Ömer Balkaya
Alter: 20
Arbeitsschwerpunkt: Fledermäuse, Öffentlichkeitsarbeit
Heimat: Frankenberg (Hessen)
Beruf: Schüler
Alter: 20
Arbeitsschwerpunkt: Fledermäuse, Öffentlichkeitsarbeit
Heimat: Frankenberg (Hessen)
Beruf: Schüler
Es ist Freitagnachmittag, Beginn der Osterferien, es regnet. Im NAJU-Haus, einer Holzhütte am Berghang nahe dem Stadtzentrum von Frankenberg haben sich ein Mädchen und zwölf Jungen zwischen 10 und 20 Jahren eingefunden. Sie warten auf den Start des wöchentlichen Treffens der NAJU Frankenberg. Frank Seumer, der Gruppenleiter resümiert die letzte Woche. Zwei Wanderungen, Nistkastenbau, eine Baumpflanzaktion, die NAJU-Bienenvölker nach dem Winter umquartieren, Vogelzählungen, Pflanzenbestimmung – was die Jugendgruppe in sieben Tagen geleistet hat, klingt wie das Programm für einen ganzen Monat. Nahtlos geht es über zu den Aktivitäten für die heutige Stunde. In Minutenschnelle sind die Aufgaben verteilt.
Ömer Balkaya, einer der Älteren, betreut die Arbeit im NAJU-Garten. Dort muss eine Stelle zur Aussaat vorbereitet werden, denn im NABU-Jubiläumsjahr will die Gruppe 111 Bienenweiden großziehen und pflanzen. Im Großziehen von Bäumen haben die Jugendlichen Übung.
Dort hinten liegt der erste Einsatzort der NAJU-Frankenberg, den Ömer uns gleich zeigen wird - Foto: NABU/Eric Neuling
Die Burg Hessenstein ist nicht nur Herberge für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Fledermäuse - Foto: NABU/Eric Neuling
Die Leiterin der Jugendherberge versteht sich sehr gut mit Ömer. Seine Fledermausführungen findet auch sie wichtig für ihre Gäste - Foto: NABU/Eric Neuling
In dem Kindererlebnisraum mit dem Namen Fledermaushöhle liegt der Schwerpunkt auf Umweltbildung - Foto: NABU/Eric Neuling
Unter dem Dach der Burg befinden sich mehrere Einfluglöcher für Fledermäuse. Auch Ömer muss genau hinsehen, denn sie sind sehr klein - Foto: NABU/Eric Neuling
Im Edertal lässt sich viel für die Natur tun. Die Pflege von Kopfweiden gehört dazu - Foto: NABU/Eric Neuling
Eine andere Station unserer Tour ist ein alter Steinbruch, in dem immer wieder Müll abgeladen wird, der dann regelmäßig beseitigt werden muss - Foto: NABU/Eric Neuling
Von einem Gewitterregen überrascht, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns die alte Streuobstwiese aus dem Auto anzusehen - Foto: NABU/Eric Neuling
Ömer führt uns nun ins Trockene, ein kleines Haus gleich bei der Kirche von Frankenberg, das als NAJU-Treff dient - Foto: NABU/Eric Neuling
Noch vor dem eigentlichen Beginn des Treffens wird bereits fleißig gehämmert und gestrichen im NAJU-Haus - Foto: NABU/Eric Neuling
Dieser Vogelnistkasten ist fast fertig und wird mit den vielen anderen auf dem Markt verkauft. Leander nimmt noch einmal Augenmaß - Foto: NABU/Eric Neuling
Louisa, als einziges Mädchen in der NAJU-Jugendgruppe, hat die meisten Kraniche gezählt - Foto: NABU/Eric Neuling
Frank Seumer, der Gruppenleiter, stellt den anwesenden Mitstreitern die Aufgaben der nächsten Woche vor - Foto: NABU/Eric Neuling
Der NAJU-Garten liegt direkt unterhalb der Stadtmauer und bietet überaus viel Platz für verschiedenste Projekte - Foto: NABU/Eric Neuling
Hier bereitet Ömer mit zwei anderen Jungs der NAJU-Gruppe ein Beet vor, auf dem bald eine von 111 Bienenweiden blühen soll - Foto: NABU/Eric Neuling
Die NAJU Frankenberg hinterlässt einen großen Eindruck. Mit einem Gruß der Bundes-NAJU und einem Dankeschön verabschieden wir uns von Ömer - Foto: NABU/Eric Neuling
Auch vor dem NAJU-Haus werden Samen gesät. Die Setzlinge werden später auf dem Frankenberger Ökomarkt verkauft, ebenso die Nistkästen, die zur selben Zeit im Gruppenraum gebastelt werden. „Das kommt gut an und ist genau das was unsere Arbeit ausmacht. Wir arbeiten für die Gemeinschaft“, erzählt der türkischstämmige Ömer. Der 20-Jährige will seine Umwelt sensibler machen für das, was in ihr zu finden ist. „Der Kontakt zur Öffentlichkeit ist mir sehr wichtig, denn Aufklärung ist das A und O. Man kann nur schützen, was man kennt. Und Umweltschutz ist heute wichtiger denn je. Wenn wir weiterhin so gut leben wollen, dann müssen wir auch auf unsere Umwelt achten.“
Dazu gehört für den Abiturienten auch unbedingt, dass jeder Einzelne mit anpackt. „Jeder sollte darauf achten, keinen Müll in der Natur zu hinterlassen. Das ist für jeden nur eine Kleinigkeit und trotzdem würde es viel bewirken.“ Er zeigt uns einen alten Steinbruch in dem das Schmelzwasser kleine Seen gebildet hat. Im See laichen nicht nur Geburtshelferkröten, dort schwimmen auch Bierflaschen und ein Computermonitor rottet vor sich hin. Von Zeit zu Zeit macht hier die NAJU Klarschiff, doch nach kurzer Zeit ist wieder neuer Müll da.
Als wir, bepackt mit Gartengerätschaften und voller Arbeitseifer, im NAJU-Garten ankommen, sitzt in der gemütlichen kleinen Laube ein junges Pärchen und lässt den Abend bei einem Bier ausklingen. Die beiden sind über das verschlossene Gartentor gestiegen. „ Das passiert immer wieder. So geht es ja noch, aber oft randalieren sie dort auch und machen alles kaputt. Das ist sehr ärgerlich, denn wir stecken in den Garten jede Menge Zeit. Das sagt er dem jungen Pärchen auch so und bittet sie höflich aber bestimmt, unbedingt auch ihren Müll mitzunehmen, wenn sie gehen. „Ich bin vielleicht gerade deswegen eine der Kultfiguren der NAJU-Gruppe, weil ich höflich und offen auf jeden zugehen kann. Herkunft und Stand sind mir total egal. Ich komme mit jedem zurecht.“
Nicht nur das Pärchen, auch die kleineren Jungs hören auf ihn. Er zeigt ihnen, wie der Boden mit der Hacke aufgelockert wird. „ Für mich ist vor allem die praktische Arbeit wichtig. Ich kenne zum Beispiel die verschiedenen Vogelarten nicht. Ich bin eher ein Anpacker. Mir macht die Arbeit einfach Spaß. Man ist Teil einer großen Sache und tut etwas Gutes, von dem hinterher alle profitieren. Das ist ein unheimlich gutes Gefühl“, findet Ömer. In Frankenberg ist er als NAJU-Aktiver bekannt und repräsentiert die Gruppe gerne. Für viele Kinder und Jugendliche in der Stadt ist er ein Vorbild und auch sein Neffe ist mächtig stolz auf ihn. Er wartet bereits ungeduldig auf den Tag, an dem er endlich alt genug ist, der NAJU beizutreten.
Seit Ömer 13 ist, ist er für die Natur in der hessischen Kleinstadt aktiv. Seit jeher ist er der einzige Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Gruppe. „Es ist schade, dass das Thema nicht mehr Jugendliche interessiert, aber man kann auch niemanden zwingen. Es soll ja Spaß machen.“
Der Abiturient interessiert sich auch sehr für Fledermäuse. Er arbeitet gerne an NAJU-Ständen und -projekten mit, die den Leuten das Thema Fledermäuse näher bringen sollen. „Es ist einfach schön zu sehen, wie man die Leute begeistern kann. Die meisten wissen nichts über Fledermäuse und denken, es wären üble Blutsauger. Am Ende sind sie dann völlig fasziniert und wenn man Glück hat, nehmen sie ihr Wissen mit nach Hause und schaffen dort Lebensraum für die seltenen Tiere oder legen einen kleinen Fledermausgarten an.“
Ömer betreut nicht nur die jüngeren Mitglieder der NAJU-Gruppe, er gestaltet auch die Fledermauserlebnis-Abende auf der Burg Hessenstein. Bei den Veranstaltungen in der mittelalterlichen Burg, die als Jugendherberge dient und zu einem Drittel vom NABU betrieben wird, geht es darum, Kinder für das Thema Fledermäuse zu begeistern. Das kann Ömer gut. Lebendig erzählt er von den geheimnisvollen Nachtwesen, zeigt Präparate und vermittelt im Vorbeigehen sein Wissen. Seine Leidenschaft ist ansteckend.
„Jeder kann etwas tun. Eine Stunde pro Woche reicht leicht, um etwas zu bewirken“, findet Ömer. Und tatsächlich. Nach einer halben Stunde sind vier Nistkästen zusammengebaut, der Garten ist sauber, das Beet geharkt, die Samen sind gesät und die Vogeltränke vor der NAJU-Hütte ist fit für das Frühjahr. Für den nächsten Tag ist eine Baumpflanzaktion geplant. Ein ganzes Waldstück soll aufgeforstet werden. Egal ob es regnet oder nicht, 300 Bäume müssen in die Erde. Auf die Frage hin, wer mitkommt, schnellen die Finger ohne Zögern kerzengerade in die Höhe.
„Zieht eure Gummistiefel an und guckt, dass ihr euch nicht gleich von Anfang an komplett einsaut“, rät Frank Seumer. Ehrensache. „Das wird anstrengend“, ahnt Ömer. Doch ängstlich klingt das nicht. Im Gegenteil, seine Stimme ist voller Vorfreude. Keine Frage – die NAJU-Frankenberg ist topmotiviert. (juko)
Können Fledermäuse Krankheiten übertragen? Und was soll ich tun, wenn ich eine Fledermaus finde? Diese und viele andere Fragen werden in unseren FAQs beantwortet. Wer hier nicht fündig wird, ruft einfach das NABU-Fledermaustelefon an. Mehr →
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