„Agrarwende anpacken, Klima schützen!“
27.000 demonstrieren in Berlin für eine umwelt- und naturverträgliche Landwirtschaft
Die Gesellschaft hat die bisherige Agrarpolitik und die hochintensive Landwirtschaft mit all ihren fatalen Folgen satt. Auch bei der diesjährigen „Wir haben es satt!“-Großdemonstration kamen zehntausende Menschen zusammen, um die längst fällige Agrarwende einzufordern.
-
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger auf der "Wir haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Tim Ehlich
-
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger und NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller bringen gemeinsam den NABU-Kremser voran. Foto: NABU/Sebastian Hennigs
-
"Wir haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Tim Ehlich
-
"Wir haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Elisabeth Stanzl
-
"Wir haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Tim Ehlich
-
"Wir haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Tim Ehlich
-
"Wir haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Tim Ehlich
-
"WIr haben es satt!"-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin - Foto: NABU/Tim Ehlich
18. Januar 2020 - Wie auch im letzten Jahr fordern wieder zehntausende Menschen auf der zehnten Großdemonstration „Wir haben es satt“ in Berlin die längst fällige Agrarwende. Das macht deutlich, wie sehr die Gesellschaft die bisherige Agrarpolitik und die hochintensive Landwirtschaft mit all ihren fatalen Folgen satt hat. Neben den 27.000 Teilnehmer*innen waren auch 170 Trecker aus ganz Deutschland mit am Start: Ob bio oder konventionell, hunderte Landwirt*innen fordern mit uns eine Umkehr in der Agrarpolitik. Ob mit Trommeln oder Kochtöpfen - für eine faire und nachhaltige Landwirtschaft wurde es laut in Berlin. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger rief in seiner Rede am Brandenburger Tor zu einer Neuaufstellung der Landwirtschaft in Deutschland auf - gemeinsam mit den Landwirt*innen.
„Lasst uns deutlich machen, dass wir nicht locker lassen werden, dass Klöckner und Merkel aus der Thematik nie wieder rauskommen. Wir wollen eine saubere Zukunft, wir wollen bessere Landschaften. Wir wollen eine tolle Landwirtschaft mit fairen Preisen – und mit einer Persepektive für die Bäuerinnen und Bauern!“
(NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger)
Die komplette Rede von NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger auf der WHES-Demo
Worum es geht
2020 stehen wichtige Entscheidungen für die Landwirtschaft und für das Klima an: Bei der EU-Agrarreform entscheidet sich, ob mit den Milliarden-Subventionen die Agrarwende gestemmt und das Vogel- und Insektensterben gestoppt werden kann. Mit einem Veto gegen das Mercosur-Freihandelsabkommen kann Deutschland mithelfen, die Feuer am Amazonas einzudämmen. Und für echten Klimaschutz müssen wir die Bundesregierung auch 2020 weiter unter Druck setzen.
Weil die Politik blockiert, rennt uns die Zeit weg. Deshalb hatte auch der NABU zur „Wir haben es satt!“-Demo am 18. Januar 2020 in Berlin aufgerufen. Und auch dieses Mal war der NABU mit einem eigenen Block dabei. Mehr als 300 NABU-Unterstützer*innen aus dem ganzen Bundesgebiet waren angereist, um gemeinsam mit uns laut zu werden.
INstastory zur Demo
Warum wir laut werden müssen
Fakt ist: Die intensive Landwirtschaft in Europa verursacht massive Umweltschäden – vom Vogel- und Insektensterben bis hin zu klimaschädlichen Emissionen und Nitratbelastung im Grundwasser. Wie auf den 174 Millionen Hektar Wiesen und Feldern gearbeitet wird, ist entscheidend für das Funktionieren der Ökosysteme, die Qualität des Grundwassers und das Klima. Mit der Gestaltung der europäischen Agrarpolitik hält die EU deshalb den wesentlichen Hebel zur Lösung der Arten- und Klimakrise in der Hand.
Was Europa braucht, ist eine naturverträgliche Landwirtschaft und ein Fördersystem, das mit unseren Steuergeldern die Landwirt*innen belohnt, die besondere Naturschutzleistungen erbringen. Alle Betriebe müssen ihren Teil zum Naturschutz beitragen. Und die Agrarmilliarden, die derzeit pauschal per Gießkanne verteilt werden, müssen wir in den Aufbau einer umweltverträglichen Landwirtschaft investieren.
Doch seit Jahrzehnten stemmt sich die Agrarlobby gegen jede Veränderung. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner lässt die Bäuer*innen bei den notwendigen Veränderungen allein. Sie will die Milliarden-Subventionen weiter denen geben, die viel Land besitzen – egal, wie sie wirtschaften. Schluss damit! Fördergelder nur noch für Bauernhöfe, die Tiere gut halten, Umwelt und Klima schützen und gutes Essen für uns alle herstellen!
Ob dürre Äcker oder abgesoffene Felder – die Klimakrise lässt sich nicht ignorieren. Die Wissenschaftler*innen warnen schon lange, dass wir den Planeten mit der aktuellen Wirtschaftsweise zugrunde richten. Obwohl Hunderttausende für das Klima streiken, kommen von der Bundesregierung nur Bankrotterklärungen. Auch das haben wir satt!
Unsere drei Kernforderungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Europa
SPACE FOR NATURE: Mehr Platz für Artenvielfalt
Wer Fördergelder aus der EU bekommen will, muss mindestens zehn Prozent der Betriebsfläche für die Artenvielfalt zur Verfügung stellen. Nur wenn auf allen landwirtschaftlichen Betrieben genügend Brachen, Hecken und Blühareale vorhanden sind, können sich Insekten, Vögel und die Artenvielfalt insgesamt wieder erholen.
MONEY FOR NATURE: Naturschutzleistungen belohnen
Im EU-Agrarhaushalt müssen mindestens 15 Milliarden Euro für besondere Naturschutzleistungen reserviert werden. Landwirt*innen, die hochwertige Maßnahmen für Natur und Artenvielfalt umsetzen, sollen dafür angemessen entlohnt werden.
CHANGE FOR NATURE: Umweltverträgliche Landwirtschaft aufbauen
In der kommenden Förderperiode müssen die ineffizienten pauschalen Flächenprämien schrittweise abgebaut werden. Die freiwerdenden Gelder sollen in den Umbau der Landwirtschaft hin zu einer klima- und naturverträglichen, umwelt- und tierfreundlichen Bewirtschaftung investiert werden und Landwirt*innen in diesem Umwandlungsprozess angemessen unterstützen.
Rückblick 2019
Das war ein eindeutiges Zeichen an die Agrarministerin Julia Klöckner. Über 35.000 Menschen fordern eine neue und naturverträgliche Landwirtschaft in Europa. Mehr →
Um das dramatische Artensterben in der Agrarlandschaft zu stoppen, brauchen wir eine neue EU-Agrarpolitik. Unsere Kernforderungen: 10 Prozent der Betriebsflächen für die Artenvielfalt, 15 Milliarden reserviert für besondere Naturschutzleistungen und ein umweltverträglicher Umbau der Landwirtschaft statt pauschaler Flächenprämien. Mehr →
Das EU-Parlament wird in den nächsten Monaten über die europäische Agrarpolitik der nächsten Jahre verhandeln und abstimmen. Wir stellen unsere drei Kernforderungen vor, mit denen eine Reform hin zu einer naturverträglichen Landwirtschaft erreicht werden könnte. Mehr →