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Von der Schwierigkeit, regionale Lebensmittel zu erkennen
Kurze Transportwege der Lebensmittel sind für einen umweltfreundlichen Einkauf ein wichtiges Kriterium. Und auch die Verbraucher wollen wissen, aus welcher Region ihre Lebensmittel stammen: Laut einer Umfrage des Landwirtschaftsministeriums ist es für knapp 70 Prozent der Konsumenten wichtig, dass Lebensmittel aus einer bestimmten Region kommen (Umfrage vom Januar 2013).
Allerdings bestehen stark verarbeitete Lebensmittel aus diversen Zutaten, die an vielen unterschiedlichen Orten bearbeitet wurden. Damit wird es immer schwieriger, die Herkunft und auch die Transportwege nachzuvollziehen. Auch den Beschriftungen, die auf Verpackungen regionale Spezialitäten anpreisen, sind kaum zu trauen. Da kann die „Milch aus der Region“ auch aus 500 Kilometern Entfernung kommen oder der Schwarzwälder Schinken aus Norddeutschland.
Hintergrund ist, dass es - im Gegensatz zu „bio“ oder „öko“ - keine gesetzliche Definition für „regional“ gibt. Hier kann jede Händler oder Produzent sein eigenes Verständnis von regional nutzen und die Bezeichnung kann wenigen Kilometern Entfernung bis ganz Deutschland umfassen.
Alle Regionalkennzeichnung sind freiwillig und haben unterschiedliche Kriterien. Wie einzelne gesetzliche Vorgaben zur Herkunftsangabe können sie mehr oder weniger einen Hinweis auf den Ursprung der Rohstoffe und den Produktionsort bieten.
Gesetzliche Kennzeichnungen
Für bestimmte Produktgruppen muss die Herkunft gesetzlich angegeben werden. Bei frischem Obst und Gemüse sowie unverarbeitetem und vorverpacktem Fleisch muss das Ursprungsland auf Schildern oder auf der Verpackung genannt werden. Auf Verpackungen von Milch- und Fleischerzeugnissen, einschließlich Eiern, ist das ovale, so genannte Identitätskennzeichen abzudrucken. Dieses dient den Behörden als Kontrollkennzeichen, Verbraucher können hier den letzten Verarbeitungsort ablesen. Das Bundesland ist mit einem Kürzel angegeben und der Betrieb verbirgt sich hinter einem Code. Im Internet kann man den Betrieb in einer Datenbank finden.
Bei wenig verarbeiteten Lebensmitteln wie zum Beispiel Frischmilch kann das ovale Zeichen als Orientierung dienen, wo die Milch herkommt. Ein wirkliches Herkunftszeichen ist es allerdings nicht. Dennoch ist es interessant, zu schauen, aus welchem Bundesland ein Joghurt seine letzte Reise unternommen hat - meistens aus Bayern oder Nordrhein-Westfalen.
Regionalkennzeichnungen
Regionale Produkte kann man auch an eigenen Logos der Bundesländer oder Regionen erkennen. Die Kriterien, die ein Lebensmittel erfüllen muss, um als regional zu gelten, sind allerdings sehr unterschiedlich. Dies gilt sowohl für die Entfernung, die noch zum regionalen Einzugsgebiet gezählt wird, als auch für den Anteil der Zutaten, der aus diesem Gebiet stammen muss.
Seit 2014 sind Lebensmittel, Blumen und Zierpflanzen mit dem „Regionalfenster“ erhältlich. Das Regionalfenster wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initiiert. Es handelt sich aber um eine freiwillige Kennzeichnung, die von einem unabhängigen Verein vergeben wird. Der Ansatz, ein einheitliches Siegel zu schaffen, ist sehr gut. Allerdings variiert auch hier das Herkunftsgebiet „Region“, die ein Bundesland, ein Landkreis oder eine gewachsene Region sein kann. Auch muss nur die Hauptzutat des Produktes aus der angegebenen Region kommen (mindestens 51 Prozent des Gesamtgewichtes). Leider dürfen im Logo keine Angaben über bio, fair, Gentechnik oder Tierhaltung gemacht werden.
Einige Bundesländer verbinden in eigenen Labels auch das deutsche Bio-Siegel mit einer Herkunftsangabe. Alle Produkte müssen mindestens die EU-Biostandards einhalten, darüber hinaus legt jedes Bundesland selbst die Kriterien für die Label-Vergabe fest. In Baden Württemberg beispielsweise gibt es ein kombiniertes Bio-Regional-Zeichen schon seit 2002: Die Bio-Kriterien sind strenger als die EU vorgibt und orientieren sich an den Bio-Anbauverbänden. Die Rohstoffe müssen zu 100 Prozent aus Baden-Württemberg stammen und hier auch verarbeitet werden.
Bei bestimmten Spezialitäten kann man einen Ortsbezug auch an den freiwilligen europäischen Gütezeichen erkennen. Das rote Gütezeichen hat von allen drei Zeichen die höchsten Ansprüche: Bei der „geschützten Ursprungsbezeichnung“ (g. U.) muss die Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung eines Erzeugnisses in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgen wie z.B. der Feta. Beim schwächeren blauen Gütezeichen (mit blauem Rand) zur „geschützten geografischen Angabe“ (g. g. A.) hat mindestens ein Verarbeitungsschritt – Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung – in der Region stattgefunden, für die das Produkt steht.
Gar keine Angabe zur Herkunft macht das blaue Zeichen mit gelbem Rand: Hier handelt es sich um eine „garantiert traditionelle Spezialität“, wo bloß die Zusammensetzung oder das Verarbeitungsverfahren traditionell sein muss wie etwa Mozzarella oder Serrano-Schinken. Die Zutaten können aber durchaus aus einer anderen Region stammen. Hersteller der Spezialitäten müssen sich um diese Zeichen bewerben.
Insgesamt ist die Regionalkennzeichnung noch unbefriedigend und es schadet nie, vor Ort seinen Lebensmittelhändler zu fragen, woher die verkauften Produkte stammen und welche Kriterien für die als „regional“ angepriesenen Lebensmittel gelten.
Saisonal und regional als zwei Seiten einer Medaille
Regional einkaufen bedeutet, saisonal einzukaufen. Allerdings gibt es bestimmte Gemüsesorten, die quasi nicht in Deutschland angebaut werden wie beispielsweise die Paprika. Und wir haben uns daran gewöhnt, dass alle Sorten an Obst und Gemüse ganzjährig verfügbar sind und nicht nur zur heimischen Haupterntezeit. Die Folge: Inzwischen werden über 60 Prozent des Gemüses und 80 Prozent des Obstes (ohne Zitrusfrüchte!) nach Deutschland importiert. Diese ständige Verfügbarkeit bedeutet einen hohen Energieaufwand für weite Transportwege, Treibhäuser oder gekühlte Lagerstätten - alles schlecht für Klima und Umwelt.
Auf Flugware sollte verzichtet werden. Diese hat zwar nur einen Anteil von einem Prozent an den Lebensmittelimporten, allerdings bedeutet dies dennoch 140 Tonnen eingeflogene Lebensmittel pro Tag (Studie IFANE 2010). Dabei kann man sich an der Faustregel orientieren, dass schnell verderbliche Sorten, die hier nicht Saison haben und von außerhalb Europas importiert werden, mit dem Flugzeug transportiert werden. Das gilt beispielsweise für Bohnen und Erdbeeren aus Ägypten. Auch exotische Früchte wie Papayas, Mangos, Ananas und Guaven sind in der Regel Flugware, während man bei Bananen hingegen sehr sicher sein, dass sie mit dem Schiff kommen.
Saisonal einkaufen
Saisonal ist mit die beste Wahl: Einen Saisonkalender für heimisches Obst, Salat und Gemüse gibt hier: NABU-Saisonkalender
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