NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger beim agrar- und waldpolitischen Neujahrsempfangs - Foto: NABU/V. Gehrmann
Erntedank oder mehr vom Zank?
Rückblick auf den agrar- und waldpolitischen Neujahrsempfang 2024
Anlässlich der Internationalen Grünen Woche (IGW) hat das Landnutzungsteam des NABU in seinem agrar- und waldpolitischen Neujahrsempfang am 22. Januar 2024 einen Blick auf den aktuellen Stand der Vorhaben des Ampel-Koalitionsvertrags von 2021 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft geworfen. Denn wichtige angekündigte Projekte sind bislang nicht erfüllt. Aus diesem Grund wollten wir gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik und Praxis diskutieren, wie in dieser Legislatur noch konstruktive Akzente im Landnutzungs- und Waldbereich gelingen könnten.
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NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger im Gespräch mit Moderatorin Tanja Busse und Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Präsident vom Waldbesitzerverband - Foto: NABU/V. Gehrmann
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Moderatorin Tanja Busse, Dr. Bruno Görlach rechts, Bereichsleiter Pflanzenproduktion im FachzenLandwirt Burkhard Fromme aus Ostniedersachsen, Moderatorin Tanja Busse, Dr. Bruno Görlach (Bereichsleiter Pflanzenproduktion im Fachzentrum der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft) - Foto: NABU/V. Gehrmann
Auf dem ersten Podium mit Schwerpunkt Landwirtschaft und Pflanzenschutzmittel waren Dr. Bruno Görlach, Bereichsleiter Pflanzenproduktion im Fachzentrum der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, und Landwirt Burkhard Fromme aus Ostniedersachsen vertreten. Görlach startete mit dem Versuch, das Thema Pflanzenschutzmittel (PSM) einzuordnen. Es sei nicht klar, worauf die Reduktionsziele der Farm-to-Fork-Strategie basierten. Es müsse auch klar sein, dass, etwa im Falle eines Fusariumbefalls, zu entsprechenden Mitteln gegriffen werden dürfte, um Ernten und deren Lebensmittelsicherheit nicht zu gefährden.
Aus dem Publikum wurde hingegen auf die – wissenschaftlich hinreichend belegte – ökologische Notwendigkeit einer PSM-Reduktion verwiesen. Bei der Gestaltung dieser Reduktion müsse man differenzieren: Arten, die auf extensivere Standorte angewiesen sind, müssten Berücksichtigung finden. Wo nötig, müsse es auch Kulissen ohne PSM-Einsatz geben.
Landwirt Fromme öffnete den Horizont ein wenig weiter – mit seinem auf Direktsaat ausgerichteten Ackerbau habe er über die vergangenen 15 Jahre eine PSM-Reduktion von 20 Prozent erreicht, vor allem bei Insektiziden und Fungiziden. Entscheidend: Die Bodenqualität, das Bodenleben und der Humusgehalt seien deutlich verbessert worden, mit positiven Effekten unter anderem auf Wasserinfiltrations- und Wasserhaltekapazität. Wiederum aus dem Publikum kam die Perspektive des Ökolandbaus zu Wort. Anders als im Direktsaatsystem, das kaum ohne das Totalherbizid Glyphosat auskomme, schaffe es der Ökolandbau, ganz ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel gesunde Ernten zu erwirtschaften – wenn auch in der Regel mit geringeren Erträgen als der konventionelle Landbau.
Es wurde deutlich: Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Dass nicht ein System alle Probleme wird lösen können, ist klar. Wichtig ist jedoch aus Sicht des NABU die Debatte, der Austausch von Argumenten, die Einordnung von Problemfeldern. Und etwas mehr Tempo in der Umsetzung – nach dem missglückten Versuch der EU-Kommission, mit der Pflanzenschutzrichtlinie (SUR) das Ziel der PSM-Reduktion umzusetzen, ist die Natur noch keinen Schritt weitergekommen. Auch dies war eine Erkenntnis dieser Diskussion.
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