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Pandemien sind Zeichen für den schlechten Zustand unseres Planeten
Corona ist eine Katastrophe mit mehrfacher Ansage. Einer der ersten Vorboten war das Sars-Cov-1-Virus, an dem zwischen 2002 und 2003 insgesamt rund 800 Menschen starben. Der Erreger aus der Familie der Corona-Viren hatte sich, ausgehend von Südchina, binnen weniger Wochen über nahezu alle Kontinente verbreitet. Ab 2012 forderte das Mers-Virus, ebenfalls ein Mitglied der Corona-Familie, auf der Arabischen Halbinsel erste Todesopfer.
Tiere am Anfang der Infektionskette
Die WHO warnt bereits seit den 1990ern vor verstärkter Dynamik bei potenziell gefährlichen Infektionskrankheiten. Eine britisch-amerikanische Studie aus dem Jahr 2008 zeigt einen langfristigen Anstieg zwischen 1940 und 2004. Demnach sind in diesem Zeitraum 335 neue Infektionen entstanden. Bei 60 Prozent davon standen Tiere am Anfang der Infektionskette.
Auch Mers-, Sars-Cov-1- und Corona-Virus entstammen dem Tierreich. Am Anfang von Mers stehen Dromedare, von denen die Viren auf den Menschen übersprangen. Sars-Cov-1 hat seinen Ursprung höchstwahrscheinlich in Fledermäusen und fand über Zwischenwirte wie Schleichkatzen oder Marderhunde den Weg zum Menschen. Für Corona gilt ein Wildtiermarkt in der chinesischen Stadt Wuhan als Ursprungsort.
Kürzer Weg zum Menschen
Viren-Ausbrüche passieren nicht aus heiterem Himmel. Virolog*innen weltweit sind sich einig, dass sie Symptom für den schlechten Allgemeinzustand des Planeten Erde sind. Mit der Industrialisierung begann die Menschheit, die biologischen und ökologischen Kreisläufe in großem Stil allein an ihren Bedürfnissen auszurichten. Ein Formungsprozess, der sich in den letzten Jahren stark beschleunigt hat. Tropische Wälder werden für den Anbau von Soja und Palmöl abgeholzt, Böden für Straßen und Gebäude versiegelt, Flüsse für den Transport von Waren ausgebaggert und begradigt. Rücksicht auf die Bedürfnisse von Wildtieren oder die Wirkzusammenhänge innerhalb von Ökosystemen wird dabei nur in den seltensten Fällen genommen.
Doch Naturzerstörung und damit einhergehender Verlust von Tier- und Pflanzenarten schlagen zurück auf das Wohlbefinden der Menschheit. Schrumpfen Biodiversität und Lebensräume der Wildtiere, finden Erreger weniger Wirte im Tierreich, und der Weg zum Menschen ist kürzer.
Forschung in Greifswald
„Man darf Gesundheit nicht isoliert denken“, sagt der Tierarzt und Mikrobiologe Fabian Leendertz. „Das Verständnis dafür, wie Tierwelt, Ökosystem und menschliche Gesundheit zusammenhängen, ist die Voraussetzung für bessere Vorsorge vor Infektionskrankheiten.“ Leendertz ist Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für One Health in Greifswald, einer Forschungseinrichtung, die im April dieses Jahres als Reaktion auf die Corona-Pandemie aus der Taufe gehoben wurde.
Forschungsgegenstand des jungen Instituts sind neuartige Krankheitserreger sowie Veränderungen bereits bekannter Erreger bis hin zu antibiotikaresistenten Keimen. Leitprinzip ist „One Health“, die eine, unteilbare Gesundheit, womit gemeint ist, dass die menschliche Gesundheit auf einer gesunden Tierwelt und intakten Ökosystemen basiert. „Die menschliche Gesundheit ist das Produkt der Interaktion zwischenMensch, Tier und Umwelt“, beschreibt Leendertz den neuen Ansatz, der abrückt von der menschenzentrierten Sicht auf Krankheiten und das gesamte System in den Blick nimmt. Das Arbeitsgebiet von One Health umspannt unter anderem Ökologie, Soziologie, Mikrobiologie, Artenschutz und Medizin.
Schon Hippokrates wusste Bescheid
Doch ganz so neu, wie man meinen könnte, ist dieser Ansatz gar nicht. Bereits vor über 2000 Jahren vertrat der griechische Arzt Hippokrates die Ansicht, dass die öffentliche Gesundheit von einer intakten Umwelt abhängt. Auch Rudolph Virchow, Altvater der Pathologie, sagte 1873: „Zwischen Tier- und Menschen-Arzneikunde sollte wissenschaftlich keine Scheidegrenze sein.“ Das ist nichts anderes als der One-Health-Gedanke und heute aktueller denn je. In Genf betreiben die WHO, die Weltorganisation für Tiergesundheit OIE und die Welternährungsorganisation FAO seit 2012 ein One-Health-Büro, das den Ansatz in der Weltöffentlichkeit populär machen soll.
Nur im Rahmen internationaler Zusammenarbeit kann die Vorsorge vor Pandemien gelingen. Auch Leendertz‘ Institut ist international aufgestellt. Es untersucht Schnittstellen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt schwerpunktmäßig in zwei Regionen: Zum einen in den afrikanischen Tropen, die als Hochrisikogebiet für neue Infektionskrankheiten und mikrobielle Resistenzen gelten, zum anderen direkt vor der eigenen Haustür in Mecklenburg-Vorpommern.
„Wir sind nicht wehrlos“
Mithilfe regelmäßiger Probenahmen und Datenerhebungen haben die Arbeitsgruppen des Instituts Veränderungen in der Tierwelt, insbesondere unter Kleinsäugern wie Mäusen und Fledertieren, im Blick und können bei Auftreten neuer Erreger sofort reagieren. Zudem sollen gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung Hygiene und Gesundheitsversorgung verbessert werden. „Die Gefahr für Pandemien steigt eindeutig“, sagt Fabian Leendertz: „Aber wir sind nicht wehrlos.“
Hartmut Netz, Naturschutz heute 2022
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