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Jetzt NABU-Mitglied werden!Transportverpackungen – ein kaum beachtetes Müllproblem
Unnötiger Abfall hinter den Kulissen von Supermärkten und Co.
Seit langem ist bekannt, dass wir in Deutschland zu viel Verpackungsmüll produzieren. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen dabei in der Regel Produkt- und Versandverpackungen wie die eingeschweißte Gurke oder der überdimensionierte Versandkarton im Online-Handel. Kaum beachtet werden hingegen Abfälle, die „hinter den Kulissen“ von Supermarkt, Drogerie oder Großhandel anfallen: die sogenannten Transportverpackungen. Diese machen mit 5,5 Millionen Tonnen Abfall im Jahr knapp 30 Prozent aller Verpackungsabfälle in Deutschland aus.
Was sind eigentlich Transportverpackungen?
Transportverpackungen …
- … sind Verpackungen, in denen Waren sicher von einer Fabrik oder einem Lager in den Einzel- oder Großhandel transportiert werden. Ein großer Teil der Transportverpackungen wird gleichzeitig genutzt, um die Waren direkt in den Verkaufsregalen anzubieten (vor allem Regalkartonagen).
- … sind vor allem Kartonagen, aber unter anderem auch Kunststofffolien oder Paletten aus Holz oder Kunststoff. Statt Einweg-Kartonagen gibt es für bestimmte Produkte auch Mehrweglösungen wie Kunststoff-Steigen für Obst und Gemüse.
- … werden nicht in Privathaushalten entsorgt, sondern fallen im Einzel- und Großhandel an. Zum Einzelhandel gehören neben Supermärkten und Drogerien beispielsweise auch Baumärkte, Apotheken und Tankstellen.
- … sind von den „klassischen“ Produktverpackungen zu unterscheiden wie dem Kekskarton, Joghurtbecher oder Rotkohlglas. Anders als die Transportverpackungen werden diese zuhause oder an Sammelstellen über die Gelbe Tonne, die Altpapiertonne oder im Glascontainer entsorgt.
- … sind keine Versandverpackungen wie Kartons oder Versandtüten, in denen zum Beispiel Online-Bestellungen versendet werden. Versandverpackungen werden von den Konsument*innen entsorgt und stellen eine eigene Verpackungskategorie dar.
Schaut man sich die gesamten Verpackungsabfälle aus Papier, Pappe und Karton in Deutschland an, sind die Transportverpackungen fast für die Hälfte des Abfalls verantwortlich, wie die folgende Grafik zeigt:
Starker Anstieg der Transportverpackungen
Im Jahr 2021 fielen in Deutschland 5,5 Millionen Tonnen Transportverpackungen an. Dies entspricht knapp 30 Prozent des gesamten deutschen Verpackungsverbrauchs. Über zwei Drittel der Transportverpackungen sind aus Papier, Pappe und Karton (PPK). PPK ist somit das dominierende Material im Bereich der Transportverpackungen. Dies zeigt eine Studie der GVM im Auftrag des NABU.
Der Verbrauch von PPK-Transportverpackungen ist in den letzten zwanzig Jahren um etwa ein Viertel gestiegen. Gründe hierfür sind, dass immer mehr Waren im Einzelhandel angeboten und transportiert werden. Auch werden die Füllmengen tendenziell kleiner. Dadurch entsteht mehr Bedarf an Transportverpackungen pro Kilogramm Füllgut.
NABU-Studie zu Transportverpackungen
Im Auftrag des NABU hat die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) das Aufkommen von Transportverpackungen in Deutschland untersucht. Für die Produkte Schokolade, Teigwaren, Tiefkühl-Gemüse und Cerealien wurden die „hinter den Kulissen“ anfallenden Transportverpackungen im Vergleich zu den Produktverpackungen berechnet sowie die Potenziale von Mehrwegsystemen analysiert.
Kartonagenflut im Supermarkt
Die am meisten eingesetzten Transportverpackungen sind sogenannte Regalkartonagen. Diese sind extra so konzipiert, dass man die Waren direkt mit den Kartonagen ins Regal stellen kann. Regalkartonagen sind aufgrund ihrer Bauweise materialintensiver als normale Pappkartons. Sie werden insbesondere bei Lebensmitteln, Getränken und Drogeriewaren eingesetzt. Insgesamt 1,6 Millionen Tonnen Regalkartonagen fielen 2021 in Deutschland als Abfall an. Zum Vergleich: Die gesamte Menge an Versandverpackungen aus PPK belief sich im selben Zeitraum auf 885.000 Tonnen, To-go-Einwegbecher verursachen in Deutschland jährlich rund 37.000 Tonnen PPK-Abfall, Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen allgemein circa 222.000 Tonnen.
Abfallvermeidung geht vor Recycling
Knapp 70 Prozent aller Transportverpackungen sind aus PPK. Zwar ist der Altpapieranteil in den PPK-Transportverpackungen sehr hoch, dennoch handelt es sich nicht um einen geschlossenen Kreislauf. Denn durchschnittlich 16 Prozent dieser Verpackungen besteht aus Neumaterial (Primärfasern). Dies entspricht einem jährlichen Verbrauch von etwa 600.000 Tonnen Primärfasern. Hierfür werden große Mengen Holz, Wasser, (fossile) Energie und Chemikalien benötigt. Und auch die Aufbereitung des Altpapiers zu Recyclingfasern („Sekundärfasern“) ist sehr energieaufwendig.
Statt Einweg-Transportverpackungen, die eine unnötige Ressourcenverschwendung und Umweltbelastung darstellen, sollten umweltfreundlichere Mehrweg-Alternativen eingesetzt werden. Denn Abfallvermeidung geht vor Recycling. Altpapier sollte weniger in Anwendungen genutzt werden, in denen auch Mehrweg möglich ist, sondern prioritär in Bereichen, wo nach der Nutzung keine Sammlung und kein Recycling möglich ist, etwa bei Toilettenpapier.
Bei Transportverpackungen aus Kunststoff ist das Recycling noch deutlich weniger entwickelt als bei PPK. Dabei gäbe es großes Potenzial, hier Kreisläufe zu schließen. Gerade im Gewerbe bietet es sich an, beispielsweise die Transportfolien sortenrein und sauber zu sammeln: Diese Folien sind einfacher zu recyceln als kleinformatige, bedruckte und stärker verdreckte Folien aus der Gelben Tonne. Wichtig ist, dass die Kunststoffe vollständig recyclingfähig sind. Nicht-recycelbare Transportverpackungen aus PVC oder Kunststoffgemischen müssen vom Markt verschwinden.
1.200.000 Bäume für PPK-Transportverpackungen im Jahr!
Für die 600.000 Tonnen Primärfasern in den Transportverpackungen in Deutschland benötigt man jedes Jahr Holz von umgerechnet etwa 1,2 Millionen Stämmen Nadelholz. Dies entspricht gut 5.300 Hektar Kiefernwald, also einer Fläche von knapp 7.500 Fußballfeldern. Angesichts der großen Bedeutung von Wäldern für den Klimaschutz muss der Holzeinschlag reduziert werden. Gerade bei Transportverpackungen sind mit Mehrweglösungen einfache Ansätze vorhanden, um den Holzbedarf zu senken.
Mehrweg-Transportverpackungen schonen Umwelt und Natur
Für den NABU ist Mehrweg der zentrale Lösungsweg, um die Umweltbelastungen durch Transportverpackungen zu reduzieren. Doch aktuell beträgt der Mehrweganteil bei den Transportverpackungen nur 13 Prozent. Für einige Produktbereiche existieren bereits Mehrwegsysteme, etwa für Obst und Gemüse, Brot, Fleisch, Pflanzen sowie Drogerieartikel. Diese Systeme müssen ausgebaut und neue Produktgruppen erschlossen werden.
NABU-Forderungen
- Stärkerer politischer Fokus auf Transportverpackungen – etwa im Verpackungsgesetz und in der europäischen Verpackungsrichtlinie
- Ausweitung von Mehrwegsystemen für Transportverpackungen durch fördernde gesetzliche Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize (weitere Informationen und NABU-Forderungen zu Mehrweg)
- Verbesserte Getrenntsammlung von Transportverpackungsabfällen an den Anfallstellen, damit möglichst sauberes Material ins Recycling geht
- Bundesweiter Vollzug der Getrenntsammlungspflichten im Groß- und Einzelhandel entsprechend der Gewerbeabfallverordnung, beispielsweise durch bessere Kontrollen
- Einsatz nur von vollständig recyclingfähigen Transportverpackungen, vor allem bei Kunststoff (Design für Recycling)
- Forschung und Entwicklung für höheren Rezyklateinsatz in Transportverpackungen aus Kunststoff
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Fast ein Drittel der gesamten Verpackungsabfälle in Deutschland sind entsorgte Transportverpackungen. Im Auftrag des NABU hat die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung das Abfallaufkommen und das Potenzial für Mehrweg-Verpackungen untersucht. Mehr →
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