Wunderlauch mit typischer, aus einem Hochblatt hervorwachsender Einzelblüte. - Foto: Helge May
Wenn es im Wald nach Knoblauch riecht
Im März und April ist der Wunderlauch erntereif
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Der Wunderlauch hat glänzend grüne, grasähnliche Blätter. - Foto: Helge May
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Blick von unten in eine Wunderlauchblüte. Trotz Blüte bildet Wunderlauch bei uns in der Regel aber keinen Samen aus. - Foto: Helge May
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Stattdessen vermehrt sich der Wunderlauch über diese Brutzwiebeln, die mit der Zeit einfach abfallen. - Foto: Helge May
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Hier hat sich eine Herbstspinne (die ungeachtet ihres Namens auch im Frühling vorkommt) die Brutzwiebeln des Wunderlauchs als Ansitz ausgesucht.- Foto: Helge May
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Wunderlauch zusammen mit einer weiteren invasiven Pflanze, der Silber-Goldnessel (= Silberblättrige Taubnessel) - Foto: Helge May
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Ab Ende April/Anfang Mai verblüht der Wunderlauch. Die Brutziebeln fallen ab und schon im Frühsommer ist von den Pflanzen kaum mehr etwas zu sehen. - Foto: Helge May
Was ist eigentlich das wundersame am Wunderlauch? Der Mann, der es wissen müsste, Friedrich August Marschall von Bieberstein, ist leider schon lange tot. Vor mehr als 200 Jahren bereiste der in Stuttgart geborene Adlige im Auftrag des russischen Zarenhofs den Kaukasus und dort stieß er auf die kleine weißblütige Pflanze. Scilla paradoxa nannte von Bieberstein die Art. Später sortierte sie der schottische Botaniker George Don von der Gattung Blaustern (Scilla) zu Lauch (Allium) um, deshalb heißt sie nun wissenschaftlich Allium paradoxum. Das paradoxe, wunderliche im Namen ist geblieben.
„Berliner Knoblauch“ wächst heute in weiten Teilen Europas
Wie bei den meisten neu entdeckten, einigermaßen attraktiven Arten fand der Wunderlauch schnell als Schaustück den Weg in die Botanischen Gärten Europas. Von dort büxte er immer wieder mal aus, meist ohne große Folgen. Nicht so in Berlin. Hier fühlte sich Allium paradaxoum schnell heimisch, schon 1884 berichtete man von großen Beständen auf der in der Havel gelegenen Pfaueninsel. Heute ist er im gesamten Berliner Raum entlang der Flüsse, in Laubwäldern und in Parks weit verbreitet.
„Berliner Knoblauch“ trifft also durchaus zu. Aber auch in vielen anderen Regionen, vor allem in Städten, findet man inzwischen den Wunderlauch, ob in Hamburg, Kiel oder Schwerin, Hannover, Köln, Aachen, Frankfurt am Main, Nürnberg oder München. In den Nachbarländern kann man Wunderlauch in Kopenhagen ebenso begegnen wie in Südschweden, in den Niederlanden und in weiten Teilen Großbritanniens, in Prag, Wien und Zürich.
Ist Wunderlauch für den Garten geeignet?
Im Halbschatten fühlt sich der Wunderlauch auch im Garten wohl – manchmal zu wohl. Dank der zahlreichen Brutzwiebeln breitet sich die Pflanze im Garten schnell aus und ist nur mühsam wieder einzufangen. Eine gute Alternative kann daher die Anpflanzung in Kübeln abseits der Beete sein.
Eine Blühgarantie gibt es leider nicht. Immer wieder berichten Gartenbesitzer*innen, dass ihre Pflanzen zwar ordentlich gedeihen, diese aber nur Brutzwiebeln und keine Blüten ausbilden. Das mindert den Zierwert etwas, die Verwendung in der Küche schränkt es natürlich nicht ein.
Heimat der bei uns auch als Seltsamer Lauch oder Berliner Knoblauch bekannten Pflanze ist also die Kaukasusregion westlich des Kaspischen Meeres von Südrussland über Georgien und Armenien bis Aserbaidschan. Sie kommt zudem im Iran und in Turkmenistan vor. Aus Botanischen Gärten ins Freiland gelangt, gedeiht der Wunderlauch in seiner neuen Heimat Mitteleuropa vor allem in Flussauen und deren Wäldern sowie in Parks.
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Auch ohne Blüten lassen sich Wunderlauch (links) und der nahe verwandte Bärlauch anhand der Blätter deutlich unterscheiden. Beide sind essbar, Bärlauch hat das kräftigere Aroma.- Fotos: Helge May
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Im blühenden Zustand ist es erst recht eindeutig. Wunderlauch (links) hat meist nur eine Einzelblüte, Bärlauch dagegen einen reichen Blütenstand mit sternförmigen Teilblüten. - Fotos: Helge May
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Wunderlauch (links) und Maiglöckchen sehen sich auf den ersten Blick ähnlich. Maiglöckchen sind aber mehrblütig mit bauchig-glockenförmigen Einzelblüten, vor allem aber riechen sie kein bisschen nach Zwiebeln oder Knoblauch. - Fotos: Helge May
Während viele heimische Laucharten rötlich blühen, wächst beim Wunderlauch eine meist einzelne reinweiße Blüte aus einem pergamentartigen Hochblatt. Die Blütenfarbe und die Vorliebe für gut durchnässte Auwälder teilt der Wunderlauch mit dem Bärlauch. Ebenfalls gemein ist ihnen der deutlich Knoblauch- oder Zwiebelgeruch, den die Blätter verströmen. Riecht es im Wald also nach Knoblauch, wächst dort Wunderlauch oder Bärlauch. Der Wunderlauch unterscheidet sich durch seine schmalen, fast grasartigen Blätter vom breitblättrigen Bärlauch. Eine Verwechslung wäre aber nicht schlimm. Beide Arten sind essbar, wobei der Bärlauch etwas würziger schmeckt.
Geruch und Geschmack rühren von ätherischen Ölen und dem von Knoblauch bekannten schwefelhaltigen Allicin her. Wunderlauch enthält zudem Vitamin C sowie entzündungshemmende und antibakterielle Flavonoide. Am schmackhaftesten ist Wunderlauch vor der Blüte. Die Blätter sind recht zart, ausdauerndes Erhitzen vertragen sie schlecht. Sie kommen daher bevorzugt in der kalten Küche zum Einsatz. Klassische Speisen sind Pestos, bei denen der Lauch püriert und dann mit Öl sowie meist auch mit Nüssen zu einer Masse gemischt wird. Gut macht sich Wunderlauch kleingeschnitten in Frischkäsezubereitungen oder in Kräuterbutter.
Wunderlauch-Rezepte
- Wunderlauch-Pesto des NABU Berlin
- Wunderlauch-Kartoffel-Brot, Quiche, Butter und Pesto bei „Sabrinas Leben mit der Natur“
- Geschmorte Frühlingskarotten mit Wunderlauchsoße und Tofu bei Vollmilchmädchen.de
- Wunderlauch-Pesto, -Butter und -Öl bei Smarticular.net
- Würziges Pesto bei Mundraub.org
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