Rund 250 Gäste nutzten den NABUsalon 2023 um gemeinsam über Lösungen zur Biodiversitätskrise zu sprechen. Foto: NABU/Susan Paufler
Biodiversität im Fokus, Politik in der Kritik
NABUsalon 2023 rückt Naturkrise in den Mittelpunkt
Die Biodiversitätskrise stand in diesem Jahr im NABUsalon im Fokus – nicht nur aufgrund des Mottos „Vielfalt hilft viel“. Es kam auch niemand auf der NABU-Bühne in Berlin um das Thema herum. Diese Krise, wie beispielsweise NABU-Insektenbotschafterin Maria Furtwängler betonte, stelle die Frage „ob wir als Menschen noch weiter existieren“. Und das machte sie den rund 250 anwesenden Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, die der Einladung von NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller gefolgt waren, an einem Beispiel unmissverständlich klar: „Werden die Schwalben noch zu uns zurückkommen?“, fragte sie in die Runde, „die sind angewiesen auf Insekten.“ Ein Bereich der Artenvielfalt, der mit einem dramatischen Rückgang zu kämpfen hat und der so wichtig ist für funktionierende Ökosysteme - nicht nur für Insektenjäger wie Schwalben oder Mauersegler, sondern auch um Pflanzen zu bestäuben und vieles mehr.
Die eigene Wiese zuhause weniger mähen, den Löwenzahn stehen lassen – das helfe zwar, aber „mit uns Kleingärtnern ist es nicht getan“, appellierte die Schauspielerin in Richtung der Politik. Damit adressierte sie insbesondere die anwesenden Minister*innen Klara Geywitz (Bauministerium, SPD) und Cem Özdemir (Landwirtschaftsministerium, Grüne): „Was machen sie in Deutschland?“
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Schauspielerin Claudia Wenzel (mitte) mit NABU-Meeresschutz-Botschafter Rüdiger Joswig (links) und NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Foto: NABU/Susan Paufler
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NABU-Insektenbotschafterin und Schauspielerin Maria Furtwängler appelliert an die Politik. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Bundestagsabgeordneter Jürgen Trittin (Grüne, rechts) mit NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Foto: NABU/Susan Paufler
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Blick in die Glaskugel mit „Sommer-Fee“ Beatrice Baumann. Foto: NABU/Susan Paufler
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Besuch aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium: Die parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick. Foto: NABU/Susan Paufler
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NABU-Moorbotschafterin ChrisTine Urspruch, auch bekannt als „Tatort“-Rechtsmedizinerin, mit Moderatorin Britta Steffenhagen. Foto: NABU/Guido Rottmann
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NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller (von links) konnte auch Gäste aus Usbekistan begrüßen: Umweltminister Aziz Abdukhakimov und Botschafter Nabijon Kasimov (rechts) mit NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Foto: NABU/Susan Paufler
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„Garten-Influencer“ Robin König (links) mit Ruth Moschner, Moderatorin und NABU-Fledermauspatin. Foto: NABU/Susan Paufler
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Fachlicher Austausch beim Salon: Dr. Uta Steinhardt, Professorin an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, mit NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Foto: NABU/Susan Paufler
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Der NABU, die Stimme der Vernunft: Viel Lob gab es vom Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir(Grüne). Foto: NABU/Guido Rottmann
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Für den NABU als Mauersegler-Botschafterin unterwegs: Schriftstellerin Melanie Raabe . Foto: NABU/Susan Paufler
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Verspricht eine bessere Klimabilanz im Bausektor: Klara Geywitz (SPD), Bauministerin. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Für die Mongolei als Botschafter in Deutschland, zu Besuch beim NABU: Mandakhbileg Birvaa (mitte). Foto: NABU/Susan Paufler
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Regionales Saatgut, je nach Wunsch zusammengestellt an der NABU-„Pflanzbar“. Foto: NABU/Susan Paufler
Lob: NABU als „Stimme der Vernunft“
Die hatten sich zuvor bemüht, ihre Erfolge für den Naturschutz und den Klimaschutz zu betonen. Nicht ohne dabei den Beitrag des NABU als Kooperationspartner in einer zunehmend polarisierten Debatte zu loben. „Der NABU macht eine blitzsaubere Arbeit“, lobte Özdemir unter dem Applaus des Publikums und erwähnte verschiedene NABU-Projekte. Der Naturschutzverband sei eine „Stimme der Vernunft“, und: „davon brauchen wir mehr!“
Geywitz hingegen gab zu: Der Bausektor hat eine schlechte CO2-Bilanz. Insbesondere durch den Baustoff Beton. „Wir werden alles daransetzen, den Gebäudebereich zu transformieren“, versprach die Bauministerin. Eine einfache Aufgabe sei es allerdings nicht, Naturschutzgebiete zu vernetzen, Biodiversität zu erhalten und gleichzeitig Wohnraum für immer mehr Menschen zu schaffen. „Wir müssen anders bauen.“
Krüger: „Ampel hat bisher enttäuscht“
Die Debatte beim NABU-Bundesverband fällt in eine Zeit, in der Naturschutzverbände nicht glücklich mit der bisherigen Bilanz der Bundesregierung sind, daraus machte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger keinen Hehl. „Die Ampel hat bisher enttäuscht.“ Vieles passe inhaltlich nicht zusammen, Krüger kritisierte insbesondere Einschnitte im Klima- und Naturschutz, nannte unter anderem das Klimaschutz-Sofortprogramm sowie das Gebäudenergiegesetz. „Wir werden weiter dagegenhalten“, versicherte er. Den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) benannte er dabei eindeutig als „Geisterfahrer“. Die Bilanz des Verkehrssektors sei „insgesamt sehr frustrierend“.
Umso mehr lobte Krüger deswegen den Fortschritt auf EU-Ebene für das Nature Restauration Law: Der EU-Umweltrat hatte sich am Dienstag mit einer Mehrheit hinter das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur gestellt. „Das ist ein so wichtiges Signal“, sagte Krüger, verwies auch auf das Weltnaturabkommen aus dem vergangenen Jahr, denn: „Auch wir in Europa haben Hausaufgaben zu machen.“ Natur und Klima würden leider nicht warten, „bis es uns genehm ist“, so der NABU-Präsident mit Blick auf die notwendigen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. „Wir müssen dabei auch auf die zugehen, die Veränderung fürchten.“ Wichtig sei eine konstruktive Debattenkultur statt einem Gegeneinander oder populistischer Kampagnen.
Wie das funktionieren kann: Beispielsweise über den NABU-Klimafonds, wie Bundesgeschäftsführer Leif Miller erwähnte. „Wir handeln und zeigen wie es geht“, sagte er mit Blick auf die Flächen, die der NABU über die Millionen im Fonds ankaufen, renaturieren und wieder der Natur zur Verfügung stellen kann.
Biodiversität im Kleinen: Saatgut für Gäste
Dass der NABU auch im Kleinen handelt um Großes zu bewirken, wurde beim NABUsalon allerdings ebenso deutlich: Viele Gäste nutzten die Möglichkeit, sich an der „Pflanzbar“ regional passende Saatgut-Tüten zusammenzumischen. So wanderten nach kurzer Beratung heimische Arten wie Schafgarbe, Wiesen-Salbei oder Natternkopf in die Tüten – um hoffentlich im Nachgang des Salons auf zahlreiche passende Grünflächen in ganz Deutschland verteilt zu werden.
Bei dem Spiel „Fishing for Vielfalt“ wurden die Gäste hingegen für die Verschmutzung der Lebensräume sensibilisiert, indem sie binnen kurzer Zeit möglichst viel Müll aus einem Brunnen fischen mussten, womit der NABU auch auf die zunehmende Vermüllung der Meere aufmerksam macht - und die eigentlich auch besser geschützt werden müssten.
Am 12. Juli hat das EU-Parlament für das Gesetz zu Wiederherstellung der Natur gestimmt und damit einen Meilenstein im europäischen Naturschutz gelegt. Dieser wichtige Erfolg wäre ohne Ihr Engagement nicht möglich gewesen. Mehr →
Die Nationale Biodiversitätsstrategie soll den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland aufhalten und den negativen Trend umkehren. Der NABU bringt sich als Stimme der Zivilgesellschaft ein, damit ein verbindlicher und ambitionierter Plan entsteht. Mehr →
Die gute Nachricht zuerst: Bis 2030 sollen 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz stehen. Doch für eine Trendumkehr beim Verlust von Natur und Arten bleiben zu viele Fragen ungeklärt. Die EU und Deutschland müssen jetzt nachschärfen. Mehr →