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Wieso das Grün am Haus für Klima und Tierwelt gut ist
Die Fassadenbegrünung ist keine Erfindung der Neuzeit, bereits im Mittelalter nutzte man die abstrahlende Wärme der Mauern der Klöster zum Weinanbau. Auch Hopfen, Wildrosen, Spalierobst und Geißblatt wurden bereits an Gebäuden gezogen, konnten so direkt am Haus genutzt werden und weite Wege entfielen. Ganz nebenbei kühlten die Blätter der Pflanzen die Gebäude und beschatteten die Innenhöfe, sodass es sich dort auch im Hochsommer gut aushalten ließ. Diese Vorteile nutzen die Menschen auch heute noch für sich. In mediterranen Gebieten gibt es kaum ein Haus ohne Fassadenbegrünung oder Pergola im Hof. Auch in Deutschland machen Fassadenbegrünungen im größeren Maßstab durchaus Sinn, denn sie können dazu beitragen, die Auswirkungen der Klimaerhitzung in der Stadt abzumildern.
Grüne Fassaden für das Stadtklima
Die Klimaerhitzung ist in den Städten deutlich zu spüren. Die Durchschnittstemperaturen steigen, Niederschläge fallen regional seltener, aber dafür umso heftiger aus. In den engen Straßen bilden sich Wärmeinseln und es findet wenig Luftaustausch statt ‒ frische Luft kann nicht in die Stadt fließen. Fassaden, Straßen und Plätze heizen sich durch die Sonne auf und geben die Wärme in der Nacht wieder ab, ein weiterer Faktor, der zur starken Erwärmung in der Stadt beiträgt. Um dem entgegenzuwirken, sind Fassadenbegrünungen sinnvoll und wichtig. Viele Städte haben das erkannt und empfehlen sie als eine der Maßnahmen der „Grünen Architektur“.
Vorteile des Fassadengrüns
Positive Aspekte der Fassadenbegrünung sind die Verschattung der Fassaden, die Reflexion des Sonnenlichts und damit eine geminderte Aufheizung des Gebäudes sowie die Produktion frischer, kühler Luft durch durch das Verdunsten von Wasser über die Blätter der Pflanzen. Durch die Isolation der Fassade können Hausbesitzer Kosten für Klimaanlage und Heizung sparen. Zudem binden die Pflanzen Luftschadstoffe: Stickstoffdioxyd bis zu 40 Prozent, Schwefeldioxyd, Ozon und Feinstaub sogar bis zu 60 Prozent. Der Regen wäscht die Schadstoffe später ab und sie werden durch das Substrat unter den Pflanzen aus dem Wasser gefiltert. Ein weiterer, die Lebensqualität in der Stadt erhöhender Aspekt ist die Reduktion der Lärmbelastung am Gebäude um bis zu 10 Dezibel. Viele der genannten Effekte treten nur mit einer vollflächigen Begrünung auf, jeder Quadratmeterzählt also.
Fassadengrün als Lebensraum
Jeder Quadratmeter zählt auch für die Tierwelt, denn für viele Tierarten ist der Lebensraum in der Stadt knapp. Das Fassadengrün kann hier Abhilfe schaffen. Brachen, unbebaute Flächen und grüne Inseln werden immer seltener in unseren Städten, vertikale Flächen hingegen findet man zuhauf. Hier gilt es also, aus einer Not eine Tugend zu machen, und den vorhandenen Raum mit einer Fassadenbegrünung sinnvoll zu nutzen.
Bisher gibt es zwar erst wenige Studien zum Nutzen einer Fassadenbegrünung für Tiere, diese belegen jedoch einen hohen Wert des Grüns für die Artenvielfalt. Beispielsweise halten sich an einer begrünten Fassade zwei- bis fünfmal mehr Vögel auf als an einer nicht begrünten. Hier finden sie Nahrung und Unterschlupf. Spatzen und Amseln nisten in den Zweigen, Schmetterlinge wie der Admiral saugen Nektar an den Blüten des Efeus und Nachtfalter finden in den Blüten des Geißblattes Nahrung. Begrünte Fassaden dienen vor allem fliegenden Arten als Trittsteine durch den Siedlungsbereich, vorausgesetzt natürlich, in der Nähe befinden sich Lebensräume wie Wiesen oder Parks, von wo aus sie einwandern können.
Ob eine Fassadenbegrünung einen Nutzen für die Artenvielfalt hat, hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Größe der Begrünung (je größer desto besser), der Deckung (volldeckende Fassadenbegrünung hat den größten Effekt auf die Artenvielfalt), dem Standort (sind andere grüne Strukturen in der Nähe), der Exposition (sonnig oder schattig, Wind oder kein Wind), den gewählten Pflanzen (heimische Pflanzen oder nicht heimische, gefüllte Blüten oder ungefüllte ‒ je natürlicher, desto besser), ob verschiedene Pflanzen kombiniert werden, ob Nistkästen ergänzt wurden.
Eine mit Efeu oder Clematis begrünte Wand beispielsweise ist für viele Tierarten ein willkommener Lebensraum. Auch Nahrung finden sie hier. Insekten sammeln Pollen und Nektar, verstecken sich vor Fressfeinden oder überwintern unter den Blättern immergrüner Pflanzen. Vögel nutzen die Früchte und Samen als Nahrung oder picken sich Spinnen und Insekten aus dem Geäst.
Vorteile der Fassadenbegrünung in Kürze:
- Verbesserung der Stadtluft und des Stadtklimas: Bindung der Luftschadstoffe und Kohlendioxid und Bildung von Sauerstoff, Temperatursenkung in der Umgebung, Verbesserung der Luftfeuchtigkeit
- Natürliche Wärmedämmung: Schutz vor Aufheizen und gleichzeitige Abkühlen der Gebäude, weniger Heizen und Lüften notwendig
- Artenschutz: Lebensraumund Nahrungsquelle für Vögel, Insekten und andere Tiere
- Lärmminderung durch Blattwerk
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