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Rüdiger Joswig ist NABU-Botschafter für „Meere ohne Plastik“
Beruflich lief es eigentlich sehr gut, als Rüdiger Joswig 1982 seinen Ausreiseantrag stellte. Er war schon als junger Mann mit großen Produktionen der DEFA und des Deutschen Fernsehfunks ein gefragter und bekannter Schauspieler der DDR. Schon mit Anfang 20 spielte er seine erste große Rolle in einer russisch-deutschen Koproduktion. Das Schauspielern hatte er von der Pieke auf gelernt, in der Theaterhochschule Hans Otto in Leipzig.
„Materiell mangelte es mir natürlich an nichts“, erinnert sich der 63-Jährige. „Aber dieses grau-in-grau, das ist das Bild, was mir aus dieser Zeit geblieben ist. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, das hat mir die Luft zum Atmen genommen.“ Allein die Tatsache, dass er für den Besitz und das Lesen des Buches „1984“ von George Orwell eine Inhaftierung riskieren musste, waren für ihn Grund genug, schließlich alles zu wagen.
Vom DDR-Star zum Tellerwäscher
Mit dem Ausreiseantrag änderte sich alles. Der Schauspieler erhielt Berufsverbot und musste sich fast sechs Jahre lang als Tellerwäscher und Bauarbeiter durchschlagen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde, das war eine wirklich harte Zeit“, erinnert sich Joswig beim Gespräch im Berliner NABU-Café „Lina“. Im März 1987 durfte er endlich nach Westberlin ausreisen. Schnell etablierte er sich als Synchronsprecher, lieh Hollywood-Größen wie Tom Berenger, Gary Oldman, James Caan oder Michael York seine angenehm tiefe, markante Stimme – Typ Seebär eben.
Als 1989 die Mauer fiel, war Rüdiger Joswig mittendrin. Am Übergang in der Invalidenstraße brüllte er mit anderen Wessis den diensthabenden Grenztruppen-Major „Wir wollen rein!“ zu, während die Ossis gegenüber „Wir wollen raus“ skandierten. Irgendwann ging der Major und Joswig hob mit einer Handvoll Wessis den Schlagbaum hoch. „Allein bei der Erinnerung daran läuft mir ein Schauer über den Rücken“, ringt Joswig um Worte.
Traumjob Küstenwache
Bald wurde Joswig auch für das gesamtdeutsche Fernsehen wiederentdeckt. Er spielte im Tatort und bei „Wolffs Revier“, bekam in „Gezeiten der Liebe“ seine erste Serien-Hauptrolle. 1996 schließlich wurde er Kapitän Ehlers in der „Küstenwache“ – und ist es bis heute. Die ZDF-Rolle des aufrechten, rechtschaffenen Hauptkommissars verkörpert er authentisch, sie ist ihm auf den Leib geschrieben.
So unerbittlich Hauptkommissar Holger Ehlers die Spuren der Täter verfolgt, so kompromisslos und unbequem kann Rüdiger Joswig auch im wahren Leben sein. So setzt er sich für das NABU-Projekt „Meere ohne Müll“ aus Überzeugung ein, ist selber ein konsequenter Müllervermeider. „Mich macht es fassungslos, wenn die Menschen aus Bequemlichkeit und ohne darüber nachzudenken, für alles und jedes eine Tüte und eine Verpackung brauchen – und diese dann auch noch in die Botanik schmeißen. Wenn ich so jemanden sehe, spreche ich den natürlich darauf an. Und zwar nachdrücklich“. Joswig grinst, während er an seinem Wasser nippt; man kann sich gut vorstellen, wie ein solchermaßen Ertappter dazulernt.
Plastikfreier Fernseh-Dreh
Der Schauspieler geht mit gutem Beispiel voran. Das Küstenwachen-Team hat er dazu gebracht, auf Papp- statt Plastikbecher umzustellen. Er geht im wahrsten Sinne des Worte mit offenen Augen durchs Leben, schaut hin statt weg und hinterfragt, ist erst zufrieden, wenn er Zusammenhänge und Ursachen erkennt und versteht.
In seiner Rolle als Holger Ehlers fühlt er sich wohl: „Ich habe immer davon geträumt, Kapitän zu werden – eigentlich ja erst Flugzeug-Kapitän und nun bin ich Kapitän zur See geworden“, lacht Joswig. Zum Glück ist er seefest und so macht es dem schlanken, sonnengebräunten Globetrotter auch nichts aus, bei Windstärke sechs zu drehen. Vor allem an der Küste ist der gebürtige Anklamer bekannt wie ein bunter Hund. Während der Dreharbeiten lebt er mit seiner Frau und Schauspiel-Kollegin Claudia Wenzel in der Nähe von Neustadt, wo sich die Studios befinden. Er fühlt sich mit den Menschen vor Ort verbunden, ist sogar seit einigen Jahren Aalritter. „Die Aalritter engagieren sich in der Region Neustadt/Holstein für soziale Zwecke und ich freue mich sehr, dass ich dort mithelfen kann.“
Das NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“ unterstützt Rüdiger Joswig seit 2011. So war er beim Heiligenhafener Hafenfest Mitglied der NABU-Crew und geduldiger Autogrammgeber. Er leiht dem Projekt gerne sein Gesicht, steht voll hinter der Aktion. „Im Frühjahr will ich mit unserer Filmcrew eine Strandsäuberungsaktion machen. Wenn jeder mal sieht, was sich allein an unserer ja eigentlich sehr sauberen Küste so ansammelt, gibt das ein großes Aha-Erlebnis und dann verstehen die auch, warum ich so ein Plastik-Hasser bin.“
Meere ohne Plastik!
Plastik zersetzt sich im Meer nur langsam, über Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte und gibt so nach und nach kleinere Bruchstücke und Giftstoffe an die Umgebung ab. Der NABU setzt sich auf verschiedenen Ebenen für müllfreie Meere ein: mit Strand-Säuberungsaktionen, Müll-Sammelaktionen mit Fischern und Entsorgern, der Verbesserung der Müllentsorgung in den Häfen und der generellen Vermeidung von Plastikmüll.
Anette Wolff