In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Rohstoffgewinnung gefährdet die biologische Vielfalt
Negative Auswirkungen des Abbaus auf Natur und Umwelt



Luftbild Kiesabbau - Foto: NABU / Fritz Heydemann
Mineralische Rohstoffe bilden das Fundament für den Wohlstand und die Entwicklung unserer Gesellschaft. Ohne sie würden viele für uns selbstverständlich gewordene Produkte und Infrastrukturen nicht existieren: Kalkstein und Sand werden beispielsweise für die Herstellung von Beton in der Bauindustrie verwendet, Stahl als zentraler Werkstoff in der Automobilindustrie und im Maschinenbau eingesetzt und Seltene Erden in der Elektronikindustrie für die Herstellung von Computern und Smartphones benötigt.
In Zukunft werden für die Energie- und Mobilitätswende sowie die Digitalisierung noch größere Mengen an Metallen wie Lithium und Kupfer gebraucht. Doch während Produktion und Verbrauch stetig steigen, bleiben die abbaubaren Vorkommen begrenzt – die Rohstoffe sind endlich.
Deutschland steht an fünfter Stelle der größten Rohstoffverbraucher weltweit. Ein Teil der nichtmetallischen Rohstoffe, vor allem Kali- und Steinsalz, sowie der größte Teil der Steine und Erden, werden bereits aus innerdeutscher Rohstoffgewinnung gedeckt. Um den Bedarf der metallischen Rohstoffe zu decken, ist Deutschland jedoch fast vollkommen importabhängig.
Was sind mineralische Rohstoffe?
Unter dem Sammelbegriff mineralische Rohstoffe werden Metalle (z. B. Aluminium oder Gold), Industrieminerale (z. B. Gips oder Quarz) sowie Steine und Erden (z. B. Sand oder Kies) zusammengefasst. Sie sind natürliche, in der Erdkruste vorkommende Materialien, gewonnen werden sie durch Bergbau und geologische Exploration, also dem Erschließen der Erdkruste. Sie zählen zu den nicht-regenerierbaren und somit endlichen Rohstoffen.
Was sind metallische Rohstoffe?
Metalle zählen zu den mineralischen Rohstoffen und sind somit endlich. Sie haben besondere Eigenschaften: Charakteristisch ist ihre hohe elektrische Leit- und Wärmefähigkeit sowie Verformbarkeit. Metalle können nach diversen Kriterien unterschieden werden:
- Chemische Kriterien unterscheiden nach ihrer Dichte zwischen Schwermetallen (z. B. Blei, Eisen oder Uran) und Leichtmetallen (z. B. Aluminium oder Lithium).
- Die Reaktivität unterscheidet zwischen Edelmetallen (z. B. Gold, Silber oder Kupfer) und unedlen Metallen (z. B. Chrom, Zink oder Kobalt).
Deutschland importiert 99 Prozent der benötigten metallischen Rohstoffe.
Rohstoffgewinnung führt zu Umweltrisiken und Menschenrechtsverletzungen
Der Abbau vieler metallischer Rohstoffe erfolgt bisher vor allem in Ländern des Globalen Südens. So stammen beispielsweise über 60 Prozent des Kobalts für Batterien aus der Demokratischen Republik Kongo. 100 Prozent der Seltenen Erden zur Herstellung von Dauermagneten in der Automobilindustrie werden in China weiterverarbeitet. Durch diese hohe Konzentration auf wenige Länder ergeben sich einerseits Abhängigkeiten und Versorgungsrisiken, anderseits ist die Gewinnung vielfach mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltrisiken verbunden.
Welche Menschenrechtsverletzungen können mit dem Rohstoffabbau einher gehen?
Rohstoffe befinden sich oftmals auf besiedeltem Land. Für neue Abbauprojekte wird darauf häufig keine Rücksicht genommen. Menschen werden von ihrem Land vertrieben, kulturelle oder indigene Rechte verletzt.
Die Arbeitsbedingungen im Rohstoffsektor sind häufig menschenunwürdig: Fehlende Arbeitsrechte sowie Arbeitssicherheit, niedrige Löhne und Kinderarbeit sind üblich.
Wenn Aktivist*innen auf diese Probleme aufmerksam machen, setzen sie sich zudem selbst großen Gefahren aus. Die Mordrate bei Menschenrechts- und Umweltaktivist*innen ist im Bergbaubereich am höchsten.

Umweltrisiken der Rohstoffgewinnung
Die Rohstoffgewinnung kann nicht ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt erfolgen. Diese variieren je nach Ökosystem, Rohstoff, geologischer Formation, Abbaumethode und der notwendigen Infrastruktur:
- Umwandlung und Verlust von Lebensräumen: Das Entfernen von Bodenbewuchs, die Entwaldung und das Ausheben von unterirdischen Tunneln oder Bohrungen. All das wirken sich unmittelbar auf tierische und pflanzliche Arten aus
- Ökosystemschäden: Im regulären Betrieb von Bergwerken werden immense Gesteinsmengen bewegt und große Wassermengen für die Erzaufbereitung entnommen. Dies kann zu Bodenerosion (Abtragen von Erdschichten), niedrigem Grundwasserstand oder einer Störung der Tierwelt führen
- Boden- und Wasserverschmutzung: Es besteht das Risiko, dass Abbaumaterial, Abfall, Laugen, Schwermetalle oder unbehandeltes Abwasser in Böden oder Wasserwege eingeleitet werden
- Luftverschmutzung: Der belastete Staub aus Steinbrüchen kann lokale Ökosysteme schädigen. Er kann in umliegende Gebiete weiterziehen und giftigen Smog und sauren Regen verursachen
- Treibhausgasemissionen: Die schwere Maschinerie im Bergbau, die Weiterverarbeitung und der Transport sorgen für hohe Emissionen. Der Bergbau ist für circa zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich.
Mehr Europäische Rohstoffgewinnung durch den CRMA?
Die im März 2024 von der EU verabschiedete Verordnung für kritische Rohstoffe (Critical Raw Materials Act – CRMA) hat das Ziel, die Versorgung der europäischen Industrie sicherzustellen und die Abhängigkeit der EU von einzelnen Staaten (z. B. China oder Russland) zu verringern. Seit 2011 wird eine Liste mit kritischen Rohstoffen zusammengestellt, denen eine besondere wirtschaftliche Bedeutung und ein hohes Versorgungsrisiko zugeschrieben wird. Zudem werden einige dieser Rohstoffe zusätzlich als strategisch wichtig definiert.
Was sind kritische Rohstoffe?
Kritische Rohstoffe sind laut Definition der Europäischen Kommission von „herausragender wirtschaftlicher Bedeutung und können nicht zuverlässig vor Ort abgebaut werden. Der Großteil muss importiert werden“. Es werden aktuell 34 Rohstoffe als kritisch eingestuft, darunter z. B. Lithium, Kupfer, Kobalt und Tantal.
Was sind strategische Rohstoffe?
Strategische Rohstoffe sind laut Definition der Europäischen Kommission „für die ökologischen und die digitalen Ziele Europas sowie für Anwendungen im Verteidigungs- und Weltraumbereich von Bedeutung und die Versorgung ist nicht gesichert.“ Es werden aktuell 17 der kritischen Rohstoffe als strategisch wichtig definiert.
Bis 2030 sollen demnach:
- 10 Prozent des Verbrauchs kritischer Rohstoffe durch innereuropäischen Bergbau abgedeckt werden,
- 40 Prozent der Verarbeitung in Europa stattfinden und
- 15 Prozent der Bedarfe durch Recycling gedeckt werden.
Diese Vorgaben machen den Abbau metallischer Rohstoffe in Deutschland wahrscheinlicher. Die lokale Rohstoffgewinnung bietet das Potenzial, dem sogenannten „burden shifting“, der Verlagerung von produktionsbedingten Umweltbelastungen in andere Länder, vorzubeugen und einen Beitrag zur globalen Gerechtigkeit zu leisten. Zudem könnten die Rohstoffe nach hohen Umwelt- und Sozialkriterien gewonnen werden. Dennoch: Der Rohstoffabbau ist immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden und bisher sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen naturverträglichen Abbau nicht ausreichend gegeben.
Naturverträglicher Abbau
Es ist wichtig, bereits bei der Planung von Abbauaktivitäten Aspekte des Umweltschutzes und der Biodiversität zu berücksichtigen. Dementsprechend müssen ökologisch besonders wichtige Flächen von den direkten und indirekten Folgen der Bergbauaktivitäten ausgeschlossen werden. Dort, wo die Rohstoffgewinnung unvermeidlich ist, müssen Umweltaspekte übergeordnet bei der Planung und Durchführung von Projekten berücksichtigt werden.
Die Hierarchie der Schadensminderung sieht folgende vier Optionen mit abnehmender Priorität für die Begrenzung von Bedrohungen für die Biodiversität vor:
- Vermeidung: Die einfachste, kostengünstigste und effektivste Option, um Schäden durch Umwelteingriffe direkt auszuschließen, ist das Vermeiden von Aktivitäten zur Rohstoffgewinnung. Das Ausschließen von gewissen Gebieten oder Zeiträumen kann Schäden ebenfalls reduzieren.
- Minimierung: Eine Reduktion der Dauer, des Ausmaßes oder der Intensität von Einwirkungen sollten bei Aktivitäten, die nicht zu vermeiden sind, ergriffen werden.
- Wiederherstellung: Nach der Schließung von Abbaustätten ist die Wiederherstellung von Ökosystemen zu fördern, sodass dort neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstehen können. Dies kann entweder durch Rekultivierung oder Renaturierung erfolgen. Bei der Rekultivierung (dem Bepflanzen der Halden) ist das Ergebnis eine rasche Begrünung, die jedoch einen naturfernen Lebensraum mit geringer Biodiversität darstellt. Ökologisch sinnvoller ist die Renaturierung, bei der das Gebiet einem natürlichen Ansiedlungsprozess überlassen wird. Das hat den Vorteil eines möglichst naturnahen Lebensraums mit höherer Biodiversität, kann jedoch mehrere Jahrzehnte dauern.
- Kompensation: Unternehmen können unvermeidbare negative Auswirkungen auf ein Ökosystem durch die Finanzierung von Wiederherstellungsmaßnahmen an anderer Stelle ausgleichen. Das sogenannte „Offsetting“ ist komplex und teuer und sollte nur angewandt werden, wenn keine andere Möglichkeit infrage kommt.
Ressourcen schonen durch Kreislaufwirtschaft
Oberste Priorität muss haben, Produkte und Rohstoffe möglichst lange im Umlauf zu halten, indem sie wiederverwendet und repariert werden. Zudem kann bei einigen metallischen Rohstoffen das Recycling anteilig zur Versorgung beitragen und den Bedarf an neu zu gewinnenden Rohstoffen reduzieren. Bei Metallen wie Eisen oder Stahl, Aluminium und auch Kupfer ist das schon heute mengenmäßig relevant. Der Anteil an Kupfer als Recyclingrohstoff in der Produktion liegt beispielsweise bei 40 Prozent. Doch beim Großteil der strategischen metallischen Rohstoffe trägt das Recycling bislang kaum oder gar nicht zur Bedarfsdeckung bei. Es gibt noch viel Handlungsbedarf, um die Sammlung und den Rücklauf von Altmetallen sicherzustellen und die Wirtschaftlichkeit von Recyclingprozessen zu verbessern.
Metallische Rohstoffe spielen in unserer heutigen Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Wir benötigen sie dringend, um Energie- und Verkehrswende zu gestalten. Um die Verfügbarkeit dieser endlichen Rohstoffe langfristig zu ermöglichen, ist es wichtig, verantwortungsvoll mit den Ressourcen umzugehen. Zudem muss bei der Rohstoffgewinnung auf die Natur- und Umweltverträglichkeit sowie die Einhaltung von Menschenrechten geachtet werden.
Letzte Aktualisierung: 02/2025
Download
Im Erzgebirge planen Unternehmen umfangreiche Lithium-Bergbauvorhaben. Als „strategische Projekte“ würden sie von verkürzten Genehmigungsverfahren profitieren. Umweltverbände warnen: Die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft mit über 40 Schutzgebieten wäre bedroht. Mehr →
Eine NABU-Studie zeigt die gesetzlichen Regulierungslücken beim Recycling von Elektromüll auf, die dringend über eine Novellierung des Elektronikgesetzes und eine Behandlungsverordnung geschlossen werden müssen. Hochwertiges Recycling muss auch Kunststoffe und kritische Metalle wiedergewinnen. Mehr →
Um naturschutzrechtliche Auflagen zu umgehen, unternehmen Rohstoff abbauende Betriebe oft Maßnahmen um zu verhindern, dass sich geschützte Arten in den Abbaustätten ansiedeln. Eine Initiative vom Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO), dem Dachverband der deutschen Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie (bbs) und dem NABU soll nun Wege für eine Natur auf Zeit aufzeigen. Mehr →
Der NABU und die Telefónica Deutschland Group arbeiten seit 2011 beim Umweltschutz zusammen. Telefónica spendet jährlich eine feste Summe in den NABU-Insektenschutzfonds. Derzeit ruht die Aktion aufgrund von Restriktionen, bis eine Lösung gefunden wurde. Mehr →