Angeregtes Gespräch mit Grundnahrungsmittel: Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, NABU-Präsident Olaf Tschimpke und NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. - Foto: NABU/Susan Paufler
„Ährensache“: Für eine bessere Landwirtschaft
Silberjubiläum in Berlin – der NABU lud zu seinem 25. Salon
28. Juni 2017 – Cem Özdemir kann jonglieren, Christian Schmidt kennt sich in der Vogelwelt aus und Ostwestfalen können kochen. Auch bei seiner Jubiläumsauflage brachte der NABUsalon am Dienstag in Berlin wieder Überraschendes zutage. Gut 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft waren der Einladung in die Charitéstraße gefolgt, um in angenehmer Atmosphäre Kontakte zu knüpfen, Bekanntschaften zu vertiefen und ganz einfach interessante Gespräche zu führen.
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Gut gelaunt beim NABUsalon: Bundesumweltministerin Barabara Hendricks. - Foto: NABU/Guido Rottmann
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Haben sich etwas zu erzählen: Tatort-Schauspieler Andreas Hoppe und Brandenburgs Ex-Innenminister Rainer Speer. - Foto: NABU/Susan Paufler
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Jonglieren? Grünen-Chef Cem Özdemir ist zunächst skeptisch, zeigt dann aber Mut und Talent.- Foto: NABU/Guido Rottmann
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Durch den Abend führte TV-Moderatorin Kerstin von der Linden – hier eingerahmt von Andreas Keßler (radioeins) und Schauspieler Andreas Hoppe. - Foto: NABU/Susan Paufler
Das Hauptgesprächsthema hatte der NABU vorgegeben: Unter dem Schlagwort „Ährensache“ sollten Wege zu einer nachhaltigen Landwirtschaft diskutiert werden. Ob Insektensterben, Vogelschwund oder Grundwasserbelastung: Die Auswirkungen der „modernen“ Landbewirtschaftung brennen nicht nur den Umweltverbänden unter den Nägeln, inzwischen bestimmen sie auch die Schlagzeilen.
„Wir stellen die Bauern nicht in die Ecke“
„Auch wenn manche uns das vorwerfen: Wir stellen die Bauern nicht in die Ecke. Im Gegenteil wollen wir sie dafür belohnen, dass sie etwas für Natur und Umwelt tun“, stellte NABU-Präsident Olaf Tschimpke in seiner Eröffnungsrede klar. „Es gilt, Gemeingüter und Gemeinwohlinteressen zu schützen. Dann sind die Bürger bereit, das mit Steuergeldern zu unterstützen.“
Beim NABU-Salon in Berlin, Cem Özdemir kann jedenfalls jonglieren. Für mich Gespräche über #Dieselgate, die Rechte der VW-Kunden und die Größe der Umweltbewegung. Leif Miller verweist stolz auf 620.000 Mitglieder beim NABU.
Salon-Fazit von „Finanztipp“-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen auf Facebook
„Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ befürwortete auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in seinem Grußwort. Zweifellos sei der Schutz der Artenvielfalt eine der großen Zukunftsaufgaben der Landwirtschaft. Dabei werde auf EU-Ebene künftig weniger Geld zur Verfügung stehen. Alleine der anstehende „Brexit“ dürfte ein Loch von zehn Milliarden Euro in den EU-Haushalt reißen – worin Schmidt eine Chance sieht, „Inventur zu machen und zu klären, wie wir die Agrarpolitik differenzieren.“
Landwirtschaft leidet unter zu niedrigen Erzeugerpreisen
Gleichzeitig warnte der Minister vor der wachsenden Bodenspekulation durch Investoren, die mittelfristig deutschlandweit zu einer großflächigen Nutzungsänderung führen könne. Schmidt betonte, dass es den Landwirten nicht an der Bereitschaft mangele, anders zu wirtschaften. Sie müssten dann aber auch ein Auskommen finden und das seit mit „Grillfleisch zu 1,99 Euro je Kilo im Supermarkt“ nicht zu machen. Dem NABU bot Schmidt an, „nüchtern und sachbezogen über die Dinge zu sprechen, die uns beide bewegen“.
Lasst uns miteinander reden…
Der Salon ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein traditionsreicher Ort für Visionäre, Kreative und Ideengeber. Die persönliche Begegnung von Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft in einer Art privaten Öffentlichkeit und der ehrliche Austausch an Wissen, Erfahrung und Meinungen – das macht damals wie heute die besondere Salon-Atmosphäre aus. Mitten in Berlin pflegt der NABU diese alte Tradition und lädt seit 1999 zahlreiche prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Kultur und Medien jedes Jahr zum NABUsalon. In den letzten Jahren haben wir schon Wellen geschlagen für Rio + 20, uns mit Wald und Wolf getroffen, Leuchttürme der Artenvielfalt gefeiert und für eine naturverträgliche Energiewende vorgeglüht.
Das Gesprächsangebot konnte der Landwirtschaftsminister nicht sofort in die Tat umsetzen. Mitten in der hektischen letzten Sitzungswoche des Bundestages drängten die nächsten Termine. Der NABU verabschiedete ihn mit einer großen Vogel-Lehrtafel zur Verschönerung des Ministerbüros, die Christian Schmidt dankend annahm. Er gab sich dabei als langjähriger Vogelfreund zu erkennen, der früher – vor den Ministerzeiten – in der bayerischen Heimat regelmäßig an den Vogelstimmenwanderungen des NABU-Partners LBV teilnahm.
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Showkoch Rainer Kunoth sorgte im Innenhof der NABU-Zentrale für vorübergehende Erleuchtung. - Foto: NABU/Susan Paufler
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Mit dem großen Bio-Buffet des NABU-eigenen „Bistro Lina“ kamen alle gut durch den Abend. - Foto: NABU/Guido Rottmann
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Guten Hunger: Große Pfanne mit westfälischem Lappenpickert (bitte googeln). - Foto: NABU/Susan Paufler
Gestärkt mit lediglich einem Glas Gerstensaft, kam Schmidt nicht mehr in den Genuss des üppig bestückten Biobuffets. Genauso wenig hatte er die Chance, sein Geschick als Jonglierpartner von Showkoch Rainer Kunoth zu zeigen, der eigens aus Bielefeld gekommen war, um die Hauptstädter von den Vorzügen der ostwestfälischen Küche zu überzeugen. Dafür sprang tapfer Grünen-Chef Cem Özdemir ein – und fand so möglicherweise ein neues Hobby.
Mit „Crazy Kiebitz“ und „Breezy Bläuling“ in die Nacht
Danach ging der noch junge Abend in die flüssige Phase über. An der „Adebar“ wurden eigens für den Salon von den NABU-Mitarbeitern als Zungenlöser kreierte Cocktails serviert, mit klingenden Namen wie Crazy Kiebitz (Korn mit Himbeersaft und rosa Pfeffer), Flying Feldhase (Wodka, Orangensaft und Wostok-Tannenwald) und Breezy Bläuling (Obstler mit Milch und Blaubeeren).
Bis zum nächsten Mal!
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