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Jetzt spenden!Mythos klimafreundliche Containerschiffe
Handelsschiffe gehören zu den größten Luftverschmutzern weltweit
Warentransporte per Containerschiff gelten als klimafreundlich, weil sie sehr effizient sind. Pro transportierter Tonne und Kilometer werden im Vergleich zum Transport mit Lkw relativ wenig Kohlendioxid (CO2)-Emissionen verursacht. Letztere stoßen pro Tonne und Kilometer 50 Gramm Kohlendioxid aus, Containerschiffe dagegen nur 15,1 Gramm CO2. Dass Containertransporte per Hochseeschiff klimafreundlich sind, ist dennoch ein Mythos: In Bezug auf Luftschadstoffe schneidet die weltweite Schifffahrt deutlich schlechter ab als andere Transportmittel.
Die Ursache dafür sind Rückstandsöle aus der Rohölaufbereitung mit sehr hohen Schwefel- und Schwermetallgehalten, die in der Hochseeschifffahrt als Kraftstoffe eingesetzt werden. Derzeit darf der Schwefelgehalt im Schiffstreibstoff maximal 3,5 Prozent betragen (so genanntes „Heavy Fuel Oil“, HFO). Der Schwefelgehalt von Lkw- und Pkw-Diesel von 0,001 Prozent wird damit um das bis zu 3.500-fache überschritten.
Hochseeschiffe emittieren deshalb große Mengen von Schwefeloxiden, Feinstaub, Stickoxiden und Ruß. Diese Stoffe sind hochgiftig und schädigen sowohl die Umwelt als auch die menschliche Gesundheit. Stickoxide (als Vorläufer von bodennahem Ozon) und Ruß tragen zudem erheblich zum Klimawandel bei, Ruß ist sogar als der zweitstärkste Klimatreiber nach CO2 anerkannt. Zudem sterben allein in Europa jährlich etwa 50.000 Menschen vorzeitig an den Folgen der Schiffsabgase.
Und als wäre es nicht schlimm genug, dass der Schiffstreibstoff so schmutzig ist, dass er an Land als Sondermüll entsorgt werden müsste – es werden auch Unmengen davon verbraucht: Ein mittelgroßes Schiff von 12.000 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, Frachteinheit) verbraucht bei voller Ladung 300 Tonnen Schweröl pro Tag. Eine Studie der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation schätzt, dass im Jahr 2007 213 Millionen Tonnen Schweröl durch die internationale Schifffahrt verbraucht wurden – das sind fast 600.000 Tonnen am Tag.
Mit zunehmender Globalisierung, durch günstige Produktionskosten in fernen Ländern, einem wachsenden Konsum und billigen Treibstoffkosten fahren immer mehr und immer größere Schiffe sehr weite Strecken – und verbrauchen immer mehr Schweröl. Dementsprechend sind die Emissionen der Schifffahrt immens: Für das Jahr 2007 geht die IMO von 870 Millionen Tonnen CO2, 20 MillionenTonnen Stickoxid und 15 Millionen Tonnen Schwefeloxide aus.
Grundvoraussetzung für die Reduktion der schiffsbedingten Luftverschmutzung ist ein Wechsel des Kraftstoffs. Die Reedereien müssen daher auf einen deutlich umweltverträglicheren Treibstoff umstellen. Dies kann Dieselkraftstoff mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,005 Prozent sein. In Kombination mit wirksamer Abgastechnik - Rußpartikelfilter und SCR (selective-catalytic-reduction)-Katalysatoren - wie sie im Straßenverkehr längst etabliert ist, würden diese Maßnahmen die Emissionen von Ruß um 99 Prozent, von Stickoxid um 97 Prozent und aller weiteren giftigen Stoffe – wie etwa toxische Metalloxide – deutlich reduzieren. Ein Umstieg auf nachhaltige Kraftstoffe wie Wasserstoff, gegebenenfalls auch Ammoniak oder Methanol, ist jedoch notwendig, um die Klimabilanz in der Seeschifffahrt mittelfristig deutlich zu verbessern.
Sauberere Kraftstoffe und wirksame Abgastechnik sind verfügbar und ihre Verwendung verteuert den Transport der Güter kaum. Die Mehrkosten je transportiertes Produkt würden nur marginal steigen, für ein T-Shirt beispielsweise nur um zwei Eurocent. Weitere Informationen und Berechnungen finden Sie im Hintergrundpapier „Luftschadstoffemissionen von Containerschiffen“.
Der NABU fordert deshalb von jenen Unternehmen, die ihre Güter auf hoher See transportieren lassen,
- bei ihren Reedern und Logistikdienstleistern sauberere Transporte einzufordern und diese auch zu buchen, sobald sie in Form von Schiffen mit saubererem Kraftstoff und Abgastechnik zur Verfügung stehen.
- Ruß- und Stickoxidemissionen in ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung und Klimabilanzen aufzunehmen.
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