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Umweltbilanz weiterhin schlecht
Kreuzfahrtranking 2017 vorgestellt
05. September 2017 - Auch in der siebten Auflage des Kreuzfahrtrankings ist weiterhin kein einziges Kreuzfahrtschiff in Europa aus Umweltsicht uneingeschränkt empfehlenswert. Die beiden deutschen Anbieter TUI und Hapag-Lloyd Cruises belegen nun gemeinsam die Spitzenposition, da sie immerhin einen Stickoxidkatalysator verwenden. Die Anbieter AIDA und Costa Cruises stürzen hingegen ab, weil sich ihre Angaben zu Abgassystemen aus dem Jahr 2016 als Luftnummer erwiesen. Besonders schwer wiegt auch der Umstand, dass alle Reedereien weiterhin auf das giftige Schweröl als Kraftstoff setzen und keinen Rußartikelfilter zur Minderung gesundheitsgefährdender Feinstaubemissionen einsetzen. Die klaren Schlusslichter bilden die Branchenriesen Costa, MSC und Royal Caribbean, die keinerlei relevante Aktivitäten zum Schutz von Umwelt und Gesundheit erkennen lassen.
Insgesamt ist die Umweltbilanz der Kreuzfahrtreeder weiterhin schlecht. Insbesondere Costa, MSC und Royal Caribbean verweigern sich mit ihrer bestehenden Flotte komplett dem Umwelt- und Klimaschutz. Enttäuschend ist aber auch die Unverfrorenheit, mit der beispielsweise AIDA Cruises medienwirksam Investitionen in Abgassysteme ankündigt, ohne diese dann auch umzusetzen. Denn auch über ein Jahr nach Indienststellung der neuen Schiffsgeneration ist bei der AIDA Prima kein Abgasfilter im Einsatz.
Weitere Informationen:
Die folgenden Maßnahmen wurden positiv im Hinblick auf die Emissionen bewertet:
- TUI Mein Schiff 3 / 4 / 5 / 6: SCR-Katalysator, Scrubber wird auch außerhalb der SECA genutzt
- Hapag-Lloyd Europa 2: SCR-Katalysator, Schwerölverzicht während Fahrt in der Arktis
- AIDAprima/perla*: alternative Energieversorgung im Hafen
- AIDAsol: Verwendung von Landstrom im Hafen
- Hapag-Lloyd Bremen / Hanseatic / Europa: Schwerölverzicht während Fahrt in Arktis
Das Kreuzfahrtranking des NABU bewertet aktuell am europäischen Markt befindliche Schiffe hinsichtlich ihres drängendsten Umweltproblems. Sämtliche Schiffe, die mit Schweröl fahren und ihre Abgase allenfalls mit Hilfe eines Scrubbers (Abgaswäscher) auf das gesetzlich zulässige Maß an Schwefelemissionen bringen, werden mit vier roten Schiffsschrauben bewertet. Für jede darüber hinausgehende, zusätzliche Maßnahme erhalten die einzelnen Schiffe anteilig grüne Schiffsschrauben, wodurch sie sich im Ranking vor ihren Wettbewerbern platzieren können. So gibt es grüne Schiffsschrauben etwa für den (partiellen) Verzicht auf Schweröl, die Installation eines Rußpartikelfilters oder Stickoxid-Katalysators sowie die Verwendung von Landstrom.
*AIDAprima und AIDAperla verfügen über Rußpartikelfilter und Katalysator diese sind aber nach Unternehmensangaben leider aber nicht einsatzbereit.
Symbolträchtig ist auch die mangelnde Transparenz: Keine einzige Kreuzfahrtreederei reagierte auf die schriftlichen Fragebögen des NABU. Stattdessen versendete der Branchenverband CLIA unaufgefordert ein allgemein gehaltenes Schreiben, das keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Schiffe der Mitgliedsunternehmen erlaubt. Der NABU wertet dieses Verhalten als bewusste Verschleierungstaktik, mit dem Ziel, sich durch Intransparenz und Dialogverweigerung aus der Verantwortung zu ziehen. Zudem operierte der Branchenverband mit falschen Zahlen. So sprach CLIA noch im vergangenen Jahr davon, dass 23 Kreuzfahrtschiffe mit einem Rußpartikelfilter ausgerüstet seien. Diese Zahl wurde nun ersatzlos und ohne Begründung im Antwortschreiben an den NABU gestrichen. Fakt ist, dass kein einziger Rußpartikelfilter in Betrieb ist.
Gesundheitsexperten warnen vor Risiken
Verdeckte Messungen mehrerer Fernsehsender aus Deutschland und Frankreich an Deck von Kreuzfahrtschiffen hatten zuletzt die hohe Belastung der Atemluft der Passagiere mit Krebs erregenden Rußpartikeln belegt. Entsprechend warnen Fachleute, etwa des Deutschen Pneumologenverbandes, vor den gesundheitlichen Folgen beim Aufenthalt in den Abgasfahnen der Schiffe. Wider besseres Wissen ruhen sich die Reedereien auf den niedrigen internationalen Vorgaben aus, während auch in den Hafenstädten immer mehr Menschen von der zunehmenden Abgasbelastung immer häufigerer Kreuzfahrtanläufe betroffen sind.
Besserung ist erst ab 2018 in Sicht, wenn die ersten mit Flüssiggas (LNG) betriebenen Schiffe in See stechen sollen, deren Luftschadstoffausstoß deutlich geringer ist als derjenige von Schweröl und Marinediesel. Auch das Risiko einer Ölpest in sensiblen maritimen Ökosystemen wie etwa auch der Arktis wäre damit künftig gebannt. Jedoch betrifft dies nur Neubauten, nicht hingegen Bestandsschiffe, also den wesentlich größeren Teil der Flotte. Auch die in diesem Zusammenhang oftmals ebenfalls angepriesene Klimagasreduktion hingegen wird wohl längst nicht in dem Maße ausfallen, wie von der Branche gerne dargestellt. Dabei muss auch die Schifffahrt bis zum Jahr 2050 komplett CO2-frei unterwegs sein. Ein riesen Problem angesichts der Wachstumsraten.
Angesichts des hohen Anteils der Schifffahrt an der Gesamtbelastung fordert der NABU eine deutliche Verbesserung der Situation. In Hamburg zum Beispiel ist die Schifffahrt für fast 40 Prozent der Stickoxidemissionen verantwortlich. Hier hat der NABU Feinstaubwerte gemessen, die 20mal höher lagen als am Stuttgarter Neckartor während des Feinstaubalarms. Die Reeder scheuen die Investition in die Abgastechnik - die Anwohner zahlen das mit ihrer Gesundheit.
Kreuzfahrtranking 2018
Die Aida Nova ist als einziges Kreuzfahrtschiff der Welt mit Flüssiggas (LNG) unterwegs - und landet damit auf Platz eins des diesjährigen NABU-Kreuzfahrtrankings. Alle anderen Kreuzfahrtschiffe fahren weiterhin mit dem dreckigsten aller Kraftstoffe: Schweröl. Mehr →
Kreuzfahrtrankings früherer Jahre
Noch immer belasten Kreuzfahrtschiffabgase massiv Umwelt und Gesundheit. Entgegen der vollmundigen Versprechungen der Reeder fahren die meisten Schiffe noch immer mit Schweröl. An moderner Umwelttechnik wird aus Profitgier weiterhin gespart. Mehr →
Der NABU hat auch in diesem Jahr die europäischen Kreuzfahrtschiffe hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit untersucht. Zwar werden die Schiffe der führenden Anbieter sauberer, doch noch immer fahren zu wenig Schiffe mit umweltfreundlicher Abgastechnik. Mehr →
Nachdem verdeckte Abgasmessungen des ARD-Magazins „Plusminus“ erst vor wenigen Wochen die AIDA Prima als Dreckschleuder entlarvt haben, dokumentierte nun das ZDF-Magazin „WISO“ während einer Kanarenkreuzfahrt auf der AIDA Sol ebenfalls eine alarmierende Konzentration gesundheitsgefährdender ultrafeiner Partikel. Mehr →
Aus dem Schornstein der AIDA Prima raucht es gewaltig: Das ARD-Verbrauchermagazin „Plusminus“ dokumentierte bei verdeckten Messungen an Deck eine erschreckend hohe Konzentration besonders gesundheitsgefährdender Kleinstpartikel. Der Ozeanriese ist nicht so sauber, wie das Unternehmen behauptet. Mehr →