In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Ansteckende Begeisterung
Wildtierreferent Derk Ehlert im Porträt
Berlin ist eines der beliebtesten Reiseziele Europas geworden. Auch die Einwohnerzahl steigt stetig an. Eigentlich ist es da kein Wunder, dass nicht nur Menschen die Hauptstadt als Wohnort attraktiv finden, sondern auch wilde Tiere. Rund 20.000 nachgewiesene Tier- und Pflanzenarten machen Berlin zu einer der artenreichsten Metropolen der Welt.
Aber nicht alle Zugezogenen stoßen bei den Menschen auf Gegenliebe. Am Stadtrand graben Wildschweine so manchen Garten um und Füchse, beim Stadtbewohner als Überträger von Tollwut und Bandwürmer bekannt, machen Eltern in der Innenstadt Angst. Um all diese Sorgen und Probleme kümmert sich Wildtierreferent Derk Ehlert. Der gebürtige Berliner strahlt positive Energie aus. Wenn er über Natur und Naturschutz spricht, leuchten seine Augen und in seiner Stimme liegen Kraft und Begeisterung. Damit verwandelt er täglich im Gespräch Problemfüchse und -wildschweine in liebenswerte Zeitgenossen.
Mit Schaum vor dem Mund
„Es ist wichtig, den Leuten zuzuhören und ihre Sorgen ernst zu nehmen“, erklärt der 44-Jährige. „Oft entstehen die Probleme durch reine Unwissenheit, doch die Ängste sind real. Wenn mich Mütter anrufen, weil sie auf dem Spielplatz einen Fuchs mit Schaum vor dem Mund gesehen haben, dann denken sie an Tollwut und haben schlichtweg Angst um ihre Kinder. Wenn ich ihnen dann erkläre, dass die Tiere sich so merkwürdig verhalten oder aussehen, weil sie gerade in der Ranz sind, dann wird aus dem blutrünstigen Monster ein armer, liebestoller Fuchs auf der Suche nach einer Partnerin. Und die, die ihn gerade noch wegschaffen wollten, werden zu Menschen, die ihm am liebsten helfen würden, seine Herzensdame zu erobern.“
90 Prozent der Anfragen und Probleme können vorab am Telefon oder in einem persönlichen Gespräch gelöst werden. Oft ist es sogar ganz einfach. „Um einen Fuchs zu vertreiben, muss man nicht auf ihn schießen. Es reicht meist, in seinem Revier mit einem Hund spazieren zu gehen und es ihn markieren zu lassen. Füchse haben Angst vor Hunden. Binnen drei Wochen sind die Tiere weg“, weiß der Experte.
„Ich habe im Laufe der Jahre ein Gespür dafür entwickelt, herauszuhören, wo das Problem liegt. So kann vieles schnell und friedlich geklärt werden. Doch das geht nur, wenn man neben der Arbeit im Büro auch ständig ein Ohr auf die Natur hat und nachhorcht, ob sich etwas verändert.“
Kein Wunder also, dass Derk Ehlert seine Freizeit im Freien verbringt. Nicht nur, um beruflich auf dem Laufenden zu bleiben, ist er draußen unterwegs, sondern auch privat oder als Leiter von Führungen und mehrtägigen Exkursionen. Viel Schlaf scheint er nicht zu brauchen. „Es ist für mich keine Arbeit, sondern vielmehr ein Hobby. Ich teile meine Begeisterung für die Natur gerne“, verrät Ehlert.
Ihn selbst hat es schon sehr früh gepackt. Bereits im Alter von fünf Jahren wünschte er sich ein Vogelbuch und setzte mit einer kleinen Hofbepflanzungsaktion ein Zeichen gegen die zunehmende Bodenversiegelung in der Großstadt. Mit vierzehn Jahren engagierte sich Derk Ehlert, gemeinsam mit einem Freund, für die Unterschutzstellung eines Feuchtbiotops am Stadtrand. „Wir haben damals Artenlisten für Käfer und Vögel erstellt, um zu zeigen, wie wichtig dieses Gebiet für die Natur ist“, erzählt der ehrenamtliche Naturschützer. „Die Ergebnisse haben wir dem Bürgermeister gezeigt und tatsächlich wurde am Ende – wenn auch nicht nur wegen unseren Bemühungen – das Freilandlabor Zehlendorf dort errichtet. Auf dem Gelände wird jetzt seit über 25 Jahren Schülern praktischer Naturschutz näher gebracht.“
„Nach meinem Studium als Landschaftsplaner musste ich mich entscheiden, ob ich klassische Naturschutzarbeit verrichte oder ob ich Öffentlichkeitsarbeit mache. Ich hätte auch gerne weiter draußen gearbeitet, doch in der Öffentlichkeitsarbeit kann ich meine Stärke besser nutzen, andere für den Naturschutz zu infizieren“, erzählt Ehlert. „Das Schönste ist es für mich, wenn Leute auf mich zukommen, und mir erzählen, dass sie, nach einem Ausflug mit mir, selbst für den Naturschutz aktiv geworden sind. Das gibt mir Kraft und beruhigt mich auch. Denn es ist wichtig, dass genug Leute da sind, die sich weiter für die Natur einsetzen, wenn man es selber nicht mehr kann.“
Flächen für den Naturschutz
Eine von den von ihm „Infizierten“ ist Angeli Barzantny. Nach zahlreichen Exkursionen mit dem leidenschaftlichen Naturkenner gründete sie 2010 die Derk-Ehlert-Stiftung, die unter dem Dach der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe aktiv ist, um Flächen für den Naturschutz zu sichern. Später soll Derk Ehlert selbst den Vorstand übernehmen. „Ich freue mich sehr über diese Stiftung, denn der Flächenschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt“, bekennt Ehlert. „Boden ist eine Ressource, die immer seltener wird und das, obwohl wir wissen, dass wir ohne Natur nicht überleben können. Immer mehr Menschen wollen, dass ihr Vermögen nach ihrem Tod zur Sicherung von Naturparadiesen genutzt wird. Was kann man sich auch Schöneres vorstellen, als dass man dafür sorgt, ein Gebiet auf ewig als Naturfläche zu schützen?“
Für den Schutz der Natur muss man auch neue Wege gehen, findet Ehlert. Flächenschutz durch Privatvermögen ist so einer. „Mit einem Bus über ein Flughafenfeld zu fahren und von dort die Natur vor Ort beobachten, erscheint traditionellen Naturschützern als kommerziell“, meint Derk Ehlert. „Sie empfinden es als Ressourcenverschwendung, ein großes Fahrzeug zu bemühen, wenn man auch laufen könnte. Doch wie sonst kann ich 2000 Menschen in kürzester Zeit erreichen und begeistern? Möglichst viele für die Natur zu gewinnen, ist schließlich auch eine Form von Nachhaltigkeit.“
Julja Koch
Mit der Derk-Ehlert-Stiftung wollte die Stiftungsgründerin Angeli Barzantny mehr Verantwortung für den Erhalt unserer vielfältigen Natur übernehmen. Besonders der Gülper See im Westhavelland mit seiner beeindruckenden Vogelwelt steht im Fokus der Stiftung. Mehr →