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Konsequenzen aus dem aktuellen Abgasskandal
Grundlegende Reform des Prüf- und Zulassungsverfahrens von Pkw dringend notwendig
Volkswagen hat die Abgas-Manipulation von Fahrzeugen eingestanden, aber auch sehr viele andere Hersteller fallen mit teils deutlich drastischeren Abweichungen von Schadstoffgrenzwerten in der Realität auf. Ob dahinter Betrug oder „nur“ Trickserei steckt, wird sich noch zeigen. Verkehrsminister Alexander Dobrindt hat das Kraftfahrtbundesamt beauftragt 50 Fahrzeugmodelle verschiedener Hersteller nachzuprüfen. Ähnlich wie vorher bei Tests des ICCT und des ADAC sind dabei erhebliche NOx-Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden. Um welche Hersteller es sich dabei im Einzelnen handelt, will Dobrindt vorerst nicht preisgeben, er wolle zuerst mit den betroffenen Unternehmen reden. Dieses Vorgehen passt nur allzu gut zum bisherigen Kuschelkurs von Politik und Automobilindustrie, die den Manipulationen von Testwerten Vorschub geleistet hat. Das gegenwärtige Verfahren zur Typzulassung neuer Pkw lädt quasi zu Operationen am Rande der Legalität oder darüber hinaus ein. Auch die Umstellung auf den neuen, realitätsnäheren Prüfzyklus WLTP wird das Problem nicht lösen, denn auch dort sind Manipulationen möglich.
Durch Prüfstandmessungen kann die tatsächliche Belastung mit Luftschadstoff- und Treibhausgasemissionen von Fahrzeugen keinesfalls gesenkt werden. Die Folge der derzeitigen Mess- und Genehmigungspraxis ist, dass viele Städte nach wie vor die bestehenden Luftqualitätsvorgaben der EU überschreiten und die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs nicht im notwendigen Maße sinken.
Darüber hinaus zeigt sich aber auch, dass die derzeitige Abgasuntersuchung quasi wirkungslos ist. Anstatt wie früher am Auspuff zu messen, wird lediglich eine vom Hersteller programmierte On-Board-Unit ausgelesen. Fehlermeldungen werden jedoch trotz erschreckend hoher Schadstoffwerte nicht angezeigt. So entsteht mitunter die absurde Situation, dass selbst neue Autos im realen Fahrbetrieb deutlich schmutziger sind als zehn Jahre alte Modelle. Kein Wunder, dass die europäische Umweltagentur EEA erst vor wenigen Tagen vermeldet hat, dass die Luftverschmutzung für über 430.000 vorzeitige Tote pro Jahr allein in Europa verantwortlich ist.
Der NABU schlägt daher zusammen mit weiteren Umwelt- und Verkehrsverbänden ein grundlegend neues, modernes Zulassungsverfahren vor, das vor allem auf die Messung der Realemissionen setzt.
Zentraler Baustein muss dabei die Erfassung von Luftschadstoff- und CO2-Emissionen auf der Straße in Form von Real Driving Emissions (RDE) anhand von PEMS-Messungen (Portable Emission Measurement System) sein. Die – auch für Hersteller – aufwändige und teure Typenzulassung würde damit obsolet. Stattdessen versichern die Autokonzerne mit Inverkehrbringen ihrer Fahrzeuge, dass diese alle gesetzlichen Vorgaben im Realbetrieb auf der Straße einhalten. Kontrollmessungen durch unabhängige Prüfinstitutionen auf der Straße von auf dem Markt befindlichen Fahrzeugen garantieren dann die Einhaltung der Grenzwerte. Wichtig dabei: Vertrauen allein reicht nicht aus, Kontrolle und Sanktionierung sind entscheidend. Verstöße gegen die Herstellererklärung müssen mit wirksamen Sanktionen belegt werden. Dazu können empfindliche Strafzahlungen, der Entzug von Typzulassungen und Entschädigungszahlungen an die Fahrzeughalter zählen.
In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin fordern BUND, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NABU und VCD die Regierung auf, jetzt die Weichen zu stellen, damit Autos zukünftig tatsächlich sauberer und sparsamer sind. Fahrzeuge aller Hersteller, egal ob Diesel oder Benziner, sollen im Realbetrieb nachgemessen werden. Mehr →