Wurst und Schinken im Biosupermarkt - Foto: NABU/Sebastian Hennigs
Massentierhaltung schadet Tieren und Natur
Nicht artgerecht und zukunftsfähig
Geschätzt 1.094 Tiere: Vier ganze Rinder, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner verspeist jeder Mensch in Deutschland während seines Lebens. Circa 20 Prozent landen dabei als Schlachtabfälle oder Reste im Müll.
Bei einer repräsentativen Umfrage des Landwirtschaftsministeriums gaben 89 Prozent der Befragten an, ihnen sei es „wichtig" oder sogar „sehr wichtig", dass tierische Lebensmittel aus besonders tiergerechter Haltung stammen. Gleichzeitig hat Bio- und NEULAND-Fleisch gerade einmal einen Marktanteil von einem Prozent. Eine Erhöhung dieser Quote und eine Schwächung unseres Fleischhungers wären nicht nur gut für die Tiere, sondern auch für Natur und Umwelt.
Die intensive Massentierhaltung für diesen Fleischhunger belastet nicht nur das Klima. Allein zur Produktion von einem Kilo Rindfleisch sind fast 16.000 Liter an so genanntem virtuellem Wasser nötig. Für die Produktion der Futtermittel werden Regenwälder abgeholzt und genmanipulierte Monokulturen an Soja angebaut, die Gesundheit und Erwerbsgrundlage vieler Kleinbauern gefährden.
Bio-Label für Fleisch
Die Produktion von Bio-Fleisch muss den Mindeststandards der EU für Öko-Landwirtschaft entsprechen. Wie bei pflanzlichen Produkten gilt, dass die Richtlinien der Bio-Anbauverbände in der Regel strengere Ansprüche an die Tierhaltung stellen. Bei abgepacktem Fleisch ist die Bio-Qualität anzugeben, Fleischtheken mit Bio-Fleisch findet man eher in spezialisierten Bio-Läden.
Nähere Informationen zu den EU-Bio-Standards und den Bio-Anbauverbänden finden sie hier:
Bio-Lebensmittel sind nicht gleich Bio-Lebensmittel
Romantische Vorstellungen zu „glücklichen“ Rindern und freilaufenden Hühnern auf kleinen bäuerlichen Familienbetrieben entsprechen jedoch nicht immer der Realität in Bio-Betrieben. Auch EU-Bio-Fleisch wird inzwischen in Massenbetrieben erzeugt und einige Anbauverbände zertifizieren auch Großbetriebe, zum Beispiel in der Hühner- und Eierproduktion. Dennoch liegen die Standards hier weit über den gesetzlichen Vorgaben zur Tierhaltung.
NEULAND-Programm
NEULAND ist ein Qualitätsfleisch-Programm unter der Kontrolle des Deutschen Tierschutzbunds, das sich als einziges offiziell als besonders artgerecht" bezeichnen und bewerben darf. Das Programm legt besonderen Wert auf die Qualität des Fleisches und das Wohlergehen der Tiere. Die Regeln betreffen zum Beispiel den Auslauf im Freien, absolute Strohlagerung, Tageslicht im Stall und Fütterung nur mit einheimischen und gentechnikfreien Futtermitteln. Die Futtermittel dürfen allerdings mit mineralischem Düngemittel und Pflanzenschutzmitteln aufgezogen werden, die beim Bio-Landbau verboten sind, so dass NEULAND Fleisch nicht automatisch auch Bio-Fleisch ist.
Zertifizierungsprogramme für einen sanften Übergang
Trotz Bio- und NEULAND-Angeboten stagniert die Anzahl der Tiere, die besser als nach den gesetzlichen Vorgaben gehalten werden, auf niedrigem Niveau. Daher versuchen der Deutsche Tierschutzbund und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten mit neuen Zertifizierungen und der Zusammenarbeit mit großen marktführenden Mastbetrieben, die Tierhaltung in der Massenproduktion positiv zu beeinflussen.
Der Deutsche Tierschutzbund hat eine zweistufige Zertifizierung entwickelt. Ein gelber Stern im Label zeigt die Erfüllung der Kriterien der „Einstiegsstufe“, zwei Sterne kennzeichnen Fleisch der „Premiumstufe“, die laut Tierschutzbund den Ansprüchen des NEULAND-Programms und den Bio-Standards entspricht. Auch das Zertifizierungssystem von Vier Pfoten ist zweistufig.
Der Tierschutzbund selbst bezeichnet nur seine Premiumstufe, nicht aber die Einstiegsstufe als „artgerechte Tierhaltung“. Wesentlicher Unterschied zwischen den Stufen ist der Auslauf im Freien, was bei vielen Betrieben nur mit teuren Umbaumaßnahmen möglich ist. Kritik kommt von Bio-Anbauverbänden, die befürchten, dass Konsumenten die Unterschiede der beiden Stufen nicht wahrnehmen könnten und auch das Einstiegslabel als „artgerecht“ interpretierten.
Die Entwicklung wird zeigen, ob diese Kritik berechtigt ist. Solange jedoch die bisher viel zu schwachen gesetzlichen Anforderungen an die Tierhaltung nicht verschärft werden und Fleisch weiterhin künstlich billig gehalten wird, ist es ein folgerichtiger Versuch, auch Impulse im Massenmarkt zu setzen.
Gleichzeitig gilt: Wem eine artgerechte Tierhaltung wichtig ist, sollte weiterhin auf Bio- oder NEULAND-Fleisch zurückgreifen, nicht bei den Kosten sparen und öfters auf Fleisch verzichten. Am besten ist Fleisch aus regionaler Erzeugung oder auch Wildfleisch aus nachhaltiger Jagd.
Praktische Links
Inzwischen verzichten auch immer mehr Menschen ganz auf Fleisch oder ganz auf tierische Lebensmittel. Es gibt eine Fülle an leckeren Rezepten für vegetarische und vegane Gerichte. Der Vegetarierbund (VEBU) hat eine Rezeptdatenbank initiiert und alle großen Rezeptsammlungen im Internet bieten die Kategorie „Vegetarische Gerichte“ o.ä. an.
Die Heinrich Böll Stiftung und der BUND haben gemeinsam den „Fleischatlas 2013“ zu den globalen Zusammenhängen und ökologischen Auswirkungen unseres Fleischkonsums veröffentlicht. Er kann kostenlos bestellt oder im Internet heruntergeladen werden: Fleischatlas
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