NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller - Foto: Christopher Schmid
Gemeinsam gegen Natur- und Klimakrise
Bundesvertreterversammlung 2022 in Erfurt
13. November 2022 – Nach zwei digitalen Versammlungen tagten die NABU-Bundesvertretenden in diesem Jahr in Erfurt. Rund 200 Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet trafen sich am 12. und 13. November, um unter anderem über Natur- und Klimaschutz in Krisenzeiten zu sprechen und die Arbeit des nächsten Jahres zu planen. In seiner Eröffnungsrede zog NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger Bilanz zu einem Jahr, das für Gesellschaft und Verband kein leichtes gewesen ist.
Die anhaltende Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine ließen Klima- und Naturschutz immer wieder in den Hintergrund rücken. Und dass, obwohl zunehmende und bedrohlichere Hitzewellen und Extremwetter, sterbende Wälder, leergefischte Meere und viele andere Beispiele laut Krüger zeigten: „Diese Krisen verschwinden nicht einfach. Sie werden alles ändern. Sie sind global und existentiell. Wir haben es oft genug gehört, es bleibt nur noch wenig Zeit, bevor Kipppunkte überschritten werden und wir ganze Systeme unwiderruflich verlieren.“
Krüger fordert weitsichtige Politik und keine Scheinlösungen
Umso wichtiger sei es auf politischer Ebene langfristig zu denken. Hier stehe der NABU als diskussionsfreudiger Gesprächspartner und fachlicher Kompass für gesunde Wälder, Moore und Agrarlandschaften bereit. „Wir werden die Energie- und Klimaschutzpolitik, die Planungsbeschleunigung-Ideen, die Investitionen in Biodiversität intensiv begleiten. Und wir müssen die Bundesregierung im Agrar- und Verkehrssektor treiben, damit etwas passiert“, sagte Krüger.
Die Ampel-Koalition sei bisher hinter ihren eigenen Erwartungen in Sachen Klima- und Naturschutz zurückgeblieben, stehe auf der Bremse zur ökologischen Transformation. Aktuell bereite insbesondere das „überragende öffentliche Interesse“ Sorge, mit der die Planungsbeschleunigung beispielsweise zum Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben soll. Hier müsse der NABU dafür kämpfen, dass der Artenschutz nicht weiter für kurzfristige Scheinlösungen geschwächt werde.
Lichtblick: Mehr Geld für Naturschutz und Ökosysteme
Aber es gebe auch Lichtblicke. Für die Renaturierung von Wäldern, Mooren und Auen oder Artenhilfsprogramme wird deutlich mehr Geld in Aussicht gestellt. Hier wolle man die Bundesregierung beim Wort nehmen und gemeinsam Zukunftslandschaften gestalten. Dafür brauche es die Naturschutzmacher*innen und ihre Expertise, um mutig und tatkräftig Lösungen zu erarbeiten.
Das betonte auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke in einer Videobotschaft an die Delegierten. Sie dankte den NABU-Aktiven für ihren unermüdlichen Einsatz für den Natur- und Klimaschutz und forderte sie auf, sich weiter einzumischen. Nur gemeinsam mit einer aktiven Zivilgesellschaft, mit Umwelt- und Naturschutzverbänden, ließen sich die planetaren Krisen bewältigen.
Welche Schlagkraft dabei der NABU hat, betonte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Das stete Wachstum auf mittlerweile über 875.000 Mitglieder und Fördernde zeige, dass die Botschaften und Themen bei den Menschen ankämen. Erfolgreiche Projekte wie die Havel-Renaturierung, Gemeinsam Boden gut machen oder der NABU-Klimafonds sprächen zudem eine eindeutige Sprache: Sie alle setzen wirksamen Klimaschutz mit positiver Klimawirkung um.
Der NABU fordert ein sofortiges Ende des Krieges in der Ukraine
Als Deutschlands mitgliederstärkster Umweltverband tritt der NABU entschieden für den Frieden ein. Der Angriffskrieg auf die Ukraine macht noch immer betroffen und fassungslos. Der NABU verurteilt den verbrecherischen Angriffskrieg auf die Ukraine und fordert ein sofortiges Ende des Krieges seitens der russischen Aggressoren. Die Bundesregierung und die EU müssen ihre diplomatischen Bemühungen deutlich erhöhen. Darüber hinaus müssen sie alles dafür tun, schnellstmöglich unabhängig von fossilen Energien und Energieimporten zu werden. Klima- und Naturschutz sind wirksame Krisenprävention. Natur- und Klimaschutz sind entscheidend für Frieden, für Freiheit und den Dialog weltweit.
Wälder der Zukunft und Klima-Check
Das beschlossene Grundsatzprogramm Wald skizziert „unseren Wald der Zukunft“. Er ist arten- und strukturreich, in der Klima- und Artenkrise anpassungsfähig und mit seinen natürlichen Klimaschutzfunktionen unser Verbündeter. Das Programm enthält Forderungen und Maßnahmen auf dem Weg dorthin, von konsequentem Schutz über Änderungen in Waldmanagement und -nutzung. Sie werden nun in verschiedenen Positionspapieren konkretisiert werden.
Zudem wurden mit der Resolution zum Bundesverkehrswegeplan 2030 Forderungen an die Bundesregierung beschlossen, alle Infrastrukturprojekte einem Klima-Check zu unterziehen. Die umfassenden Forderungen lesen Sie hier.
Resolution für die Rettung von Millionen Arten
Meere, Wälder, Moore. Vögel, Insekten, Kröten. Pflanzen, Pilze, Bakterien: Biodiversität ist komplex. Und sie ist bedroht. Im kanadischen Montréal wird im Dezember ein Weltnaturabkommen verhandelt, das zum Wendepunkt für den weltweiten Naturschutz werden könnte. Damit die Weltnaturkonferenz COP15 ein Erfolg wird, hat die Bundesvertreterkonferenz die folgenden Forderungen beschlossen: Die Bundesregierung unter Olaf Scholz muss sich mit all Ihrem Einfluss für ein Weltnaturabkommen einsetzen, das in der Lage ist, das Artensterben zu stoppen und den negativen Trend bis 2030 umzukehren. Dazu gehört eine ausreichende Finanzierung und Kontrollmechanismen. Darüber hinaus muss Deutschland mit gutem Beispiel vorausgehen, und in einem Biodiversitätsgesetz die Verantwortung für den Schutz und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt von Bund, Ländern und Wirtschaft verankern.
Eindrücke von der Bundesvertreterversammlung 2022
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Blick in den Saal der Delegierten - Foto: Christopher Schmid
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Konstantin Kreiser und Birte Cordts stellen das neue Grundsatzprogramm Wald vor. - Foto: Christopher Schmid
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Blick in den Saal der Delegierten - Foto: Christopher Schmid
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Bundesumweltministerin Steffi Lemke warb darum, die planetaren Krisen gemeinsam zu lösen - Foto: Christopher Schmid
Die Bundesvertreterversammlung ist das wichtigste beschlussfassende Gremium des NABU. Ehrenamtlich Aktive in den Landesverbänden wählen dazu Delegierte, die hier einmal im Jahr zusammenkommen. Sie wählen das Präsidium, beschließen den Haushalt und entscheiden darüber, welchen Themen und Projekten sich der Verband schwerpunktmäßig widmen wird.
Zum Download:
Die Bundesvertreterversammlung ist das wichtigste beschlussfassende Gremium des NABU. Für die Zahl der entsandten Delegierten ist die Mitgliederstärke der NABU-Untergliederung maßgeblich. So hat jedes Mitglied Einfluss auf die Besetzung der NABU-Vorstände. Mehr →
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