Europäische Regulierung in der Schifffahrt

Für einen klimafreundlicheren Ansatz in der Schifffahrt

Lange wurde die Schifffahrt in der Klimadebatte sträflich vernachlässigt, dabei trägt sie insgesamt etwa zwei Prozent zur weltweiten Treibhausgasemission bei. Da die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) keine effektiven Klimaschutzmaßnahmen vorlegt, sollen nach dem Willen der Europäischen Kommission europäische Vorgaben dazu beitragen, die enormen Emissionen in der Seeschifffahrt nachhaltig zu verringern. Das im Juli 2021 von der Kommission vorgelegte „Fit for 55“-Paket soll einen klimafreundlicheren Ansatz in der europäischen Industrie und Gesellschaft verankern, wobei das Ziel eine Treibhausgasminderung von 55 Prozent bis 2030 darstellt und zwar mit weitreichenden Auswirkungen auf die Schifffahrt. Insgesamt umfasst das Paket elf Vorlagen für europäische Rechtsvorschriften. Von diesen Vorlagen stehen für die Schifffahrt vor allem drei Dossiers im Mittelpunkt:

• FuelEUMaritime
• Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR)
• Europäischer Emissionshandel (ETS)

Der 2019 vorgestellte europäische Green Deal sieht vor, die Treibhausgasemissionen in der EU bis 2050 auf null zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Dekarbonisierung des Transportsektors ein zentrales Element. Neue klimafreundliche Antriebstechnologien sind dafür dringend notwendig. Durch Effizienzmaßnahmen lassen sich beispielsweise in der Schifffahrt bedeutende Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch erzielen. Trotzdem stehen für eine Antriebswende vor allem zwei Werkzeuge im Mittelpunkt: klimafreundlichere Kraftstoffe und Emissionshandel.

Klimafreundlichere Kraftstoffe sind beispielsweise strombasierte E-Fuels wie Ammoniak oder Methanol, welche mittelfristig das bisher überwiegend verwendete Diesel und Schweröl ablösen werden. Das FuelEU Maritime-Dossier soll zulässige Kraftstoffarten anhand der jeweiligen Treibhausgasemissionen vorgeben und somit den Umstieg weg von fossilen Brennstoffen aufzeigen.

Die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) soll hingegen den Aufbau der notwendigen Infrastruktur für alternative Kraftstoffe regulieren. Dazu gehört beispielsweise der Bau von Landstromanlagen, welche Schiffe in Häfen mit erneuerbarer Energie versorgen sollen. In beiden Dossiers darf allerdings LNG (fossiles Flüssiggas) aus NABU-Sicht keine Rolle spielen, da es aufgrund der Methanemissionen (einem sehr potenten Treibhausgas), im Gegensatz zu E-Fuels, keine Verbesserung der Klimabilanz in der Schifffahrt bewirkt.

Die Erweiterung des Europäischen Emissionshandels (ETS) auf die Schifffahrt hingegen würde die Schiffsbetreiber*innen und -besitzer*innen über Marktwerkzeuge hin zu klimafreundlicheren Treibstoffen lenken. Durch die Begrenzung und den Handel von Emissionszertifikaten soll die Verkehrswende auf See beschleunigt werden. Eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen für den maritimen Sektor ist dringend notwendig.
Die Kernforderungen des NABU im maritimen Sektor auf europäischer Ebene sind:

• Umfassender und zeitnaher Einbezug der Schifffahrt in den europäischen Emissionshandel
• Politische Förderung für strombasierte Kraftstoffe (E-Fuels) und andere nachhaltige alternative Antriebstechnologien
• Keine Unterstützung für Flüssiggas (LNG) und Biokraftstoffe
• Verpflichtender Aufbau von Infrastruktur für E-Fuels und Landstromversorgung

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