NABU-Präsident Olaf Tschimpke begrüßt die Delegierten in der Bauhausstadt Dessau.
Flüssen mehr Raum geben
500.000 Hektar naturnahe Auen notwendig
09. November 2013 - Der NABU erwartet von der künftigen Bundesregierung und den Bundesländern eine Neuausrichtung des vorbeugenden Hochwasserschutzes. Teile der bereitgestellten Hilfsgelder für die Schäden aus dem Juni-Hochwasser müssten explizit in natürliche Hochwasserschutzmaßnahmen wie die Renaturierung von Flüssen und Auen fließen. Darüber hinaus sollte ein Pakt mit der Landwirtschaft geschlossen werden, um geeignete Auenflächen auszuweisen.
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Über 200 Delegierte sind aus ganz Deutschland angereist, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
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Mitglieder des NABU-Präsidiums: Hermann Fischer, Helmut Opitz und Thomas Tennhardt (v. li.).
„Bund und Länder müssen konsequent einen natürlichen Hochwasserschutz umsetzen. Nicht nur die Natur profitiert, wenn Flüsse mehr Raum bekommen, sondern auch die Menschen am Fluss. Das Juni-Hochwasser sowie die zurückliegenden Fluten an der Elbe machen deutlich, dass es nicht ausreicht, vor allem in technische Bauten zu investieren. Höhere Deiche und Flutmauern sind lediglich sinnvoll, wo es um den direkten Schutz von Siedlungen und wichtiger Infrastruktur geht. Sie lösen das Problem hoher Pegelstände aber nicht, sondern verlagern es nur flussabwärts“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke anlässlich der NABU-Bundesvertreterversammlung in Dessau.
Von Hoch- und Niedrigwasser geprägte Flussauen böten Schutz vor Hochwasser und seien zudem wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Von den ursprünglich 1,5 Millionen Hektar Auen in Deutschland stehen nur noch ein Drittel für die Aufnahme von Hochwasser zur Verfügung. Daher sollten mittelfristig weitere 500.000 Hektar aktuell landwirtschaftlicher genutzter Auen wieder naturnah gestaltet werden An Elbe und Donau sind sogar bis zu 90 Prozent der natürlichen Auenflächen durch Deiche vom Fluss abgeschnitten, deshalb sieht der NABU hier eine besondere Verantwortung von Bund und Ländern in den natürlichen Hochwasserschutz investieren.
Der NABU fordert vor diesem Hintergrund die Auflage eines Bundesprogramms „Blaues Band“. „Die vom Bundesverkehrsministerium beschlossene laufende Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung muss als Chance für eine ökologischere Ausrichtung der Gewässerunterhaltung genutzt werden. Statt viel Geld in die Unterhaltung alter Schleusen und Wehre zu stecken, können dafür Renaturierungsmaßnahmen angeschoben werden. Hier muss eine neue Bundesregierung die richtigen Weichen stellen“, so der NABU-Präsident.
Der NABU Sachsen-Anhalt erneuerte seine Kritik an der Hochwasserschutzpolitik des Landes Sachsen-Anhalt, insbesondere die Nichteinbeziehung in die Diskussion zur Hochwasserschutzkonzeption 2020 sowie die fehlende Umsetzung von Planungen für Deichrückverlegungen. „Der politische Wille zur Umsetzung effektiver Hochwasserschutzpläne hat bislang gefehlt, dabei liegen Konzepte für mögliche und sinnvolle Deichrückverlegungen an der Elbe zur Schaffung von Retentionsflächen seit 15 Jahren weitgehend ungenutzt in den Schubladen“, sagte die Landesvorsitzende des NABU Sachsen-Anhalt, Helene Helm. Trotz der bitteren Erfahrungen sei aus der Elbeflut 2002 nicht gelernt worden. Statt ausreichend Überflutungsflächen zu schaffen, seien auch in den vergangenen Jahren weiter Baugebiete in Hochwasserrisiko- und Überschwemmungsgebieten ausgewiesen worden.
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