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Rote Nasen, tränende Augen
Tipps zur Heuschnupfen-Vorbeugung und -Behandlung
Wenn der Frühling kommt, ist das nicht zur Freude aller. Für Pollenallergiker bedeutet es den Beginn einer Leidenszeit mit tränenden Augen, Niesreiz, Hautjucken und Atemnot. Heuschnupfen nennt der Volksmund die Beschwerden, obwohl Heu selten der Auslöser und der Schnupfen kein normaler im Sinne einer Erkältung ist.
Ursache allen Übels sind Pollen, also Zellen mit männlichem Erbgut von Bäumen, Gräsern und anderen Pflanzen die in immenser Zahl weit verbreitet werden. Ein Kornähre etwa produziert vier Millionen Pollen, die mit der Luft hunderte Kilometer weit verdriften. Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung leiden an Heuschnupfen und entwickeln eine Überempfindlichkeit gegen Eiweiß-Bestandteile bestimmter Pollen. Der Körper der Heuschnupfen-Geplagten hält die eigentlich harmlosen Pollen für gefährlich, schlägt Alarm und schießt mit einer allergischen Sofortreaktion weit über das Ziel hinaus.
Reizung und Schwellung der Schleimhäute von Augen, Nase und Atemwegen durch Histamin-Freisetzung
Allergene Pollen reagieren mit den so genannten Mastzellen des Immunsystems, die Histamin freisetzen, einen Botenstoff, der typische Allergiesymptome verursacht: Reizung und Schwellung der Schleimhäute von Augen, Nase und Atemwegen mit brennenden, geröteten Augen, Juckreiz, Tränenfluss, Niesattacken und Atembeschwerden. Die Haut reagiert mit Rötung und Juckreiz. Auch Magen-Darm-Störungen, Migräne, Müdigkeit, Schlafstörungen und Depressionen können Ausdruck einer Pollenallergie sein.
Abhängig vom auslösenden Allergen treten Beschwerden saisonal auf: Im Frühling stehen Baumpollen von Birke, Erle, Hasel und Ulme im Vordergrund, im Sommer sind es Gräser- und im Herbst Kräuterpollen, vor allem vom Beifuß. Hausstaub, Schimmelsporen, Tierhaare und -schuppen sowie Nahrungsmittel wie Mehl oder Fruchtsaft verursachen ganzjährig Allergien.
Zunehmende Luftverschmutzung macht die Atemwege anfälliger und erhöht das allergieauslösende Potential der Pollen. Inzwischen betreffen Pollenallergien mehr Stadt- als Landbewohner. Ein weiterer Grund für die Heuschnupfen-Zunahme: Weltweite Klimaerwärmung führt bei vielen Pflanzen zu deutlich früheren, längeren und pollenreicheren Blühphasen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Viele Frühblüher öffnen ihre Blüten inzwischen zwanzig Tage früher, der Haselstrauch mitunter schon Anfang Januar.
Ein Grund für die Fehlreaktionen des Abwehrsystems ist eine erbliche Neigung zur Überreaktion gegenüber bestimmten Substanzen. Ein Drittel der Menschen trägt solche Allergiebereitschafts-Gene. Kinder allergischer Eltern haben ein 20 bis 60 Prozent höheres Risiko ebenfalls Allergien zu entwickeln. Möglicherweise sucht sich das Immunsystem nach dem erfolgreichen Zurückdrängen von Infektionskrankheiten ein neues „Spielfeld“. Reichlich potentielle Allergene finden sich in Wohnräumen: staubige Teppiche, Tabakrauch, Schadstoffe aus Möbeln und Textilien. Auch ein „Putzfimmel“ ist ungesund: Je hygienischer der Haushalt umso allergieanfälliger die Familie.
Unbehandelter Heuschnupfen kann in Asthma übergehen
In den letzten Jahren haben Allergien deutlich zugenommen. Jeder dritte Deutsche ist allergiekrank, insbesondere Kinder. Bei den Fünf- bis Fünfzehnjährigen leiden regional 3 bis 21 Prozent an Nasenschleimhaut-, 6 bis 19 Prozent an Hautentzündung und 3 bis 7 Prozent an allergischem Asthma. Letztere Krankheit ist das große Problem: Unbehandelter Heuschnupfen kann in Asthma übergehen. Knapp die Hälfte der Neurodermitiskinder entwickelt ein Allergie-Asthma. Nur Vorbeugung, rechtzeitige Diagnose und konsequente fachärztliche Therapie verhindert den gefährlichen „Etagenwechsel“ von Augen und Nase zu Atemwegen und Lungen. Heuschnupfen ist keine Bagatell- sondern eine Systemkrankheit, deren Verlauf verzögert werden kann, je früher man sie erkennt und behandelt.
Beim ersten Allergenkontakt lernt das Immunsystem das Allergen kennen und entwickelt gegenüber ihm ein verändertes Reaktionsmuster. Erneute Bekanntschaft löst dann allergische Sofortreaktionen aus. Zur Diagnosestellung zählen daher neben den Beobachtungen des Betroffenen, wann und unter welchen Umständen welche Beschwerden auftreten, verschiedene Tests: Im Blut finden sind typische Antikörper und mit Haut- und Provokationstests lässt sich herausfinden, gegen welche Stoffe der Körper reagiert.
Vorbeugend empfiehlt sich bei Kindern, potentielle Allergene in Nahrung und Umwelt zu reduzieren. Für den Wohnbereich heißt das Holz- statt Teppichboden, Verzicht auf Haustiere, rauchfreie Räume und keine übertriebene Hygiene. Säuglinge sollten gestillt werden, denn Stillkinder entwickeln seltener Allergien. Allergiegefährdete Jugendliche müssen sorgsam ihren Beruf wählen: Oft besteht ein erhöhtes Risiko für allergische Erkrankungen zum Beispiel bei Bäckern, Friseuren, Malern und Lackierern. Gute Beratung über Gefahren und Schutzmaßnahmen verhindert, dass der Traumjob schnell mit der Berufsaufgabe endet.
Den Reizen aus dem Weg gehen
Zur Heuschnupfen-Behandlung kommen je nach Stärke der Beschwerden mehrere Optionen in Betracht, die mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden müssen. Grundsätzlich sollte die Therapie an beschwerdefreien Regentagen und immer bis zum Saisonende fortgeführt werden. Starke Beschwerden erfordern in der Regel den Einsatz von Antihistaminika und Cortison.
- Am besten geht man den Pollen aus dem Weg. Wer „seine“ Pollen kennt, kann am Pollenflugkalender die kritische Jahreszeit ablesen und weicht am besten auf Inseln, an die See oder ins Gebirge aus. An sonnigen und windigen Tagen sollten Allergiker Wiesen und Felder meiden und zur Pollenflugzeit nicht spazieren gehen oder Sport treiben.
- Im Haus nachts und frühmorgens die Fenster schließen und nur abends bis Mitternacht stoßlüften. Täglich Staubsaugen, aber nur mit speziellem Filter. Teppiche durch Holz, Parkett oder Vinylboden ersetzen und spezielle Matratzen für Allergiker nutzen, Wäsche nicht im Freien trocknen. Wer dennoch raus muss: Sonnenbrille tragen, Kleidung nicht mit ins Schlafzimmer nehmen und vor dem Schlafengehen Haare waschen. Bei starken Beschwerden auf Autofahrten verzichten, sonst Fenster geschlossen halten und nur Gebläse mit Pollenfiltern verwenden.
- Vorbeugend wirken sogenannte Mastzellstabilisatoren (Cromoglicinsäure oder Nedocromil), die die Histamin-Freisetzung verhindern. Sie müssen als Augen- oder Nasentropfen täglich mehrfach angewendet werden – sie helfen aber nicht bei Akutbeschwerden. Idealerweise beginnt man zwei bis drei Wochen vor der Pollensaison. Eine Langzeittherapie ist auch für Kinder unbedenklich.
- Ungeeignet sind abschwellende Nasentropfen wie sie bei Erkältungen benutzt werden. Sie kann man maximal eine Woche anwenden, ansonsten trocknen die Schleimhäute aus, entzünden sich und verschlimmern die allergischen Reaktionen. Sinnvoll ist eine Nasendusche: Mit Salzlösungen lassen sich die Schleimhäute reinigen und die lästigen Pollen einfach wegspülen.
- Vorbeugend und bei Beschwerden sind Antihistaminika schnell wirksam und lindern Niesen und Jucken. Eine Dauerbehandlung mit den Histaminblockern ist möglich, sie stehen als Augen- und Nasentropfen und Tabletten zur Verfügung. Manche Präparate machen müde. Einige bewährte Antihistaminika sind rezeptfrei erhältlich (Cetirizin, Loratadin). Stärker aber nicht so schnell wirkt Cortison, das als Augentropfen, Nasen- und Lungensprays verfügbar ist. Durch die gezielte örtliche Anwendung kommt es kaum zu den oft befürchteten Nebenwirkungen.
- Nachhaltig wirkt eine Hyposensibilisierung. Bei dieser „Allergie-Impfung“ wird dem Körper mit rund 40 Spritzen über drei Jahre hinweg das Allergen unter die Haut gespritzt, damit er sich daran gewöhnt. Obwohl der Wirkmechanismus unbekannt ist, ist die Behandlung gut verträglich und hat bei Insektengiftallergien eine 90-prozentige Erfolgsquote, bei Birken- und Gräserpollen 70 Prozent, bei Tierhaaren und Schimmelsporen 30 Prozent. Neuerdings stehen statt Spritzen auch Tropfen zum Einnehmen zur Verfügung.
- Viele Menschen finden auch mit alternativen Heilmethoden Linderung: Pflanzenheilkunde, Homöopathie und Akupunktur bieten vielversprechende Ansätze.
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