Manfred Neubert
Alter: 52
Arbeitsschwerpunkt: Moorschutz
Heimat: Werlte (Niedersachsen)
Beruf: Diplom-Ingenieur für Landespflege
Alter: 52
Arbeitsschwerpunkt: Moorschutz
Heimat: Werlte (Niedersachsen)
Beruf: Diplom-Ingenieur für Landespflege
Vorbei geht es an blühenden Raps-Feldern. Nie hätte man geahnt, dass sich dahinter ein riesiges Moorgebiet erstreckt. Das Theikenmeer ist einer der herausragenden Naturschätze Niedersachsens. Und das zu Recht. Wir laufen den schmalen Feldweg entlang. Ohne unseren Führer Manfred Neubert hätten wir uns durch das enger werdende Gestrüpp gar nicht durch gewagt. „Wir wollen natürlich nicht, dass jeder in die Moorgebiete hineinläuft. Denn das Gebiet soll so weit wie nur möglich sich selbst überlassen werden. Deshalb gibt es Zutritt nur zu bestimmten Stellen und wer das Moor entdecken möchte, kann an einer der vielen Führungen durch das Gebiet teilnehmen“ erklärt der Naturschützer. Dann ist plötzlich am Ende des Weges ein Ausguck zu sehen. Im Hintergrund liegt eine riesige Wasserfläche.
Wir sitzen im Aussichtsturm und lassen den Blick über die weite, glitzernde Wasserfläche schweifen. Unfassbar, dass dieser riesige See noch vor dreißig Jahren komplett ausgetrocknet war. Dass der See wieder da ist und auch das Gebiet darum herum langsam wieder zu dem Hochmoor wird, das ist der Verdienst der Arbeitsgruppe Theikenmeer, die sich 1979 gegründet hat. 1989 ist Manfred Neubert dazu gestoßen. „Ich habe gerade im Rahmen meines Studiums die Vogelwelt der Hümmlingbachniederungen untersucht. Dadurch wurde ich auf die Gruppe aufmerksam“, erzählt der Diplom-Ingenieur. Seitdem verbringt er seine Freizeit mit dem Schutz des Theikenmeeres. „Das Moor als Lebensraum hat mich schon immer fasziniert. Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen. Als kleiner Junge war ich viel draußen. Während die anderen Kinder Fußball gespielt haben, bin ich durch Wald und Moor gestreunt. Später habe ich einen Moorbrand miterlebt. Vielleicht war es das, was mich endgültig zu einem Moorschützer gemacht hat.“
Fruchtendes Wollgras - Foto: NABU/Eric Neuling
Ein schmaler Pfad führt ins Moorgebiet. Wer es nicht weiß, würde es nicht erahnen. - Foto: NABU/Eric Neuling
Manfred Neubert zeigt uns die Schautafel zum Theikenmeer. Hier ist die Karte aufgezeichnet, sowie Informationen zu Pflanzen und Tieren im Gebiet. - Foto: NABU/Eric Neuling
Ein Aussichtsturm steht am Ende des schmalen Feldweges. - Foto: NABU/Eric Neuling
Von ihm aus hat man einen tollen Blick auf den großen See im Moorgebiet. - Foto: NABU/Eric Neuling
Eine Gartengrasmücke am Wegesrand. Das laute Gezwitscher hat den Ornithologen Manfred Neubert auf sie aufmerksam gemacht. - Foto: NABU/Eric Neuling
Hier sind einige Birken, die durch die Weidervernässung der Flächen nasse Füße bekommen haben. Sie sterben ab und überlassen typischen Moorpflanzen das Feld. - Foto: NABU/Eric Neuling
Eine typische Moorpflanze ist zum Beispiel der Sonnentau. Er braucht viel Licht und Feuchtigkeit. - Foto: NABU/Eric Neuling
Diese Gebiete sind schon wieder schön sumpfig. Hier wachsen Torfmoos und Wollgras. - Foto: NABU/Eric Neuling
Manfred Neubert hat als Kind einen Moorbrand miterlebt. Seitdem setzt er sich für den Schutz des seltenen Lebensraumes ein. - Foto: NABU/Eric Neuling
Auch ein leuchtendgrüner Sandlaufkäfer läuft uns über den Weg. Er scheint sich in den sonnigen Flächen des Theikenmeeres sehr wohl zu fühlen. - Foto: NABU/Eric Neuling
Diese Moorwiesen werden nicht wiedervernässt. Hier können bodenbrütende Vogelarten in Ruhe ihren Nachwuchs großziehen. - Foto: NABU/Eric Neuling
Manfred Neubert ist seit dreißig Jahren für das Theikenmeer aktiv. Er hat gelernt, langen Atem zu behalten. Von kleinen Rückschlägen lässt er sich nicht entmutigen. - Foto: NABU/Eric Neuling
Früher haben Moorschnucken die Ausbreitung der Birken verhindert. Heute erobern sich die Pionierbäume Teile der Flächen langsam zurück. - Foto: NABU/Eric Neuling
Nicht nur in der Freizeit, auch im Beruf lässt ihn das Thema Moor nicht los. Seit 1993 arbeitet Manfred Neubert bei der staatlichen Moorverwaltung des Landes Niedersachsen. Der Job ist sein Traumberuf. „Als ich dann bei der Bundeswehr fertig war, nahm ich mir vor, mir selbst meinen Kindheitstraum zu erfüllen und mich für den Naturschutz einzusetzen. Ich studierte Landespflege und bekam danach sofort eine Stelle im Naturschutzbereich.“ Nun kümmert sich der vierfache Vater um die Wiedervernässung alter Moorflächen. Sein Knowhow hat er teilweise auch bei seiner ehrenamtlichen Arbeit im Moor gesammelt. Und das was an anderen Moorflächen funktioniert, kann auch beim Theikenmeer ausprobiert werden so ergänzen sich beruflicher und ehrenamtlicher Naturschutz perfekt.
Als die Naturschützer begannen sich für das Theikenmmer zu engagieren, erkannten sie schnell, dass zur Regenerierung der toten Moorflächen drei Dinge nötig waren: Wasser, Fläche und Zeit. Im Laufe der Zeit konnten sie 290 Hektar der alten Moorflächen sichern und teilweise wiedervernässen. Für die typische Fauna und Flora von Hochmooren ist es wichtig, dass die Flächen viel Regenwasser speichern. Um das zu gewährleisten, werden alle Wasserabflüsse aus dem Naturschutzgebiet angestaut. So kann sich die Torfoberfläche mit Wasser vollsaugen.
Manfred Neubert hat in letzter Zeit zum Beispiel den Bau eines Walles organisiert. Er trennt einzelne Moorparzellen voneinander und trägt dadurch dazu bei, dass die einzelnen Flächen das in ihnen gespeicherte Wasser behalten und nicht an die Umgebung abgeben. Doch ein Problem bleibt: Birken finden im Moorgebiet noch immer einen attraktiven Lebensraum und breiten sich aus. Die Bäume werfen Schatten und verdrängen die lichtliebenden Tiere und Pflanzen des Moores. Außerdem entziehen sie dem Boden zu viel Feuchtigkeit. Bis vor einem Jahr hatten die Schafe und Ziegen der Schäferin Maike Graedener die Flächen gut im Griff. Solange die Tiere da waren, hatten Birken und Co keine Chance. Doch vor einem Jahr orientierte sich die Schäferin beruflich um und die Schafe kamen nicht mehr. Die ungeliebten Pflanzen kommen langsam wieder zurück. „Wir haben auch schon einzelne Flächen per Hand entkusselt. Aber unsere Gruppe ist mit acht Mann nur sehr klein und die Arbeit dadurch sehr mühselig. Das war mit den Schafen einfacher. „Aber man braucht spezielle Schafe, Moorschnucken. Die sind durch ihren Körperbau optimal ans Moor angepasst. Durch ihre geringe Körpermasse sinken sie in dem Morast nicht ein. Doch ihr geringes Gewicht macht sie bei der Vermarktung unattraktiv. Den Käufern ist ein hoher Ausschlag der Waage wichtig. Daher setzen wenige Schäfer heutzutage auf die besondere Schafrasse und wir finden keinen Ersatz.“
Doch von solchen Rückschlägen lässt sich Manfred Neubert nicht entmutigen. „So ist es eben. Es gibt Rückschläge, aber es gibt ja auch immer wieder schöne Erfolgsmomente.“ Zum Beispiel ist im Laufe der Zeit die Akzeptanz bei der Bevölkerung höher geworden. Die Landwirte waren zunächst wenig begeistert, ihre Flächen abzugeben. Doch heute sind viele stolz auf die Moorflächen, die international als beispielhaftes Projekt gelten und schon einige Prominenz angelockt haben.
Und so geht es immer weiter am Theikenmeer. Große und kleine Projekte warten auf ihre Umsetzung. Ein Informationszentrum soll gebaut werden. Es gilt, einen Ort dafür zu finden und den Bau zu organisieren. „Das ist ein aufwändiges Projekt, das nicht sofort umgesetzt werden kann. Das nächste ist jetzt erst einmal die Wiedervernässung des letzten landwirtschaftlich genutzten Feldes, das im Moorgebiet liegt. Im Zuge einer Ausgleichsmaßnahme für die nahe Umgehungsstraße wird die Fläche ausgetauscht und endlich in extensives Grünland umzuwandeln. Hierdurch werden weitere Vernässungen möglich.“ Manfred Neubert ist geduldig. „Im Moorschutz braucht man einen langen Atem. Bis die Flächen hier wirklich regenerieren, können noch einige Jahre ins Land gehen.“
Julja Koch
Das Theikenmeer gehört zu den ältesten Schutzgebieten Deutschlands. Dramatische Veränderungen brachten das Moor in Gefahr, entwässerte Flächen überwucherten mit Birken. Der NABU will das Moor nun wiederbeleben, unter anderem mit Hilfe von Moorschnucken. Mehr →
Das Theikenmeer ist eine bedeutendes Naturschutzgebiet in Norddeutschland. Wegen seiner Artenvielfalt sowie der als herausragend geltenden Renaturierung findet es international Beachtung. Die NABU-Stiftung bewahrt hier über 61,5 Hektar dauerhaft für die Natur. Mehr →
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