Heidelbeere - Foto: Helge May
Heidelbeeren: süße, kleine Vitaminbomben
Die Saison der blauen Beeren hat begonnen
Im Juli beginnt die Heidelbeersaison. Überall sind die kleinen blauen Früchte, denen so viel Gutes nachgesagt wird, zu kaufen.
Entzündungshemmende Vitaminbomben sollen sie sein. Schon die alten Griechen und Römer verwendeten Heidelbeeren als Heilmittel gegen Darmerkrankungen. Im Mittelalter entdeckte Hildegard von Bingen den Wert der blauen Waldfrüchte als Heilpflanze wieder. Sie nutzte getrocknete Heidelbeeren als Kompresse zur Wundheilung.
Entzündungshemmende Wirkung
Auch in aktuellen Forschungen wurde nachgewiesen, dass Heidelbeeren bestimmte Enzyme, die für Entzündungen verantwortlich sind, hemmen. Bei der gesundheitsfördernden Wirkung liegen die wilden Heidelbeeren vorne: Sie enthalten mehr gesunde Farbstoffe in ihrer Haut als Kulturheidelbeeren. Deutlich merkbar an der lilafarbenen Zunge! Kulturheidelbeeren, die an kniehohen Sträuchern wachsen, färben weder Zunge noch Zähne blau, dafür wachsen hier einfach mehr Beeren am Strauch, was die Ernte erleichtert und den Preis erschwinglich macht.
Besonderheiten des Heidelbeerstrauchs
Die bei uns heimischen wilden Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) gehören zur Familie der Heidekrautgewächse und lieben daher humose, luftdurchlässige Böden, die einen sauren pH-Wert aufweisen, und Lichtverhältnisse, wie sie am Rande von Lichtungen zu finden sind.
Der Zwergstrauch wird bis zu 30 Jahren alt und vermehrt sich über Ausläufer. So kann eine Mutterpflanze mit ihren Ausläufern bis zu 1000 Quadratmeter besiedeln. Um genügend Nährstoffe aufnehmen zu können, ist die wilde Heidelbeere auf eine Partnerschaft mit einem ganz besonderen Pilz angewiesen. Der Mykorrhiza-Pilz umschließt die Wurzeln der Heidelbeere und erleichtert der Pflanze so die Aufnahme lebenswichtiger Stoffe. Im Gegenzug erhält der Pilz Stärke von der Heidelbeerpflanze. Zwar könnten Sie getrennt voneinander existieren, effektiver für beide ist jedoch das Zusammenspiel.
Unbeschwerter Genuss?
Ein Ausflug „in die Heidelbeeren“ ist natürlich etwas ganz Besonderes. Die eigens gesuchte und gepflückte Ernte schmeckt gleich doppelt gut.
Doch können Sie wilde Heidelbeeren einfach so essen und unbeschwert genießen? Was ist mit dem Fuchsbandwurm? Und was ist mit der erhöhten radioaktiven Strahlung, mit der Produkte aus dem Wald seit dem Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 immer noch belastet sind?
Der Fuchsbandwurm wird über den Kot von Füchsen übertragen. Dass Eier des Fuchsbandwurmes an den blauen Früchten haften, halten Forscher für inzwischen für unwahrscheinlich. Falls Sie dennoch auf Nummer sicher gehen wollen, hier ein paar Tipps:
- Der Fuchs hinterlässt seinen Kot als Reviermarkierung an markanten, übersichtlichen Plätzen. Meiden Sie Orte wie Hügelkuppen, Felsen, Baumstümpfe oder Wegkreuzungen als Sammelstellen.
- Waschen Sie die Heidelbeeren und Ihre Hände gründlich.
- Wer die Heidelbeeren einkocht, hat hundertprozentigen Schutz. Die Eier sterben bei etwa 70 Grad Celsius ab. Einfrieren hingegen überleben sie.
Anders sieht es mit der erhöhten radioaktiven Strahlung in wilden Heidelbeeren aus. Vor allem in Bayern weisen wilde Heidelbeeren noch einen erhöhten Cäsiumgehalt auf. Das Bundesamt für Strahlenschutz zählt Heidelbeeren und Preiselbeeren zu den Wildbeeren mit den höchsten Cäsiumwerten. Trotzdem lautet eine Erklärung des Bundesumweltministeriums, dass bei normalen Verzehrgewohnheiten von Wildpilzen und Früchten keinerlei gesundheitliche Gefährdung ausgeht. Zum Vergleich: Der Genuss eines Kilos Pilze, das in der Regel stärker radioaktiv belastet ist, entspricht der Strahlenbelastung eines Interkontinentalfluges. Kulturheidelbeeren hingegen weisen, wie alle landwirtschaftlich angebauten Lebensmittel, keine erhöhte Radioaktivität auf.
Vielfältige Verwendung in der Küche
Für die wilde Heidelbeere gilt: In Maßen genossen ist sie eine Sommerfrucht, die durch ihren hohen Gehalt an Vitaminen und Spurenelementen besticht. Und natürlich auch durch ihren einzigartig guten Geschmack.
Sophie Wehofsich
P.S.: Kulturheidelbeeren, wie sie auf Märkten und auch zum Selbstpflücken angeboten werden, stammen nicht von unseren wildwachsenden europäischen Heidelbeeren ab, sondern von nordamerikanischen Arten.
Rezepte (externe Links)
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