Repräsentative Umfrage von KANTAR im Auftrag des NABU (2022)
Umfrage zeigt: Mehrheit für Mehrweg
Kundschaft möchte umweltfreundliche Getränkeverpackungen
Umweltfreundliche Getränkeverpackungen sind gefragt: 77 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen beim Einkauf umweltfreundliche Getränkverpackungen wichtig sind. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des NABU, die im November 2022 vom Institut Kantar durchgeführt wurde. Damit hat die Bedeutung des Themas in der Bevölkerung noch einmal zugenommen, denn bei der letzten NABU-Umfrage 2017 waren es erst 72 Prozent (Ergebnisse der Umfrage von 2017 unten als Download verfügbar).
Nur 65 Prozent der Befragten meinen von sich selbst, zu wissen, welche Getränkeverpackungen umweltfreundlich sind und tatsächlich gibt die Umfrage Hinweise auf Wissenslücken. Die Befragten sollten für sechs verschiedene Getränkeverpackungen einschätzen, ob diese umweltfreundlich sind.
Die Umfrage zeigt, dass einige Getränkeverpackungen falsch bewertet werden:
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Mehrwegflaschen aus Glas werden korrekt von knapp 90 Prozent als umweltfreundlich eingeschätzt.
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Mehrweg-Plastikflaschen werden dagegen nur von 56 Prozent als umweltfreundlich eingestuft, obwohl sie in Ökobilanzen aufgrund des geringeren Gewichts noch besser abschneiden als Mehrwegflaschen aus Glas.
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Mit 54 Prozent schätzt die Mehrheit der Befragten Einweg-Glasflaschen als umweltfreundlich ein, obwohl diese eine sehr umweltschädliche Verpackungsalternative mit einer hohen Klimabelastung sind.
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Falsch liegen die Befragten auch beim Getränkekarton: 64 Prozent denken, er sei umweltschädlich, obwohl er aufgrund des hohen Anteils nachwachsender Rohstoffe und des geringen Gewichts als ökologisch vorteilhafte Einwegverpackung gilt.
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Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen werden jeweils von 38 Prozent als umweltfreundlich eingeschätzt, obwohl beide keine umweltfreundlichen Getränkeverpackungen sind. Dies wissen nur 57 Prozent der Befragten.
Auch zeigt die NABU-Umfrage, dass Verbraucher*innen Mehrweg- und Einwegflaschen häufig nicht voneinander unterscheiden können. Pfand wird hier mit Mehrweg gleichgesetzt: So glauben 61 Prozent der Befragten, dass die Plastikflasche mit 25 Cent eine Mehrwegflasche ist. Dabei ist gerade dieser Pfandbetrag ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Einwegflasche handelt.
Weiteres Ergebnis: Zustimmung zu einer Umweltabgabe ist groß
Angesichts der sinkenden Mehrwegquote bei Getränken in den letzten Jahrzehnten in Deutschland schlagen Umwelt- und Naturschutzverbände eine Umweltabgabe auf Getränkeverpackungen vor. Der NABU setzt sich hier für eine Getränkeverpackungssteuer ein, über die Getränkeverpackungen, abhängig von ihrer jeweiligen Umweltschädlichkeit, besteuert würden. Auch Verbraucher*innen stehen laut Umfrageergebnis einer Umweltabgabe positiv gegenüber: 65 Prozent der Befragten halten es für sinnvoll, Getränkeverpackungen je nach ihrer Umweltschädlichkeit zu besteuern, um den Trend zu Einwegverpackungen umzukehren. Im Jahr 2017 waren es 57 Prozent, die Zustimmung ist in den letzten fünf Jahren noch einmal deutlich angestiegen.
Die Verbraucher*innen wurden in der NABU-Umfrage auch zum Thema Littering und Getränkeverpackungen befragt. Littering bezeichnet die unachtsame oder vorsätzliche Entsorgung von Abfall im öffentlichen Raum. Gefragt wurde danach, wie die Verbraucher*innen verschiedene Getränkeverpackungen achtlos auf der Straße, im Park oder an öffentlichen Plätzen entsorgt sehen. 67 Prozent der Befragten sehen Plastikflaschen häufig oder sehr häufig, 60 Prozent nennen hier die Getränkedose. Weniger oft sehen die Befragten Glasflaschen und Getränkekartons.
Fazit: Mehrheit für Mehrweg
Auch wenn erstmals zwischen 2019 und 2020 der Mehrweganteil bei Getränken wieder leicht gestiegen ist, liegt die Mehrwegquote in Deutschland dramatisch niedrig: Im Jahr 2020 wurden nur 43,1 Prozent der pfandpflichtigen Getränke in Mehrweg abgefüllt, betrachtet man den gesamten Getränkemarkt lag sie sogar bei nur 33,5 Prozent. Damit ist man weit entfernt von der Zielquote von 70 Prozent, die sich die Bundesregierung im Verpackungsgesetz (VerpackG) vorgenommen hat.
Das seit 2003 erhobene Zwangspfand auf bestimmte Einweg-Getränkeverpackungen half, das Littering in der Landschaft zu reduzieren. Das ursprüngliche Ziel des Pfands, Mehrweg zu fördern, lief jedoch ins Leere. Von sich aus wird sich Mehrweg aufgrund hoher Systemkosten nicht im Markt durchsetzen, dies haben die letzten Jahrzehnte in Deutschland gezeigt. Um den Willen der Verbraucher*innen durchzusetzen, bedarf es politischer Maßnahmen und gesetzlicher Vorgaben. Daher fordert der NABU:
NABU-Forderungen
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Einführung einer Getränkeverpackungssteuer, die sich nach der Klimabelastung der verschiedenen Getränkeverpackungen orientiert.
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Gesetzliche Mehrwegquoten auf EU-Ebene für Abfüller und Händler.
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Optimierung bestehender Mehrwegsysteme und Nutzung von Standardflaschen gut gemanagter Poolsysteme.
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Etablierung neuer Mehrwegsysteme für zum Beispiel Wein und Milch, für die Mehrweg bisher nur in Marktnischen existiert.
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Stärkung der dezentralen Abfüllung von Getränken und des regionalen Verkaufs, um Transportemissionen zu reduzieren.
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Nutzung der Pfandeinnahmen aus nicht zurückgegebenen Einwegpfandflaschen zur Förderung von Umwelt- und Mehrwegprojekten statt Verbleib bei Handel und Industrie.
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