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Mit Baumaßnahmen für ein besseres Stadtklima
Die Luft, die wir in der Stadt atmen, die Temperatur, die wir dort fühlen, der Wind, der uns dort um die Ohren weht: Das sind drei wichtige Zutaten des Stadtklimas.
Leider ist das Stadtklima meist ungesünder als das weniger vom Menschen beeinflusste Umlandklima. Vor allem im Sommer ist es in der Stadt deutlich wärmer und trockener. Der Temperaturunterschied kann bis zu zehn Grad Celsius betragen. Die Stadtluft ist stärker mit Schadstoffen und Stäuben aus Kaminen, Fabrikanlagen und dem allgegenwärtigen Verkehr belastet. Diese Besonderheiten wirken sich natürlich auf die Lebensqualität und die Gesundheit der Stadtbewohner aus.
Menschengemachte Hitze
Auch wenn früher die große Mehrheit der Menschen auf dem Land lebte, waren Luftverschmutzung und Stadtgestaltung schon im alten Rom vor 2000 Jahren heiß diskutierte Themen. Heute gilt dies umso mehr, denn erstmals in der Menschheitsgeschichte lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten – dabei sind die Pendler noch gar nicht mitgezählt. Nicht nur die großen Metropolen müssen sich mit den Besonderheiten des Stadtklimas auseinandersetzen, auch kleinere Städte kämpfen häufig mit einem ungesunden Klima.
Stein, Asphalt, Beton und Stahl: Der Lebensraum Stadt ist von toten Materialien geprägt, die sich besonders leicht aufheizen. Mit Bau- und Geschäftstätigkeiten schafft der Mensch ein lokales Klima, das sich massiv von dem der Umgebung abgrenzt. Durch die Versiegelung des Bodens und die Zerstörung der Pflanzendecke werden natürliche Klimatisierungsmechanismen außer Kraft gesetzt. Boden und Pflanzen können nicht mehr atmen. Die somit fehlende Verdunstung von Feuchtigkeit kann nicht mehr regulierend auf das Lokalklima wirken.
Die Luft steht
Gleichzeitig erhitzen sich im Sommer die verwendeten Baumaterialien übermäßig stark, speichern die Wärme und geben sie sehr langsam wieder ab. Dichte Bebauung und enge Straßenschluchten schränken den Austausch mit Frischluft aus dem Umland und der Atmosphäre ein. Nächtliche Abkühlungsphasen bleiben somit oft aus oder sind zu schwach. Kühle Nächte, die der Mensch zur Erholung braucht, werden seltener.
Der Klimawandel verschärft die Situation, denn durch ihn nehmen Ausprägung und Häufigkeit von Hitzeperioden zu. Der Teufelskreis mangelnder Lebensqualität schließt sich, wenn ein Spaziergang in der Beton-Landschaft zur Qual wird, weil schattenspendende Parkanlagen oft zu weit entfernt sind. Dies kann nicht nur zu Unbehagen, sondern zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Problemen führen. Besonders betroffen von den städtischen Hitzeinseln und ihrer schlechten Luftqualität sind Kinder, Senioren und Kranke.
Stadt neu erfinden
Mancherorts wird mittlerweile umgedacht und das Bewusstsein für die Reinhaltung der Luft wächst. Stadtplaner, Politiker und Hausbesitzer zeigen sich aufgeschlossener gegenüber Maßnahmen, die Stadtklima und Lebensqualität verbessern. Der Zusammenhang zwischen städtischem Grün und gesteigerter Lebensqualität wird von vielen Stadtplanern inzwischen anerkannt und energieeffiziente Bauweise ist „in“.
Wir brauchen eine Neuerfindung der Städte. Eine Entsiegelung und massive Begrünung der Städte bringt viele Vorteile mit sich: Der natürliche Boden und die darauf wachsenden Pflanzen speichern nur wenig Wärme, Bäume spenden Schatten und tragen über die Verdunstung von Feuchtigkeit zur Abkühlung der Umgebungsluft bei. Sie filtern Stäube und binden das Treibhausgas Kohlendioxid. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist der verstärkte Wasserrückhalt nach Regenfällen und somit eine Entlastung der Kanalisation.
Diese Entsiegelungsmaßnahmen zusammen mit architektonischen Lösungen, die an die örtlichen Licht- und Wärmeverhältnisse angepasst sind, und stadtplanerische Ansätze, bei denen das Wohlbefinden von Mensch und Natur im Mittelpunkt steht sowie verkehrsplanerische Konzepte, die auf umweltfreundliche und emissionsarme Fortbewegung setzen – das sind die Stützpfeiler für die nachhaltige und lebensfreundliche Gestaltung unserer Städte von morgen.
Benjamin Bongardt & Andreas Puhr