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Til Macke: Weltbürger und leidenschaftlicher Naturschützer
Ziemlich schnell ist er damals Mitglied im Deutschen Bund für Vogelschutz geworden, dem Vorgänger des NABU, und hat das Wissen der erfahrenen Ornithologen in sich aufgesogen.
„Kein Gebüsch war uns zu dicht, um den Vogel vors Fernglas zu bekommen, den wir singen gehört haben“, sagt Macke. Als Teenager war er so oft in der freien Natur unterwegs, dass er heute über sich selbst sagt, er sei „richtig besessen“ davon gewesen, Vögel zu beobachten: „Jeden Tag, morgens um sechs, noch vor der Schule, bin ich mit dem Fahrrad raus in die Natur.“
Til Macke, inzwischen 68 Jahre alt, ist der Enkel des berühmten Malers August Macke und hat fast sein gesamtes Leben in Bonn verbracht. Ursprünglich wollte er Biologielehrer werden, aber im Laufe des Studiums hat er durch seine Aushilfe im Familienbetrieb Gefallen am Unternehmertum gefunden. Die Firma Gerhardt, seit 135 Jahren in Hand der Familie Macke, stellt vor allem Laborgeräte zur Bestimmung des Nährstoffgehalts in Lebensmitteln oder Tiernahrung her. Nachdem Til Macke Ende der 60er Jahre seinen Doktor in Biologie mit Bestnote abgelegt hat, steigt er als Partner seines Vaters in das Familienunternehmen ein. Ohne ein Semester Betriebswirtschaft studiert zu haben übernimmt er 1975 den Betrieb allein verantwortlich in vierter Generation. Bis 2003 bleibt Macke dort Geschäftsführer, danach übernehmen seine Söhne das Tagesgeschäft.
Ein inneres Bedürfnis
Trotz der beruflichen Belastung blieb immer Zeit für den Natur- und Umweltschutz. „Das ging nur, weil ich gute Leute um mich herum hatte“, sagt Macke bescheiden. So war er von 1988 bis 1999 Vorsitzender der NABU-Kreisgruppe in Bonn, parallel dazu war er auch einige Jahre im Landesvorstand des NABU in Nordrhein-Westfalen. Macke selbst erzählt wenig von seinen Leistungen in der Zeit, er scheint das für nichts Besonderes zu halten. Umso warmherziger spricht Günter Mitlacher von ihm, Mackes Nachfolger als Vorsitzender der Kreisgruppe Bonn: „Ich kenne kaum einen Menschen, dem es so ein inneres Bedürfnis ist, sich in jeder Hinsicht für den Schutz der Vögel und von Naturlandschaften einzusetzen.“
Er nennt Macke einen „unbequemen, standhaften Lobbyisten und Anwalt für die Interessen der bedrohten Natur“, der sich nicht scheue, die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung scharf zu kritisieren. Zum Beispiel, als ihm im Jahr 2006 das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement verliehen wurde. Til Macke war zwar gerührt und überrascht, hat aber auch die Gunst der Stunde genutzt: „Bei der Ehrung hat er der Bonner Oberbürgermeisterin mal gründlich die Leviten gelesen“, erzählt Mitlacher.
Ein echter Weltbürger
Eine Zusammenfassung dessen, was Macke alles für den NABU geleistet hat, fällt Mitlacher schwer. „Mit am wichtigsten war wohl, dass er den Aktionsradius der Kreisgruppe stark ausgeweitet hat“, überlegt er. Dass Bonn einer der Standorte der Biologischen Stationen in Nordrhein-Westfalen ist, ist ebenfalls Mackes Engagement zu verdanken. Es ist ein Zentrum, in dem sich Naturschutzvereine, Land und Gemeinde gemeinsam für die Umweltbildung einsetzen. „Ich würde Til Macke außerdem als echten Weltbürger bezeichnen, der über Grenzen hinweg denkt und handelt“, sagt Mitlacher. „Öffentlich gegen die Verunglimpfung von Krähen und Elstern in Bonn zu protestieren ist ihm genauso wichtig, wie gegen die Jagd auf Zugvögel auf Malta vorzugehen.“ Und zwar sowohl mit persönlichem Einsatz als auch als unermüdlicher Spendensammler für zahllose Projekte im In- und Ausland.
Außerdem hat es Macke als Vorsitzender der Gesellschaft Rheinischer Ornithologen geschafft, diesen Verband mit einem gleichartigen Verband aus Westfalen zur Nordrhein-westfälischen Ornithologengesellschaft zu vereinigen. „Das war schon jahrelang in der Diskussion“, sagt Macke, „aber ich hab es dann einfach gemacht, vor allem, weil ich mich so gut mit Klaus Nottmeyer-Linden, dem Vorsitzenden der Westfalen, verstanden habe!“ Die zwei sind bis heute befreundet, und Nottmeyer-Linden sagt über Macke: „Diese Vereinigung, das war typisch Til. Der fackelt nicht lange. Er hat seine Vorstellung, wie etwas sein soll, und anstatt sich lange mit ‚man könnte...‘ oder ‚man sollte...‘ aufzuhalten, zieht er seinen Plan einfach durch.“
Lieber im Hintergrund
Eigentlich heißt das Sprichwort ja „Tu Gutes und sprich darüber“. Til Macke hingegen tritt lieber als Förderer im Hintergrund auf, erwähnt sein finanzielles Engagement nur im Nebensatz. Fast scheint es ihm unangenehm zu sein, dass es zur Sprache kommt: „Ach, warum soll man denn nicht ein bisschen von seinem Geld, vom Unternehmensgewinn für eine gute Sache einsetzen?“ Wie viel Til Macke insgesamt schon für den Naturschutz gespendet hat, weiß er vermutlich nicht einmal selber.
Dabei geht es nicht um zehn Euro, die regelmäßig in eine Spendenbüchse wandern. Es geht auch nicht um tausend oder zehntausend Euro. Es geht um mehr: Für den Kauf der Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lieberose in Brandenburg hat Til Macke satte 50.000 Euro gespendet. Die Hälfte hat er anlässlich seines 60. Geburtstags bei Freunden, Bekannten, Mitarbeitern und Lieferanten gesammelt - und dann den Betrag mit eigenen Mitteln verdoppelt. Ein weiteres Beispiel von vielen für seine Konsequenz und Großzügigkeit: 1989 kaufte er eine etwa vier Hektar große Tongrube in der Nähe von Bonn. Mit Hilfe von anderen Naturschützern ist dort inzwischen ein Paradies für Eisvögel, Schleiereulen und seltene Libellen entstanden.
Djuke Nickelsen