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Naturschützerin Barbara Maas im Porträt
Der Wunsch der kleinen Barbara ist in Erfüllung gegangen. Heute leitet die Biologin ein Projekt der NABU International Naturschutzstiftung in der Maasai Mara, einem nördlichen Ausläufer der Serengeti. Elefanten und viele andere Wildtiere werden hier zu Tausenden bei ihren kilometerlangen Wanderungen durch die Savanne von Wilderern verletzt und getötet. Barbara Maas kämpft für den Schutz der Tiere. Sie macht für das Projekt Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit vor Ort. Außerdem unterstützt NABU International den Aufbau einer Anti-Wilderer-Einheit, die sich unter anderem um die verletzten Tiere kümmern soll, die Fallen einsammelt und Wilderer an die Polizei ausliefert.
Von London um die Welt
Nicht nur in Tansania setzt sich die leidenschaftliche Naturschützerin ein, auch in Neuseeland, Kirgistan und Indien ist sie federführend für NABU International an Artenschutzprojekten beteiligt. Maas hat weltweit Kontakte zu Wissenschaftlern, Politikern, Naturschützern und Medienvertretern. Immerhin ist sie nun schon seit fast einem Vierteljahrhundert rund um den Globus aktiv, um Tiere vor dem Aussterben zu retten oder ungerechte Behandlungen aufzudecken.
Die überzeugte Vegetarierin lebt seit 26 Jahren in England, doch das Flugzeug ist fast schon ein zweites Zuhause geworden. Schließlich ist sie durch die Projektarbeit viel unterwegs. Ihr kleines Haus in Dorking, einer Kleinstadt in der Nähe von London, ist der Ruhepol, zu dem sie zurückkehrt, um Kraft zu schöpfen.
Wie ein tibetisches Kloster thront es über den Gipfeln des verschlafenen Ortes. Von der Hektik der Großstadt ist hier nichts mehr zu spüren. Es herrscht beinahe ländliche Idylle.
Vom Saarland in die Serengeti
Auch wenn der berufliche Stress hier von ihr abfällt, lässt das Schicksal der Tiere Barbara Maas niemals los. Deswegen wollte sie ursprünglich Tierärztin werden. „Doch als ich nach dem Abitur ein Praktikum in einer Arztpraxis machte, musste ich feststellen, dass ich auf so gut wie alle Tiere allergisch reagierte“, erzählt sie. Ein schwerer Schlag, denn schließlich bedeutete es für die gebürtige Saarländerin ihren Traum aufzugeben. „Ich überlegte, was ich sonst tun könnte, um Tieren zu helfen und studierte schließlich Biologie.“ Die Entscheidung war richtig, denn so ging letztendlich ihr Traum in Erfüllung, die Serengeti zu bereisen. Für fünfeinhalb Jahre lebte Maas als Doktorandin der Universität Cambridge auf einer Forschungsstation mitten im Nationalpark und untersuchte das Sozialverhalten von Löffelhunden.
Die zur langfristigen Sicherung der internationalen Projekte gegründete Stiftung „NABU International“ hat Ihre Arbeit Anfang 2010 aufgenommen. Ausführliche Informationen über die aktuellen Projekte von Ostafrika bis Neuseeland gibt es online unter www.NABU-International.de. Dort kann auch ein Newsletter abonniert werden.
„Nach meiner Promotion arbeitete ich für kurze Zeit an der Universität und betreute Studenten, doch mir wurde schnell bewusst, dass meine Forschungsarbeit nicht direkt zum Schutz bedrohter Tiere beitrug. Also kündigte ich und übernahm wissenschaftliche Arbeiten für Tier- und Naturschutzverbände. Es kam mir vor, als würde ich nach Hause kommen“, erklärt die Biologin. Eines ihrer vielen Projekte diente dem Schutz der Schneeleoparden in Kirgistan. Dort arbeitete sie 2002 erstmals mit dem NABU zusammen.
Buddhistische Gelassenheit
Europa, Afrika, Asien, Ozeanien, Amerika – es scheint, als gäbe es keinen Ort auf der Welt, an dem sie noch nicht war. Und jeder ist mit beeindruckenden Geschichten verknüpft. Ihr Einsatz in Tibet ist nur ein Beispiel. Dort kämpfte sie an der Seite des Dalai Lama gegen tierfellbesetzte Mäntel, traditionelle Prestigeobjekte, die für viele Tiger und andere seltene Tiere Jahr für Jahr einen qualvollen Tod bedeuteten.
Über dieses Projekt kam Barbara Maas zum Buddhismus. Buddha-Statuen und Yoga-Utensilien im Haus zeugen davon, doch die Tierschützerin lebt diese Philosophie vor allem. „Da ist ein Käfer in die Vogeltränke gefallen. Den bringen wir schnell ins Trockene“, sagt sie und fischt das heftig rudernde Insekt aus dem Wasser.
Sie steht niemals still, wenn sie sieht, wie ein Tier leidet. Dabei wirkt sie, trotz Rückschlägen und neuen Problemen, stets gelassen – auch das hat sie durch den Buddhismus gelernt. „Ein buddhistischer Mönch, inzwischen ein guter Freund, hat mir erklärt, dass Leben immer mit Leiden verbunden ist. Da kann man nichts gegen tun. Man muss nur lernen, es zu akzeptieren.“
Auf der richtigen Seite
Ein Leiden, das Barbara Maas besonders gerne hinnimmt, sind die vielen Blessuren, die sie sich beim Motocrossfahren zuzieht. Blaue Flecken, Prellungen, Knochenbrüche – seit einem schweren Unfall besteht ihr rechter Ellenbogen aus Titan. Und doch würde sie ihr gefährliches Hobby um nichts in der Welt aufgeben. „Beim Motorradfahren kann ich richtig abschalten“, lacht sie „Das tut gut und mein Team mit zwölf jungen Menschen ist für mich ein wahrer Jungbrunnen.“ Barbara Maas strahlt, als sie das erzählt. „Ich habe viel über den Tod nachgedacht. Man muss lernen, keine Angst vor dem Sterben zu haben, denn es gehört zum Leben dazu. Ich finde es beruhigend, zu wissen, dass ich meine Zeit genutzt habe, um für etwas Größeres zu kämpfen – und zwar auf der richtigen Seite.“
Julja Koch