Etliche Albarosen zeichnen sich durch formschöne orangerote Hagebutten aus. So wie ‚Suaveolens‘. Damit lassen sich sogar Fruchthecken pflanzen.
Über die Blühzeit hinaus
Hagebuttenreiche Rosen im Naturgarten
Pflanzen wir eine Hunds- oder Weinrose, bekommen wir organgeroten Fruchtreigen bis tief in den Winter. Nehmen wir die Kriechrose, ist das im Prinzip genauso – es sei denn, die Vögel hätten alles „ausgeraubt“. Der Nachteil an heimischen Rosen aus Gärtnersicht ist ihr manchmal unbändiger Wuchs. Dazu kommt die verhältnismäßig kurz währende Blütezeit. Sie variiert zwischen vier und sechs Wochen für alle Arten zusammen, die frühen und die späten. Mit naturnahen Gartenrosen, die zum Teil von heimischen Arten abstammen, verdoppeln wir hingegen die Blütendauer auf wenigstens zehn bis zwölf Wochen. Und dann?
Herbstschmuck und Vogelfutter
Nun, wir suchen das Perpetum mobile, fast ein Ding der Unmöglichkeit. Naturnahe Rosen, die nicht nur attraktiv und lange blühen, sondern auch noch möglichst viele Hagebutten bilden. Geht das überhaupt, nimmt nicht ihre Blüte sämtliche Kraft für die Fruchtbildung?
Leckere Vitaminbomben
Hagebutten tragende Rosen schmücken den Garten auch in der blütenlosen Zeit. Dabei treten die ersten Hagebutten – bei den Wildrosen etwa die der Bibernellrose – schon ab Anfang August auf. Bibernellrosen behalten ihren Schmuck allerdings ähnlich wie die Apfelrose nur bis in den September hinein. Viel ausdauernder sind Weinrosen, Hundsrosen, Essigrosen und die kleinen Kriechrosen, deren Schmuck bis in den Winter hinein reicht.
Neben Finken, Drosseln und Zeisigen freuen sich auch andere Gartenbewohner wie der Steinmarder auf die süßsauren, vitaminreichen Hagebutten. Je Kilogramm enthalten sie rund fünf Gramm Vitamin C, dazu kommen die Vitamine A, B1 und B2 sowie verschiedene Fruchtsäuren und Pektin.
Für den menschlichen Verzehr empfehlen sich die Hagebutten der Wildrosen, zumal die Hagebutten mancher Ziersorten auch gar nicht richtig ausreifen. Genau genommen sind Hagebutten Scheinfrüchte, die ähnlich wie Erdbeeren aus zahlreichen Nüsschen bestehen. Diese Nüsschen im Hagebutteninneren sind mit feinen, mit Widerhaken versehenen Borsten bestückt. Kinder machten früher daraus Juckpulver. Juckpulver will man weder im Tee, noch in der Marmelade haben. Deswegen sollte man die Hagebutten bei der Verarbeitung von den Nüsschen befreien.
< Hagebutten kann man roh verzehren – ohne die Nüsschen – oder trocknen. Hagebuttentee stärkt die Widerstandskräfte, erhöht die Blutbildung und wirkt harntreibend. Aufgebrüht werden zerkleinerte Früchte oder auch nur die Fruchthäute. Für Hagebuttenmus kocht man die gesäuberten Früchte – gerne mit Zitronensaft oder etwas Ingwer – ungefähr eine halbe Stunde auf und passiert sie durch ein Sieb. Mit Zucker im Verhältnis 1:2 entsteht dann eine leckere Marmelade. (elg)
Es lohnt es sich einmal, das Spektrum der fruchtragenden Sorten genau zu durchforsten. Offensichtlich gibt es etliche Sorten, die sich im Hagebuttenbehang in nichts von ursprünglichen Wildrosen unterscheiden. Besonders heben sich Alba-, Pendulina-, Canina-, Rubiginosa- und Moyesii-Formen in der Hagebuttenproduktion hervor. Dazu gehören ganz besonders die Apfelrose namens ‚Duplex‘, Albarosen wie ‚Sappho’ oder ‚Suaveolens’, Hundsrosen-Abkömmlinge wie ‚Hibernica‘ oder die Essigrose ‚Splendens’. Diese Typen überzeugen durch Blüte und Früchte gleichermaßen. Sie erfreuen uns mit überreichem Fruchtangebot und die Vögel natürlich auch. Besonders kleinfrüchtige Hagebutten stehen dabei auf dem Speiseplan der Gartenvögel.
Vorhersage fast unmöglich
Eine weit verbreitete Anschauung stimmt übrigens nicht, nämlich die, dass ungefüllte Blüten automatisch zu Hagebutten führen. Gartenrosen verhalten sich hier anders als ungefüllt blühende Wildrosen, die starken oder überreichen Fruchtbehang ausbilden. Viele ungefüllte Gartenrosen entpuppen sich als ausgesprochen schlechte Fruchtträger. Beispiele hierfür etwa die gelbe Rose ‚Canary Bird‘, die Bibernellrose ‚Single Red‘ oder eine Mandarinrose namens ‚Marguerite Hilling‘. Wer im Herbst auf schmucke Hagebutten Wert legt, sollte diese Sorten also meiden.
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Perpetuum mobile: Viele Moschusrosen blühen bis in den Herbst und tragen dennoch so reiche Hagebuttentracht wie ‚Ballerina‘.
Umgekehrt stimmt es aber auch nicht, dass halbgefüllte und fast ganz gefüllte Blüten keine oder nur sehr wenige Hagebutten produzieren. Betrachten wir weitgehend gefüllte Blütentypen wie die Weinrose ‚Fritz Nobis‘, so würde wohl kaum einer im Herbst nach Früchten suchen. Leicht gefüllte Alba-Sorten oder einige der Zentifolien liefern ebenfalls reichen Hagebuttenschmuck. ‚Griseldis‘ etwa, eine ziemlich gefüllte Hundsrose, ist wegen ihres Hagebuttenschmucks berühmt. Erstaunlich, dass die fast gefüllte Gallica ‚Officinalis‘, die altehrwürdige Apothekerrose, vielfach Hagebutten liefert, die weniger gefüllte Essigrose ‚Tuscany‘ aber kaum welche?
Es sieht so aus, als gäbe es bei naturnahen Gartensorten keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Blütenfüllung und Hagebuttenschmuck. Ungefüllte Blüten können viele, wenig oder gar keine Hagebutten liefern, gerade so wie gefüllte Blüten. Der Grad der Blütenfüllung ist kein Zeiger für die Naturnähe einer Sorte. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als Sorte für Sorte durchzuschauen und in ihren Qualitäten und Gartenwert individuell zu bestimmen.
Reinhard Witt
Ob Wildarten oder Zuchtsorten: Auch im naturnahen Garten sollte man auf Rosen nicht verzichten. Reinhard Witt stellt in seinem neuen Buch als Ergebnis 25-jähriger intensiver Arbeit mit Rosen zunächst sämtliche heimische Wildrosen vor und bewertet sie anhand von ökologischer Bedeutung, Wuchsform, Schattenverträglichkeit, Blütenwirkung und Fruchtschmuck für die Garteneignung.
Im anschließenden Teil über Zuchtrosen werden mehr als hundert historische und neue Sorten ausführlich porträtiert und bewertet. Dabei legt dieses etwas andere Rosenbuch neben Blütenfülle und Duft einen großen Schwerpunkt auf die Fruchtbarkeit der Arten. Welche Gartenformen lassen Hagebutten reifen, welche sind besonders attraktiv? Welche halten am längsten und wie lassen sie sich verwenden?
Das 364 Seiten starke „Naturnahe Rosen. Garten- und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie“ kostet 39,95 Euro und ist direkt erhältlich unter Tel. 08121-46483, reinhard@reinhard-witt.de sowie im Onlineshop www.reinhard-witt.de.
Fruchtbare Hagebuttenrosen (Wildrosen und naturnahe Gartenrosensorten) | |
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Heimische Wildrosen: | Hundsrose, Kriechrose, Weinrose |
Alba-Sorten: |
Belle Amour, Sappho, Semiplena, Suaveolens |
Arvensis-Sorten: | Polliniana |
Canina-Sorten: |
Andersonii, Griseldis, Hibernica, Kiese |
Centifolia-Rosen: | Henri Martin |
Damaszener und Portland-Rosen: | St. Nicholas, The Portland |
Gallica-Rosen: | Complicata, Dupontii, Scharlachglut, Splendens, Versicolor, Violaceae |
Majalis-Rosen: | Duplex |
Mollis-Rosen: | Mollis x Gallica var. Complicata |
Moschata-Rosen: | Alden Biesen, Ballerina, Lavender Dream, Matchball, Musquée sans soucis, Pinc Magic, Puccini, Richard Strauß, White Crystal, White Magic, Wilhelm |
Moyesii-Rosen: | Geranium, Eddies Jewel |
Pendulina-Rosen: | Bourgogne, Salaevensis |
Pimpinellifolia- oder Spinosissima-Rosen: |
Fenja, Frühlingsgold |
Rubiginosa-Rosen: | Duplex, Herbstfeuer |
Tomentosa-Rosen: | Terebinthinacea |
Villosa-Rosen: | Duplex |
Hagebutten nutzen und verarbeiten:
- Hagebuttentipps von BR-Online
- Hagebuttenrezepte bei www.kuechengoetter.de
- „Hagebutten aufwandsminimiert verarbeiten“ aus dem Blog „Low Budget Cooking“
- Hagebutten-Kichererbsen, ein Rezept aus dem Blog www.multikulinarisch.es
- Hagebutten als Tee oder Marmelade bei www.kochmix.de
- Hagebuttentipps bei www.kraeuter-verzeichnis.de
- Hagebuttenlikör beim Küchenblog „Chili und Ciabatta“
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