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Jetzt spenden!Weidemilch, Heumilch, Bio-Milch: Tipps für den Milchkauf
Worauf Verbraucher*innen achten können
Bei Milch haben viele schnell die romantische Vorstellung von auf der Weide grasenden Kühen vor Augen. Leider sind die Kühe in Deutschland nur selten auf Wiesen und Weiden, der Großteil der Kühe lebt im Stall. Dabei ist die Weidehaltung nicht nur tierfreundlicher und damit ein Betrag zu mehr Tierwohl, sondern sie bringt auch große Vorteile für den Naturschutz.
Wiesen und Weiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland. Mit der Beweidung durch Rinder kürzt sich der Bewuchs des Bodens durch Gräser und Kräuter von alleine. Diese Flächen werden gerne von Vögeln wie dem Star oder dem Steinkauz als Nahrungsquelle genutzt, weil sie dort leichtes Spiel haben, Insekten aus dem Boden zu picken. Auch bestimmte Laufkäfer und Heuschrecken mögen beweidete Flächen, da die Gräser immer nur stellenweise gefressen werden und somit ausreichend Verstecke vorhanden sind. Die Beweidung hat viele positive Effekte für die Biodiversität, denn viele Weiden wimmeln von Insekten. Dies liegt daran, dass durch die Beweidung Gräser und Kräuter nicht auf einen Schlag entfernt werden, wie es durch eine Mähmaschine der Fall ist. Beim Grasen auch viel weniger Insekten direkt getötet werden.
Weiden leisten Beitrag für Klimaschutz
Vielmehr bleibt bei der Beweidung immer genug Pflanzen als Nahrung übrig, dieses bietet beispielsweise auch einen Rückzugsraum für die Zikaden. Der Dung der Tiere dient außerdem vielen spezialisierten Insekten wie Dungfliegen als Nahrung und von diesen ernähren sich wiederum Vögel wie zum Beispiel Schwalben. Weiden können auch zum Klimaschutz beitragen, da Gräser ihre Wurzelmasse vor allem unter der Erde haben. Beim Absterben dieser Gräser entsteht Humus, wodurch Kohlenstoff gebunden und somit der Atmosphäre CO2 entzogen wird.
Allerdings geht die Weidehaltung von Rindern in Deutschland immer weiter zurück. Aktuell werden nur rund 30 Prozent der Rinder auf der Weide gehalten. Dazus zählen auch Tiere, die nur wenige Stunden am Tag draußen sind oder nur sehr wenig Fläche zur Verfügung haben. Und es herrschen große regionale Unterschiede: In Niedersachsen gibt es besonders viel Weidehaltung, in Bayern relativ wenig.
NABU-Empfehlungen für den Milchkauf
Viele Bürger*innen wünschen sich, dass die Tiere auf der Weide gehalten werden. Eine Umfrage der Universität Kiel ergab, dass fast 80 Prozent der Befragten die Haltung auf der Weide für die natürlichste Haltungsform hielten und 60 Prozent dies wichtig für das Tierwohl fanden. So hat sich in den vergangenen Jahren das Angebot an Weidemilch im Einzelhandel vergrößert. Mittlerweile gibt es verschiedene Marken und Label, die eine Weidehaltung versprechen.
Neben der Weidemilch werden auch Produkte wie Heumilch immer beliebter, hinzu kommt noch die Bio-Milch. Ein Label-Dschungel, in dem sich Verbraucher*innen kaum noch orientieren können. Im Folgenden hat der NABU deshalb die wichtigsten Unterschiede zusammengefasst.
Der Begriff „Weidemilch“ ist rechtlich nicht geschützt, daher gibt es auch keinen Mindeststandards bezüglich der Zeiten, die die Kühe auf der Weide verbringen müssen. In der Regel wird auf der Milchpackung statt eines Labels nur die Bezeichnung „Weidemilch“ oder „Weidehaltung“ abgedruckt. Bei vielen Anbietern wird die Zeit, die die Tiere auf der Weide verbringen, nicht weiter spezifiziert. Bei den Anbietern, über die man dazu etwas weiß, haben die Tiere meistens 120 Tage im Jahr für sechs Stunden Auslauf – wobei die Größe der Weidefläche allerdings oft nicht näher erläutert wird.
Neben der bloßen Bezeichnung als „Weidemilch“ gibt es auch folgende zwei Labels: „Stichting Weidegang“ und „ProWeideland“. Beiden Labels ist gemein, dass die Tiere nicht das ganze Jahr auf der Weide sind, was unter mitteleuropäischen Wetterverhältnissen bei Milchkühen auch nur schwer umsetzbar wäre. Die Wiesen bieten im Winter nicht genug Futter für die Kühe. Außerdem würde die feuchte Witterung mit Regen dazu führen, dass die Kühe im Winter das ganze Gras zertrampeln.
Das niederländische Label „Stichting Weidegang“ steht für Weidezeiten wie es die meisten Anbieter handhaben: Den Tieren werden an mindestens 120 Tagen pro Jahr mindestens sechs Stunden Weidezeit ermöglicht. Weitere Vorgaben, zum Beispiel zur Größe der Weidefläche, gibt es jedoch nicht.
Achten Sie auf das Label „ProWeideland“
Der NABU unterstützt daher das Label „ProWeideland“, das über den aktuellen Standard in der Weidehaltung hinaus geht. Bei diesem Label kommen zu der Mindestweidezeit noch weitere Kriterien hinzu:
- Pro Kuh müssen 2.000 Quadratmeter Grünland, das heißt Weiden und Wiesen, zur Verfügung stehen.
- Die Bewegungsfreiheit der Tiere muss ganzjährig gewährleistet sein.
- Während der Stallsaison im Winter müssen die Kühe alle zwei Tage (mindestens 90-mal) für mindestens eine Stunde Zugang zu einer Auslauffläche haben.
- Die Kühe dürfen nur gentechnikfreies Futter erhalten.
Den Landwirt*innen werden beim Label „ProWeideland“ der Mehraufwand und die Leistungen für die Natur entlohnt: Sie sollen mittelfristig fünf Cent mehr für den Liter Milch bekommen, aktuell erhalten sie zwischen einem und 2,5 Cent zusätzlich pro Liter Milch. Ein Kuratorium aus Umweltverbänden, unter anderem der NABU, Landwirt*innen und Wissenschaftler*innen berät das Grünlandzentrum Niedersachsen, welches das Label vergibt.
Was bedeutet Heumilch?
Heumilch unterscheidet sich von herkömmlicher Milch durch die Fütterung: Heumilch stammt von Kühen, die nicht mit Silage, sondern mit frischem Grünlandfutter, Heu und Getreide gefüttert werden. Silage ist das in der Rinderhaltung übliche Futter: Es handelt sich um Gras, das durch Milchsäuregärung konserviert wurde.
Im Gegensatz zu „Weidemilch“ ist die Bezeichnung „Heumilch“ seit März 2016 EU-weit rechtlich geschützt. Heumilch wird mit dem EU-Zeichen „garantiert traditionelle Spezialität“ (g. t. S.) gekennzeichnet. Dafür müssen Produzent*innen gewisse Produktionsstandards erfüllen, die vor allem zur silagefreien Fütterung der Milchkühe konkrete Vorgaben enthalten. Vorgaben zur Haltung der Kühe im Freien existieren nicht. Die Produktion von Heumilch ist somit auch mit Kühen möglich, die ganzjährig im Stall sind. Hier muss man beim Einkauf darauf achten, ob die Unternehmen zusätzlich zur Heumilch auch Angaben zur Haltung der Kühe machen.
Bei Heumilch wird, genau wie bei Bio-Milch, zwischen EU-Standard (g.t.S.) und Heumilch einzelner Organisationen wie zum Beispiel ARGE Heumilch unterschieden. Da eine ganzjährige Anbindehaltung nicht den Anforderungen einer artgemäßen Tierhaltung entspricht, ist sie verboten und es müssen weiter Vorgaben zum Tierwohl berücksichtig werden. Produkte mit dem grünen Heumilch-Logo der ARGE Heumilch entsprechen diesen Auflagen.
Bio-Milch: Besser als nur EU-Bio sind die Bio-Anbauverbände
Die Begriffe „bio“ und öko“ bei Lebensmitteln sind gesetzlich geschützt, alle so bezeichneten Lebensmittel – wie zum Beispiel die Bio-Milch oder der Bio-Joghurt – müssen die Mindeststandards nach der EU-Öko-Verordnung erfüllen. Alle Produkte müssen daher mit dem grünen EU-Bio-Logo gekennzeichnet werden. Bei der ökologischen Landwirtschaft geht es um die Umstellung des gesamten Betriebes mit dem Ziel, Stoffkreisläufe zu schließen und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt so weit wie möglich zu reduzieren. Es wird auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet. Seit 2021 müssen mindestens die Hälfte der Tiere während der Vegetationsperiode auf der Weide gehalten werden.
In der EU ist es möglich, nur einen Teil des landwirtschaftlichen Betriebes auf Bio umzustellen. In Deutschland wird dies aber kaum praktiziert und auch von den deutschen Bio-Anbauverbänden nicht akzeptiert: Hier muss der gesamte Betrieb auf Bio umgestellt werden. Die Verbände wie Demeter, Naturland oder Bioland haben auch sonst strengere Kriterien als das EU-Bio-Logo. Die Naturland-Richtlinie schreibt zum Beispiel vor: „Milchvieh und Mutterkühen ist während der Vegetationszeit Weidegang zu gewähren, wann immer die Witterungsverhältnisse und der Bodenzustand dies erlauben.“ Auch die anderen Bio-Verbände in Deutschland haben solche Vorgaben wie Demeter: „Die betrieblichen Möglichkeiten, Weidegang zu gewähren, sind in der Rinderhaltung zu maximieren. Stehen beweidbare Flächen in einem ausreichenden Maß nicht zur Verfügung oder sind diese nur schwer zugänglich, muss den Tieren ein ständiger Auslauf zur Verfügung gestellt werden.“
NABU-Tipps im Überblick
- Allgemein: Wenig tierische Lebensmittel essen oder trinken, beim Konsum von tierischen Lebensmitteln nur hochwertige Fleisch und Milchprodukte kaufen.
- Kaufen Sie bei Weidemilch-Angeboten Bio-Weidemilch oder Produkte mit dem Label „ProWeideland“
- Alternativ empfiehlt der NABU Bio-Milch, aber auch die anderen hier vorgestellten Milchangebote sind umweltfreundlicher als konventionelle Milch.
- Sollte es in Ihrer Umgebung Landwirte geben, von denen Sie wissen, dass den Kühen dauerhafter Weidegang ermöglicht wird, können Sie auch dort nach Milch fragen.
- Achten Sie bei Heumilch darauf, ob die Tiere nach draußen können.
- Unter den Bio-Milch-Angeboten haben die Bio-Anbauverbände höhere Ansprüche an den Tierschutz als unter anderem die Mindeststandards des EU-Bio-Logos.
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