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Selbstgemachtes Dörrobst findet immer mehr Freunde
Es gab eine Zeit ohne künstlich hergestellte Konservierungsmittel wie E 200, E 201 oder E 202. Schon im Mittelalter fanden die Menschen Wege, auch im Winter vitaminreiche Lebensmittel aufzubewahren. Ringe oder Schnitze von Äpfeln und Birnen oder ganze Pflaumen und Quitten ließen sie in der Sonne auf Schnüren trocknen und lagerten sie im Winter auf frischem Stroh oder luftigen Holzrosten.
So hielt sich das Obst über Wochen und Monate und damit auch ein Großteil der wertvollen Inhaltstoffe. Auch Wüstennomaden bedienten sich getrockneter Datteln, Feigen oder Trauben, um während längerer Reisen nicht auf Vitamine verzichten zu müssen.
Warum heute noch dörren?
Heute entdecken immer mehr Menschen Dörrobst als gesunden und schmackhaften Weg, auf künstliche Konservierungsmittel zu verzichten, ihr selbstgemachtes Müsli aufzupeppen – oder als Ersatz für Fettmacher wie Chips und Schokolade als Snack für Zwischendurch.
Dörrobst ist lecker und gesund, denn wenn es richtig verarbeitet wurde, enthält es wertvolle Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Während des Dörrens wird das Obst allerdings etwa die Hälfte seines Vitamin-C-Gehalts verlieren. Durch das Verdunsten des Wassers steigt der Gehalt an Fruchtzucker, was als natürliches Konservierungsmittel wirkt und so das Obst vor Bakterien und Schimmelpilzen schützt. Gesund ist das Dörrobst vor allem deshalb, weil es viele Ballaststoffe enthält. Sie sorgen für eine gute Verdauung.
Dörrobst gibt es selbstverständlich auch zu kaufen, jedoch enthält es oft künstliche Konservierungsstoffe oder wurde nicht nur getrocknet, sondern auch geschwefelt. Auch wird es oft zu heiß getrocknet, was viele Vitamine vernichtet. Während Dörrobst im Supermarkt zudem recht teuer sein kann, bietet sich das Selbermachen als preiswerte Alternative an.
Selber machen: Wie geht’s?
Benötigt wird naturbelassenes Obst, das nicht mit Pflanzen- oder Insektenschutzmitteln in Kontakt gekommen ist. Besonders süß und aromatisch wird das Dörrobst, wenn hochreife Früchte verarbeitet werden. Welches Obst gedörrt wird, entscheiden allein Geschmack und Fantasie, die Methode eignet sich prinzipiell für alle Sorten von Früchten.
Äpfel und Birnen werden geschält und entkernt und in fünf bis zehn Millimeter große Scheiben oder Ringe geschnitten. Alle Stücke sollten gleich dick sein, damit sich keine unterschiedlichen Trockenzeiten ergeben. Damit Apfelringe und andere helle Früchte nicht unansehnlich braun werden, einfach gleich nach dem Schneiden in Salz- oder Zitronenwasser einlegen.
Kleinere Früchte wie Pflaumen, Kirschen, Erdbeeren, Mirabellen oder Trauben können auch als Ganzes gedörrt werden. Dabei empfiehlt es sich, sie in einem sonnigen Raum zwei bis vier Tage lang auszulegen und mehrmals zu wenden.
Wärme und Luft
Die Anschaffung von Dörrgeräten lohnt sich nur für den, der regelmäßig und in großen Mengen Früchte dörren möchte. Jedoch eignet sich auch jeder Backofen, den Früchten den Wassergehalt zu entziehen. Dabei genügt die niedrigste Stufe und diese ist oft schon zu heiß: Die ideale Temperatur liegt bei unter 50 Grad Celsius. Es empfiehlt sich, die Tür leicht zu kippen, damit die Feuchtigkeit abziehen kann.
Noch besser, weil Energie sparender: Im Sommer oder an sonnigen Herbsttagen kann das Obst auf einer luftdurchlässigen Unterlage im Freien oder an einer Schnur trocknen. Im Winter, wenn ohnehin geheizt wird, eignet sich auch ein Heizkörper für den Dörrvorgang: Einfach ein Stück Backpapier auf die Heizung legen, und das Obst darauf platzieren.
Wichtig ist bei allen Verfahren, dass die Früchte sich nicht berühren und dass die Luft an dem ausgesuchten Ort gut zirkulieren kann. So zieht die verdunstende Feuchtigkeit gut ab und das Obst verdirbt nicht. Wann ist das Dörrobst fertig? Das ist leicht herauszufinden: Es sollten keine feuchten Stellen mehr zu sehen sein. Wer sich nicht sicher ist, kann ein Stück Obst auch auseinanderbrechen: Ist kein saftiges Fruchtfleisch mehr zu sehen, ist der Vorgang abgeschlossen.
Was macht man damit?
Das Dörrobst kann natürlich einfach zwischendurch geknabbert oder mit Haferflocken und Nüssen zu Müsli verarbeitet werden. Jedoch gibt es auch viele leckere Speisen, die damit verfeinert werden können. Beispielsweise kann das Trockenobst, eingelegt in Fruchtsaft oder Alkohol und mit anderen Zutaten vermengt, bestens als Füllung für einen Gänse- oder Schweinebraten verwendet werden. Manche Spezialitäten kommen ohne Dörrobst gar nicht aus, beispielsweise das Hutzel- oder Schnittbrot – das schwäbische Früchtebrot. Nicht zuletzt findet Dörrobst in der Weihnachtsbäckerei Verwendung.
Annika Natus
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