministerin Wanka besucht NABU-Renaturierungsprojekt
27. Juli 2016 - Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hat heute das NABU-Renaturierungsprojekt an der Unteren Havel besucht. Von NABU-Präsident Olaf Tschimpke und NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller ließ sich die Ministerin das in Europa einmalige Großprojekt zeigen. Auf mehr als 90 Kilometern verwandelt der NABU hier die ehemals vielbefahrene Wasserstraße in ein Naturparadies.
„Die Renaturierung der Unteren Havel ist ein Modellprojekt für ganz Europa. Besucher können hier sehen, wie der Fluss Stück für Stück wieder natürlicher wird: Altarme werden an den Fluss angeschlossen, steinerne Uferbefestigungen entfernt und der Fluss gewinnt insgesamt mehr Struktur und Freiraum zur Entfaltung. Das ist nicht nur ein bedeutender Beitrag zum Artenschutz, sondern auch für den Hochwasserschutz in der Region“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Bundesforschungsministerin Wanka ließ sich bei ihrem Besuch einen Flussabschnitt an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt zeigen. Bei Vehlgast schließt der NABU derzeit einen ehemals abgetrennten Altarm an den Fluss an. Bagger räumen dazu das Flussbett der Dorfhavel wieder frei.
Röhrichte und Weidengebüsche für mehr Artenvielfalt
Zusätzlich wurden Auenwälder gepflanzt, eine besonders wertvolle und inzwischen seltene Waldform. Auenwälder sind an die jährlichen Überschwemmungen des Flusses angepasst, speichern Wasser und verbessern die Grundwasserqualität. Zusätzlich wurden Steinschüttungen entfernt, die den Fluss früher begrenzten. Röhrichte und Weidengebüsche können sich so wieder entwickeln und zahlreichen Tieren einen Lebensraum bieten sowie das Flusswasser filtern.
Die Erkenntnisse aus den Pilotprojekt an der Havel sollen künftig auch bundesweit genutzt werden. „In Deutschland wissen wir in manchen Teilen noch viel zu wenig über unsere Flüsse. Zum Beispiel ist die Grundlagenforschung, wie unsere Flussökosysteme funktionieren, noch unterentwickelt. Auch darüber haben wir heute mit der Ministerin gesprochen“, so Tschimpke.
Auch in das Bundesprogramm „Blaues Band“ sollen die Erkenntnisse aus der Havel-Renaturierung einfließen. Der NABU hatte das Programm lange Zeit gefordert, 2013 nahm die Bundesregierung es in ihren Koalitionsvertrag auf. Ziel ist es, den ökologischen Zustand unserer Gewässer zu verbessern. Denn bislang weist nur jeder zehnte Fluss oder Bach in Deutschland einen „guten Zustand“ auf, wie ihn die EU fordert und wie er bis zu diesem Jahr eigentlich für alle Fließgewässer erreicht sein sollte. Derzeit erarbeitet eine Gruppe aus Vertretern des Verkehrs- und Umweltministeriums, wie das Programm konkret aussehen soll. Dem Bund kommt dabei, nach Ansicht des NABU, besondere Verantwortung zu: Er ist Eigentümer aller als Bundeswasserstraßen eingestuften Flüsse in Deutschland.
Hintergrund
Die Untere Havelniederung ist das größte und bedeutsamste Feuchtgebiet im Binnenland des westlichen Mitteleuropa. Mehr als 1.000 vom Aussterben bedrohte und stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten leben hier. Seit dem Jahr 2005 setzt sich der NABU dafür ein, dem Fluss wieder seine ursprüngliche Natürlichkeit zurück zu geben. Dabei arbeitet der NABU eng mit dem Bund sowie den Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg zusammen.
Das NABU-Renaturierungsprojekt an der Havel ist einen weiteren Schritt vorangekommen. Seit April fließen zum ersten Mal seit 100 Jahren der Hauptstrom und der Altarm Schliepenlanke wieder zusammen. Dadurch soll in den kommenden Jahren wertvoller Lebensraum entstehen. Mehr →
Auf 90 Kilometern renaturiert der NABU bis 2033 die Untere Havel. Es ist Europas größte Fluss-Renaturierung. Hier entstehen wieder Lebensräume für über 1.100 seltene Arten. Mehr →