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NABU-Moorprojekt mit Karsten Schwanke
Karsten Schwanke ist eine Art Spurensucher. Der Meteorologe analysiert physikalische, chemische und geographische Daten, beschäftigt sich mit den Vorgängen in der Atmosphäre und deren Wechselwirkungen mit der Erdoberfläche. Er bewertet und interpretiert, erkennt Korrelationen und Kausalitäten. Es bereitet ihm Freude, Erkenntnisse zu gewinnen, komplizierte Zusammenhänge aufzulösen und anschaulich zu erklären. „Das ist für mich wie eine sportliche Herausforderung zum Wettlauf“, beschreibt er seine Begeisterung, den Dingen auf den Grund zu gehen und sein Wissen zu teilen. Im vergangenen Jahr ist er für sein Engagement mit der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet worden.
Schwanke sieht sich jedoch nicht als Klimaaktivisten. Wenn er übers Wetter oder übers Klima spricht, hängen die Zuschauer*innen dennoch interessiert an seinen Lippen. Er kann energiegeladen referieren, aber auch ruhig und sachlich. Sorgen bereiten dem Wissenschaftler die Schnelligkeit und Intensität des Klimawandels. „Bis Anfang der 90er gab es einzelne Sommer bei uns, die nicht einmal 30 Grad warm waren – heute haben wir uns an 35 oder 36 Grad Celsius schon gewöhnt. Die stabilen Wetterlagen sind nicht mehr ungewöhnlich – sie verursachen bei uns Trockenheit und Dürren, verändern unser Landschaftsbild.“ Den Umstand, dass die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels einerseits schon spürbar sind, andererseits aber die Zusammenhänge so komplex sind, dass sie für die meisten nicht zu verstehen sind, sieht der 54-Jährige als Herausforderung. Unermüdlich testet er Möglichkeiten, diese Prozesse verständlich darzustellen.
Neues Projekt mit dem NABU
Karsten Schwanke ist dem NABU schon seit 13 Jahren verbunden. 2010 wurde er NABU-Weißstorchpate – in seinem Beisein wurde Storch Michael vom NABU-Institut Bergenhusen mit einem Solarsender versehen. In diesem Jahr startet Schwanke damit, die Wiedervernässung von Mooren und landwirtschaftlich genutzter Moorflächen des NABU filmisch zu dokumentieren.
Braucht es noch Wetterformate im Fernsehen?
Schon als Schüler faszinierten ihn im brandenburgischen Ziesar die Datenreihen des Wetters. Seine Geographielehrerin hatte der Klasse Wetterdaten für Deutschland und die Welt zugänglich gemacht. Für Schwanke bedeuteten sie den Blick über die Grenzen der DDR hinaus.
Seine Neugier war entfacht, und so absolvierte er nach dem Abitur beim Meteorologischen Dienst der DDR in Potsdam die Ausbildung zum Technischen Assistenten für Meteorologie und begann im Anschluss das Studium der Meteorologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Für das Hauptstudium wechselte Schwanke nach dem Mauerfall nach Hamburg. 1995 beendete er das Studium als Diplom-Meteorologe und startete bei Kachelmanns Meteomedia, von wo er ein Jahr später ins Fernsehen wechselte. In der ARD stand Schwanke rund zehn Jahre lang in verschiedenen Wetterformaten vor der Kamera, ging dann 2006 zum ZDF, um „Abenteuer Wissen“ zu moderieren, wofür er 2010 mit der Goldenen Kamera für die „Beste Information Wissensmagazine“ ausgezeichnet wurde. Seit Herbst 2011 ist er wieder als Meteorologe in der ARD zu sehen.
„Natürlich besteht die Arbeit als Wettermoderator insbesondere darin, die Sendungen auch inhaltlich vorzubereiten. Ein normaler Arbeitstag besteht also aus der Durchsicht zahlreicher Daten – und der Interpretation und Aufbereitung dieser Informationen.“ Diese Analyse durch Expert*innen ist es auch, die den Unterscheid macht: „Man könnte sich ja durchaus fragen, warum es noch Wetterformate im Fernsehen braucht, wenn es doch zahlreiche Vorhersage-Apps gibt. Der entscheidende Punkt ist aber, dass die hohe Kunst ja darin besteht, Daten so zu interpretieren, dass beispielsweise Warnungen nicht zu früh, aber eben auch nicht zu spät ausgesprochen werden. Das schafft Künstliche Intelligenz noch nicht ohne den Menschen.“
Beruflich und privat sportlich
Sein Beruf hat Karsten Schwanke an besondere Orte und in besondere Situationen in aller Welt geführt. An ein Highlight erinnert er sich besonders gern. 2002 war er der Erste, der live über die Himalaja-Gipfelerstürmung eines Sechstausenders berichtete. „In den Bergen ist man dem Himmel so viel näher, da ist keine störende Atmosphäre dazwischen“, schwärmt Schwanke. „Das Licht, die Natur – das alles gibt mir so viel Lebensfreude und Energie. Und genau das ist es auch, was mich antreibt, was ich auch meinen beiden Kindern unbedingt ermöglichen und bewahren möchte.“
Bei seinen Reisen hat Schwanke stets seine Laufschuhe im Gepäck. „Ich bin ein richtiger Outdoorjunkie. Wind und Wetter am eigenen Leib zu erleben, das gehört für mich zum Meteorologen-Sein unbedingt dazu. Aber es muss natürlich nicht immer gleich ein Orkan sein, auf meinen täglichen Joggingrunden.“
Die beste Zerstreuung von der Arbeit erlebt er aber auf dem Meer, beim Segeln. „Wenn sich das Wasser kräuselt und man sich zu hundert Prozent einzig auf diese gleichzeitig körperliche und geistige Arbeit des Segelns konzentrieren muss, das ist für mich die beste Art, die Gedanken komplett von allem anderen abzuschalten. Eigentlich kein Wunder, denn Segeln ist als Fortbewegungsart durch Nutzung der Windenergie natürlich eine Sportart, die ganz intensiv mit der Beobachtung und Analyse von Wind und Wetter einhergeht.“ Da kommt der analytische Meteorologe wieder durch.
Anette Wolff (erschienen in der Naturschutz heute 2/23)
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