Katharina und Wulf Jaedicke
Alter: beide 69
Arbeitsschwerpunkt: Schmetterlinge
Heimat: Bochum (Nordrhein-Westfalen)
Beruf: Rentner
Alter: beide 69
Arbeitsschwerpunkt: Schmetterlinge
Heimat: Bochum (Nordrhein-Westfalen)
Beruf: Rentner
Mit dem großen Schmetterlingsnetz steht Wulf Jaedicke im hohen Gras. „Zwei Braunkolbige Braundickkopffalter, ein Tagpfauenauge und ein Zitronenfalter“ listet er rufend auf, was er sieht. Seine Frau Katharina steht am Rand der Wiese und führt die Strichliste. „Ich bin seine Sekretärin“, erklärt sie und lacht. Denn eigentlich ist sie weit mehr als das. Die beiden sind ein perfekt eingespieltes Team. Seit vier Jahren zählt das Rentner-Ehepaar Schmetterlinge für ein Tagfaltermonitoring-Projekt in Nordrhein-Westfalen. Einmal in der Woche machen sie dafür einen Rundgang durch ihr Zählgebiet am Rande der Stadt Bochum. Los geht es direkt hinter ihrem Haus. Dort blühen im großen Garten viele Pflanzen, die auch die heimischen Tagfalterarten anziehen. An das Grundstück schließt sich ein Park an – ihr eigentliches Kartierungs-Terrain. Das Gebiet ist in kleinere Abschnitte, sogenannte Transsekte aufgeteilt. Was es dort zu sehen gibt, wird festgehalten. „Faulbaum-Bläuling oder Hauhechel-Bläuling? Am Anfang haben wir gedacht, das merken wir uns nie“, erinnert sich Katharina Jaedicke.
Katharina und Wulf Jaedicke sind Mediziner aus Freiburg und leben seit 34 Jahren in Bochum - Foto: NABU/Eric Neuling
Die Klimaschutz-Auszeichnung für das vorbildhafte Umweltmanagement in der Kirchengemeinde Hiltrop geht auf ihre Kappe - Foto: NABU/Eric Neuling
Einmal in der Woche zählen die Jaedickes Schmetterlinge in einem festen Zählgebiet - Foto: NABU/Eric Neuling
Es ist ein Park, der großflächig selten gemäht wird - auch ein Verdienst der Jaedickes - Foto: NABU/Eric Neuling
Auf das reviertreue Waldbrettspiel kann man am sonnenbeschienenen Wegesrand fast warten - Foto: NABU/Eric Neuling
Der kleine, unscheinbare Nesselzünsler wird von Wulf Jaedicke schnell und sicher bestimmt - Foto: NABU/Eric Neuling
Auf einer Diestel sitzt der Braunkolbige Braundickkopffalter. Disteln sind sehr beliebte Futterpflanzen für viele Schmetterlinge - Foto: NABU/Eric Neuling
Das Zählgebiet wird in 20 Transekte aufgeteilt, in denen jeweils alle einzelnen Schmetterlinge erfasst werden - Foto: NABU/Eric Neuling
Das Große Ochsenauge ist ein typischer Wiesenschmetterling, der oft im Gras sitzt. Wo viel gemäht wird, kommt er nicht vor - Foto: NABU/Eric Neuling
Zwei weitere Ochsenaugen werden von Katharina Jaedicke vor Ort in der Monitoring-Liste notiert - Foto: NABU/Eric Neuling
Wulf Jaedicke geht durch's feuchte hohe Gras, ausgestattet mit einem großen Kescher... - Foto: NABU/Eric Neuling
... und hat zwischen Blutweiderich und Wiesenkerbel auch gleich wieder etwas entdeckt - Foto: NABU/Eric Neuling
Um unscheinbare Arten sicher zu bestimmen, kommen die Kleinschmetterlinge kurzzeitig in ein gepolstertes Gefäß - Foto: NABU/Eric Neuling
Sämtliche im Zählgebiet vorkommende Arten werden auf Bildern festgehalten und archiviert - Foto: NABU/Eric Neuling
Das Naturinteresse war bei Katharina Jaedicke schon immer da. Vor den Schmetterlingen waren es die Orchideen - Foto: NABU/Eric Neuling
Auf den Zählblättern werden auch Witterung und Uhrzeit mit aufgenommen. Neben den Zahlen sind dies wichtige Angaben für das Tagfalter-Monitoringprogramm NRW - Foto: NABU/Eric Neuling
Auch im eigenen Garten blüht es in den verschiedensten Farben - hier beginnt die Zählstrecke - Foto: NABU/Eric Neuling
Mit ihrem natürlichen Garten haben die Jaedickes allmählich ein paar Nachahmer gefunden - Foto: NABU/Eric Neuling
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach macht aus den Naturschutzmachern außerdem noch Klimaschützer - Foto: NABU/Eric Neuling
Das gemeinsame Interesse und die gemeinsame Arbeit machen die Jaedickes zu einem erfolgreichen und glücklichen Paar - Foto: NABU/Eric Neuling
Inzwischen sind die beiden echte Profis. Mit geübtem Blick erkennen sie die gut getarnten Gaukler, meist sogar schon aus der Ferne. Besondere Exemplare werden fotografiert und die Bilder archiviert. Sollte doch einmal ein unbekannter Falter dabei sein, wird auch er abgelichtet und zu Hause in aller Ruhe bestimmt. Doch als wir die beiden Naturschutzmacher besuchen, sind keine Überraschungen dabei und auch insgesamt ist wenig los. „Eigentlich ist das Jahr 2010 ein gutes Schmetterlingsjahr, aber die letzten Tage waren sehr regnerisch. Da sind nicht so viele Tiere unterwegs wie sonst“, erzählt Wulf Jaedicke.
Das Ehepaar, das 1978 von Freiburg nach Bochum zog, hat sich schon immer sehr für die Natur interessiert und auch schon früher gemeinsam Entdeckungstouren gemacht. „Als die Kinder noch nicht da waren, haben wir zusammen im Kaiserstuhl Orchideen gesucht. Daran musste ich denken, als ich 2006 den Aufruf in unserer Lokalzeitung las, beim Tagfaltermonitoring mitzumachen. Ich dachte, jetzt wo wir beide Rentner sind, wäre das ein gutes Hobby für uns“, berichtet Katharina Jaedicke. „Die Liebe zu den Schmetterlingen wurde bei mir schon im Elternhaus geweckt“, ergänzt Wulf Jaedicke. „Mein Vater zog sonntags mit Schmetterlingsnetz und in Begleitung von uns Kindern durch die Harzberge, um die heimischen Falter zu zeigen, und er selbst war als Junge mit seinem Vater in gleicher Intention durch den Grunewald gewandert.“
„Als wir uns an unsere neue Aufgabe heranmachen wollten, hatten wir schnell ein echtes Problem. Wir fanden einfach keine Schmetterlinge. Gab es etwa hier im Ruhrgebiet keine Tagfalter mehr? Wir riefen den Projektleiter in Bonn an. Prompt kam er vorbei und machte sich mit uns auf die Suche. Er wählte den Park für uns aus. Doch wir mussten feststellen, dass dort die Wiesen komplett gemäht wurden. Das Mahdgut blieb liegen und so war das Areal für Schmetterlinge unbrauchbar“, erinnert sich Katharina Jaedicke. „Ich rief bei der Stadtverwaltung an und berichtete von den Folgen des Grasmähens. Man sagte mir, man würde sich kümmern, doch nichts passierte. Daraufhin ging ich zur Presse. Das hat funktioniert. Inzwischen wird nicht mehr gemäht nur noch rund um den Spielplatz und in den Liegebereichen. Alles andere verwildert und die Schmetterlinge kommen zurück. Das konnten wir in den letzten Jahren eindeutig beobachten.“
„Wir mähen bei uns im Garten das Gras auch nicht und haben eine echte Wiese angelegt“, erzählt Katharina Jaedicke. Das freut die Schmetterlinge, ärgert aber wohl die Nachbarn. „Wir haben inzwischen ein Schild angebracht, auf dem steht, dass wir absichtlich nicht mähen, da diese Wiese über 1000 Insektenarten einen Lebensraum bietet. Die meisten haben das inzwischen auch akzeptiert. Neulich kam sogar eine Nachbarin zu mir und berichtete, sie habe jetzt endlich auch einen „unordentlichen“ Garten.“ Katharina Jaedicke lacht. Solche Begegnungen freuen die beiden Schmetterlingsschützer. Die Jaedickes sind gerne ein Vorbild, wenn es um Naturschutz geht. Sie inspirieren nicht nur mit ihrem Garten die Anwohner zu mehr natürlichem Grün, sondern sie haben auch in ihrer Kirchengemeinde bewirkt, dass diese umweltfreundlich wirtschaftet.
Angeregt wurden die Jaedickes durch den „Grünen Hahn“, ein Umweltmanagement-Projekt der Landeskirche. Für diesen, maßgeblich von den beiden Rentnern geleiteten Einsatz wurde die Kirchengemeinde mit dem 2. Preis im Klimaschutzwettbewerb der Stadt Bochum ausgezeichnet.
Außerdem macht die Kirche auf ihren Vorschlag hin beim Projekt Lebensraum Kirchturm mit. In Kürze soll die Plakette angebracht werden. „Naturschutz war uns schon immer sehr wichtig, doch vor der Rente haben wir beide als Ärzte gearbeitet und hatten nebenher zu wenig Zeit, aktiv zu werden“, erzählt Katharina Jaedicke „Das holen wir jetzt nach und genießen es, das alles gemeinsam erleben zu können.“ (juko)
Unter allen Insektenordnungen sind die Schmetterlinge, insbesondere die Tagfalter, die populärste Gruppe. In Deutschland wurden insgesamt mehr als 3.500 Arten aus den unterschiedlichen Schmetterlingsfamilien nachgewiesen. Mehr →
Die Oldenburger NABU-Schmetterlings-AG hat in den letzten Jahren ausgezeichnetes Infomaterial erstellt, wie die Tagfalterkarte oder unsere Schmetterlingsbroschüre. Ein echtes „Muss“ für jeden Schmetterlingsfreund und Naturgärtner! Mehr →
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