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NAJU-Projekt „Klasse Klima“ führt Jugendliche an Natur- und Klimaschutz heran
Blauer Himmel, klare Luft und Temperaturen um den Gefrierpunkt – ein Tag, an dem man Bäume ausreißen könnte. Im Wittmoor im Norden Hamburgs wird dieser Ausspruch heute in die Tat umgesetzt. Es sollen jede Menge Bäume gefällt werden ‒ für den Klimaschutz. Das klingt erst einmal merkwürdig, doch die Aktion hat einen Hintergrund: Aufgelaufene Bäume, in der Regel junge Birken, entziehen dem Moor Wasser und schaden damit dem Lebensraum. Die Beseitigung junger Gehölze trägt deshalb zum Erhalt des Moores und damit auch zum Klimaschutz bei.
An diesem Samstag haben sich im Wittmoor Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurses „Ökologisches Gärtnern“ des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums eingefunden. Die Schule im Hamburger Stadtteil Poppenbüttel ist eine zertifizierte Klimaschule und setzt verschiedene Maßnahmen um, welche die CO2- Bilanz der Schule verbessern. Da kam das NAJU-Projekt „Klasse Klima – heißkalt erwischt“ gerade recht. Hier dreht sich alles um den Klimaschutz, in Theorie und Praxis. „Wir möchten den Schülern vermitteln, dass ihr Handeln Konsequenzen hat und dass man im Kleinen Dinge verändern muss“, erklärt Gabriela Buzuk, die den Kurs als Lehrerin begleitet. „Das Motto unserer Schule ist ‚Think global, act local‘. Und genau das machen wir mit diesem Moorschutz-Einsatz.“
Vertrauen wird gefördert
Für die Schülerinnen und Schüler steht heute also praktischer Naturschutz auf dem Plan – eine neue Erfahrung für die Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren. Das Einsatzgebiet ist eine Heidefläche im Naturschutzgebiet, die von jungen Baumtrieben befreit werden soll. Nach einer kurzen Einführung von Wolf Kloebe, einem der ehrenamtlichen Gebietsbetreuer der örtlichen NABU-Gruppe, geht es in Zweier-Teams los: Mit großen Spitzhacken werden die dünnen Birkenstämme bearbeitet. Anfangs nur zaghaft, doch nach einer Weile sind die jungen Klimaschützerinnen und -schützer vertrauter im Umgang mit dem Arbeitsgerät. Die Hacke saust immer kraftvoller auf die Wurzeln nieder. Eine schweißtreibende Angelegenheit. Trotz der Kälte werden die ersten Schals und Mützen abgelegt. Während ein Teampartner die Bäume an Stamm und Wurzel bearbeitet, zieht der andere die abgeschlagenen Äste zur Seite und bringt sie zum Sammelplatz. Ein solches Zweiergespann sind Annemarie und Hannah, beide 15 Jahre alt. „Ich finde es ganz gut, mal praktisch anzupacken“, sagt Annemarie. Hannah nickt zustimmend.
Ein paar Meter weiter, bei Florian und Marten, ist die Begeisterung nicht ganz so groß. „In meiner Freizeit hätte ich keine Lust dazu“, gibt Florian ehrlich zu. So ging es wohl auch vielen seiner Mitschüler und Mitschülerinnen. Die Hälfte der Klasse ist nicht zum Pflegeeinsatz erschienen, obwohl der Termin Pflichtbestandteil des Kurses ist. Es ist aber auch wirklich kalt, und der Wind pfeift kräftig über die Heidefläche. „Den Schülern fehlt die Erfahrung mit körperlicher Arbeit. Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, im Winter ein paar Stunden im Freien zu arbeiten“, meint Gabriela Buzuk. „Dabei ist das eine wirklich tolle Sache. Die Jugendlichen tun etwas für die Natur und lernen, einander zu vertrauen. Denn das muss man, wenn jemand neben dir mit einer großen Hacke hantiert.“
Klimafreundlicher Lebensstil
Bei Janne und Merle ist es nicht die Hacke, sondern die Säge, mit der sie einer kleinen Birke zu Leibe rücken. „Ich kannte das Wittmoor gar nicht“, erzählt Merle. „Ich würde so einen Einsatz auf jeden Fall noch mal mitmachen.“ Damit hat Merle die Idee des „Klasse Klima“-Projekts auf den Punkt gebracht: Klimaschutz im eigenen Alltag erproben und sich bewusst machen, was man selber tun kann.
„Klimaschutz beginnt im Kleinen: keine Palmölprodukte im Einkaufskorb, wiederverwendbare Geschenkverpackungen oder auch ein Arbeitseinsatz im örtlichen Naturschutzgebiet“, erklärt Franziska Flock von der NAJU Hamburg. Sie ist eine der Ansprechpartnerinnen beim Projekt „Klasse Klima – heißkalt erwischt“ und hat die Aktion im Wittmoor für das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium organisiert, in enger Absprache mit der NABU-Gruppe Alstertal, die das Naturschutzgebiet betreut. „Klasse Klima“, das von den drei Jugendumweltverbänden BUNDjugend, Naturschutzjugend und Naturfreundejugend Deutschlands umgesetzt wird, ist in vielen Regionen aktiv. In zehn ausgewählten Bundesländern will die Initiative Schülerinnen und Schüler dazu ermuntern, einen klimafreundlichen Lebensstil zu erproben. Angeleitet und unterstützt werden sie dabei von Ehrenamtlichen aus den drei Jugendumweltverbänden, z. B. bei Projekttagen oder in Arbeitsgemeinschaften. Mit dem Projekt werden Ideen zu Taten, untermauert mit dem nötigen Know-how von jungen Expertinnen und Experten in Sachen Klimaschutz.
Dass das eine tolle Sache ist, zeigt auch der Arbeitseinsatz im Wittmoor, der nach ein paar Stunden zu Ende geht. Erschöpft und um eine neue Erfahrung reicher starten die Jugendlichen ins Wochenende. Vielleicht wird ja der eine oder andere noch ein zweites Mal die Hacke im Wittmoor schwingen. Unser Klima würde es ihnen danken!
Ilka Bodmann
Weitere Infos zum „Klasse Klima“-Projekt unter: www.naju.de/jugendbereich/klasse-klima
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