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Jetzt NABU-Mitglied werden!Vom Kiebitz zur EU-Agrarpolitik: Wie muss die GAP zum Schutz der Biodiversität weiterentwickelt werden?
Abendveranstaltung am 27. November 2018 in Berlin
Noch vor 30 Jahren sah und hörte man den Kiebitz fast überall auf Deutschlands Feldern. Doch neue Daten zeigen: Seit 1992 ist der Bestand dieser Charakterart unserer Agrarlandschaft um 88 Prozent eingebrochen. Dem Kiebitz geht es damit noch deutlich schlechter als bislang befüchtet.
Bereits seit 2014 gibt es deshalb das Förderprojekt „Der Sympathieträger Kiebitz als Botschafter: Umsetzung eines Artenschutz-Projektes zur Förderung des Kiebitzes in der Agrarlandschaft“, das der NABU im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durchführt. Mit dem Projekt wollen der NABU und seine Partner den Kiebitz in der Agrarlandschaft besser schützen und den dramatischen Rückgang der Brutbestände stoppen. Hierfür sollen Maßnahmen in „normalen“ Agrarlandschaften entwickelt und in verschiedene Förderprogramme integriert werden. Gleichzeitig gilt es, das Management für Kiebitze in Schutzgebieten zu optimieren. Begleitet werden die Aktivitäten durch eine Öffentlichkeitskampagne, die den Kiebitz zu einem Botschafter für Biodiversität im Agrarbereich macht.
Vor dem Hintergrund der anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik diskutierten am 27. November 2018 in Berlin der NABU mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verbänden über die Ergebnisse des Kiebitzprojekts und über die Frage, wie die EU-Agrarpolitik umgestaltet werden muss, um den massiven Artenverlust auf Wiesen und Feldern zu stoppen.
Fazit und Ausblick
Am Ende der Veranstaltung wurde deutlich: Sowohl Landesregierungen als auch Verbände wollen etwas für den Kiebitz tun. Jedoch ist die Richtung, die der Reformprozess der EU-Agrarpolitik nimmt, derzeit noch viel zu unklar. Und damit auch die konkrete Ausgestaltung der notwendigen Agrarumweltmaßnahmen. Bislang fehlt eine eindeutige Positionierung des Bundeslandwirtschaftsministeriums. NABU-Präsident Olaf Tschimpke sagte in seinem Schlusswort, dass er von Frau Klöckner nun erwartet, dass die Bundesregierung zur GAP-Reform deutlich Stellung bezieht.
Folgende Forderungen formulierte der NABU für eine zukunftsfähige Agrarpolitik:
- Im künftigen EU-Haushalt müssen 15 Milliarden Euro für diejenigen Landwirtinnen und Landwirte reserviert werden, die Naturschutzmaßnahmen wie zum Beispiel die erfolgreich erprobten Kiebitzinseln umsetzen.
- Darüber hinaus müssen bei der Ausgestaltung der Naturschutzförderung die Naturschutzverwaltungen zukünftig federführend sein. Nur so können Steuergelder optimal für die Natur eingesetzt werden.
- Umweltschädliche Subventionen gehören abgeschafft. Wir brauchen stattdessen klare und EU-weite Umweltstandards, um den nachhaltigen Umbau der Landwirtschaft zu schaffen. Andernfalls werden künftig milliardenschwere Blankoschecks an die Mitgliedstaaten verteilt, was einem Rennen um die niedrigsten Umweltstandards gleichkäme.
Der Film zum Projekt „Sympathieträger Kiebitz“
Für den konkreten Schutz des Kiebitzes wurden folgende Punkte festgehalten:
- Um den Kiebitzbestand zu sichern, müssen mindestens 60 Prozent der Kiebitzbruten auf Ackerflächen durch die Schutzmaßnahmen erreicht werden.
- Kiebitzinseln oder - streifen sind im Ackerland die effektivste Maßnahme für den Schutz des Kiebitzes.
- Für einen erfolgreichen Kiebitzschutz müssen die flächengebundenen Schutzmaßnahmen und das Gebietsmanagement sinnvoll kombiniert werden.
- Wenn es gelingt, die Förderinstrumente und das Gebietsmanagement optimal aufeinander abzustimmen, werden für den Kiebitzschutz zwischen 10 und 20 Millionen Euro pro Jahr benötigt.
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Es ist dramatisch: Seit 1992 ist der Kiebitzbestand in Deutschland um 88 Prozent zurückgegangen. Wenn die EU-Agrarpolitik jetzt nicht naturverträglicher wird und Landwirte für Naturschutzmaßnahmen besser entlohnt, droht der Kiebitz hierzulande bald auszusterben. Mehr →
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