Auf der BVV 2015 wurde über viele verbandspolitische Themen abgestimmt. - Foto: Thomas Schlorke
Olaf Tschimpke wiedergewählt
BVV bestätigt NABU-Präsidenten für weitere vier Jahre
08. November 2015 - Olaf Tschimpke ist auf der NABU-Bundesvertreterversammlung (BVV) in Dresden einstimmig erneut für vier Jahre zum Präsidenten des NABU gewählt worden. Olaf Tschimpke steht seit 2003 an der Spitze von Deutschlands mitgliederstärkstem Umweltverband. Vizepräsidenten sind Thomas Tennhardt, Christian Unselt und Petra Wassmann. Helmut Opitz hat sein Amt als Vizepräsident nach fast 20 Jahren abgegeben und wurde ins Ehrenpräsidium gewählt.
Rund 250 Delegierte trafen sich am Samstag und Sonntag in Dresden. Neben den Wahlen und verbandspolitischen Fragen verabschiedeten sie mehrere Resolutionen, unter anderem zur ökologischen Entwicklung der Elbe. Darin werden die Bundes- und Landesregierungen aufgefordert, mehr für den natürlichen Hochwasserschutz zu tun. Der Elbe und ihren Nebenflüssen seien, wo immer möglich, ehemalige Überflutungsflächen zurück zu geben.
„Wir feiern in diesem Jahr das Jubiläum zur Deutschen Einheit, was auch für Naturschützer in Ost und West ein historisches Datum ist. Die Elbe ist der Symbolfluss der Deutschen Einheit und der letzte große, weitgehend frei fließende Strom in Deutschland. Dennoch ist die Elbe, wie andere Wasserstraßen auch, durch wasserbauliche Maßnahmen wie Flussvertiefungen so eingeschränkt, dass sich die natürliche Flussdynamik nicht entfalten kann“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Seit mehr als 20 Jahren werde um die Elbe gerungen. Hafenbetreiber und Binnenschiffer wollen eine leistungsfähigere Schifffahrtsstraße, Umweltverbände und weite Teile der Bevölkerung dagegen wünschen sich mehr Nachhaltigkeit im Natur- und Hochwasserschutz.
Rund 80 Prozent der Auen entlang der Elbe sind inzwischen verloren, technische Schutzmaßnahmen stoßen an ihre Grenzen – und die Anrainer spüren bei jedem neuen Hochwasser die Auswirkungen einer verfehlten Flusspolitik aufs Neue. „Wir brauchen bundesweit endlich einen Kurswechsel in der Gewässerpolitik: Hin zu mehr Auen und einer natürlichen Flussentwicklung. Lebendige Flüsse sind entscheidend, um die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der biologischen Vielfalt umzusetzen“, so Tschimpke weiter. Der NABU macht sich für ein Bundesprogramm „Blaues Band“ stark, um ökologische Verbesserungen in den Gewässern zu erreichen. Dabei kann die laufende Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes – mit reduzierter Gewässerunterhaltung und abgestuften Unterhaltungskategorien – dazu beitragen, den Nutzungsdruck auf Fließgewässer zu reduzieren.
In einer weiteren Resolution fordert der NABU den Erhalt der beiden wichtigsten EU-Naturschutzrichtlinien. Sollten sie – wie von der EU-Kommission geplant – aufgeweicht werden, könnten allein in Deutschland 5.000 Schutzgebiete ihren Status verlieren. Der NABU fordert die Europäische Kommission auf, die EU-Vogelschutz- und die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in ihrer jetzigen Form zu erhalten. Dies schließt den Erhalt des Schutzstatus für Wolf, Biber und andere im Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistete Arten ein. Der NABU fordert in den EU-Mitgliedstaaten, inklusive Deutschland und den Bundesländern, eine Umsetzungsoffensive der Richtlinien. Damit sollen unter anderem die Natura-2000-Gebiete rechtlich gesichert und das Management der Schutzgebiete verbessert werden.
Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation erklärten die NABU-Delegierten ihre Solidarität mit Flüchtlingen in einer Resolution gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Mit fast 600.000 Mitgliedern und Förderern sowie über 2.000 Gruppen ist der NABU breit in der Gesellschaft verankert. Gemäß dem Motto der aktuellen NABU-Kampagne „Wir sind, was wir tun“ sprechen sich der Bundes- und die Landesverbände des NABU entschieden gegen Menschenfeindlichkeit und Rassismus aus. Im NABU sei weder für rechtsextremes noch für anderes extremistisches Gedankengut Platz. Der NABU stehe für eine Politik der Offenheit und des Dialoges. Klimawandel und Umweltkatastrophen seien ein immer bedeutsamerer Auslöser für Migrationsbewegungen.
Als Ausdruck ihrer Solidarität mit Flüchtlingen setzten die NABU-Delegierten in Dresden auch bildlich ein Zeichen: Alle 250 Delegierte versammelten sich unter dem Motto „#Für ein grenzenloses Miteinander“ zu einem Gruppenbild. Sie betonten: Der NABU heißt alle Menschen im Verband willkommen, die mit der Natur verbunden sind – unabhängig davon, woher sie kommen und welcher Religion sie angehören.
Resolutionen
Pressefotos zum Herunterladen
Bei Planungen und Vorhaben, die eine naturschutzrechtliche Prüfung erfordern, dürfen ökologische Gutachten nicht von den Planungs- bzw. Vorhabensträgern in Auftrag gegeben werden. Diese sind von den zuständigen Fachbehörden in Auftrag zu geben. Mehr →
Vergangene Bundesvertreterversammlungen
Mehr als 220 NABU-Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet sind nach Südbaden gekommen, um die Weichen für die Naturschutzarbeit des kommenden Jahres zu stellen. Der NABU kann dabei auf inzwischen mehr als 540.000 Mitglieder und Förderer bauen. Mehr →
Die in Dessau tagende Bundesvertreterversammlung des NABU hat die Forderung des Verbandes nach mehr Raum für unsere Flüsse bekräftigt. Gerade nach dem Juni-Hochwasser müssen natürliche Hochwasserschutzmaßnahmen in Angriff genommen werden. Mehr →
Der NABU fordert von der Bundesregierung eine stärkere Berücksichtigung der Naturschutzinteressen bei der Umsetzung der Energiewende. Es kommt nun darauf an, bei den Ausbauplanungen die biologische Vielfalt ausreichend zu berücksichtigen. Mehr →