Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
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Gut geschützt im Pflanzenpelz
Weinlaubgeschmückte Tempel der Antike, efeubedeckte Klostermauern des Mittelalters, kräuterüberwucherte Bauernhäuschen oder bunte Blütenpracht vor fürstlicher Architektur: Seit jeher schmücken Menschen ihre Häuser gern mit üppigem Grün und nutzen Kräuterpflanzen als Nahrungsmittel und Medizin. Eine efeubedeckte Stadtvilla des 19. Jahrhunderts gilt heute noch als luxuriös, aber manche modernen Architekten sehen in begrünten Fassaden nur ein Verwischen ihres individuellen Designs. Hauseigentümer haben oft Bedenken, etwa Schädigungen der Fassade durch „einwurzelnde“ Kletterpflanzen. Putz und Mauerwerk wird jedoch von keiner der üblichen Kletterpflanzenarten unserer Breiten geschädigt. Selbstklimmer wachsen nicht in Mauern ein, sondern halten sich mit Saugnäpfen, Haftscheiben, Klimmhaaren oder Haftwurzeln an der Fassade fest. Dabei nutzen sie kleinste Unebenheiten.
Lärm- und Hitzedämmung für Dach und Wand
Neben den ökologischen und ästhetischen Vorteilen entlasten grüne Dächer und Fassaden langfristig auch den Geldbeutel durch ihre Eigenschaft der Wärmedämmung und -speicherung. Von Pflanzen geschützte Hauswände erwärmen sich im Sommer höchstens bis auf 30 Grad Celsius. Ungeschützte Wände erreichen oft bis zu 60 Grad. Im Winter können kahle Außenwände bis auf minus zehn Grad abkühlen, laubgeschützte bleiben fünf Grad wärmer. Die maximalen Temperaturschwankungen bei grünen Fassaden sind also nur halb so groß.
Im Hochsommer ist es sehr angenehm, auf einem efeu- oder weinumrankten Balkon zu sitzen. Zwischen der kühleren Hauswand und der überhitzten Straße entsteht ein Temperaturgefälle, das Luftzirkulationen erzeugt, ein laues Lüftchen, das wie ein Fächer wirkt. Dichtes Laub wirkt auch leicht geräuschdämpfend und hilft Lärmgeplagten zudem psychologisch, durch ablenkendes Blätterrascheln und singende Vögel im Geäst. Die Blätter bilden ein wärmedämmendes Luftpolster und verringern den Wärmeverlust von innen nach außen, in dem sie Wind abhalten und die Windenergie in Wärme umwandeln. Durch nächtliche Taubildung wird ebenfalls Wärme zurückgewonnen.
Angst vor Schimmel ist so gut wie unbegründet. Im Gegenteil, der Mauerfuß wird durch den fortwährenden Wasserentzug durch die Wurzeln trocken gehalten. Auch bei neuen, noch nicht ausgetrockneten Gebäuden kann man ruhig mit dem Begrünen anfangen, denn bei dem langsamen Wachstum zeigen sich sowieso erst nach drei bis vier Jahren breitflächige Pflanzerfolge.
Die Fassadenbegrünung trägt natürlich zum Artenreichtum bei. Vögel kommen in die Städte zurück, weil sie an den grünen Fassaden Nistplätze und zahlreiche Insekten als Nahrung finden. Einige Arten blühender Kletterpflanzen wie etwa Waldrebe, Jelängerjelieber oder Wilder Wein dienen Bienen als Nektarquelle. Schmetterlingsraupen ernähren sich von Hopfen (Tagpfauenauge), Obstbaumblättern (Großer Fuchs), Reben (Weinschwärmer) oder Efeu (Schwalbenschwanz). Spinnen und auch Insekten wie Ameisen oder Tausendfüßler kommen hinzu. Die Fußpunkte des Fassadengrüns bieten Bodentieren Nahrung.
Ungeziefergeschwader sind nicht zu befürchten. Spinnen leben von Mücken und Fliegen, Vögel wiederum von Spinnen und Insekten, die sie zur Fütterung ihrer Jungen verwenden. Mäuse und Ratten mögen keine Grünpflanzen. Sie werden durch herumliegenden Müll und ungeschützte Nahrungsmittel angelockt. Letzter Einwand: Fensterverschattung. Nun, da hilft eine Schere...
Große Auswahl: Pflanzen für die Wand
Um die Wand hochzuklettern, haben Pflanzen verschiedene Techniken entwickelt. Wilder Wein und „Selbstklimmender Wein“ etwa sind Ranker mit Haftscheiben, die sich um dünne Stäbe und Drähte wickeln und auch ohne Hilfe an Wänden festsaugen. Wem ein Haus mit grünem Pelz nicht so gut gefällt: Spalierobst ist eine gute Alternative, falls das Klima entsprechend günstig ist und eine Südwand zur Verfügung steht. Äpfel und Birnen gedeihen fast überall.
Ein berechtigter praktischer Einwand ist die Pflege der Pflanzen, vor allem in Mietshäusern mit ständig wechselndem Publikum. Hier scheidet Spalierobst, das regelmäßig und fachkundig zurückgeschnitten und im Herbst abgeerntet werden muss, sicher aus. Wem das Zusammenkehren des herbstlichen Laubfalls zu viel wird, der wählt immergrüne Arten wie Efeu.
Wer üppige Blütenpracht liebt, wird sich für sommergrüne Kletterpflanzen entscheiden, wie Pfeifenwinde, Hortensie oder Kletterrose. Schlingpflanzen wie Wicken, Knöterich oder paprikarote Feuerbohnen winden sich um Drähte, Stäbe oder Zäune. Ihre Zellen sind ähnlich einer Wendeltreppe angeordnet. Bei Berührung mit Gegenständen wird Wasser von den inneren zu den äußeren Zellen transportiert. Diese werden dadurch dicker, und die Pflanze krümmt sich zum Schwerpunkt hin, Drehung um Drehung Richtung Sonne empor.
Blumendeutern vergangener Zeiten standen Windengewächse für „zerbrechliche Größe“, da sie eine Stütze brauchen. „Wer Windenblätter trägt, bedarf eines Trostes, dass er in die Höhe kommen kann“, ermunterte die Augsburger „Hätzlerin“ (wahrscheinlich eine Nonne) in einer Handschrift von 1471 zu tätiger Nächstenliebe.
Winden bilden dichte Polster und eignen sich hervorragend für halbschattige bis sonnige Lagen. Schön für freistehende Mauern ist auch eine Begrünung, die „von oben herabfällt“, etwa bei Garageneinfahrten mit Gefälle oder an Kellertreppen. Hier macht sich die rotblühende Kapuzinerkresse mit ihren flächigen grünen Schirmchen sehr gut. Ihre Farbenpracht versetzt jeden in fröhliche Sommerstimmung. Etwas Vorsicht geboten ist dagegen beim Blauregen (Glycine), dessen füllig schwere Rispen nur im Frühling blühen. Er ist zwar wunderbar dekorativ, eignet sich aber eher als Umrahmung für Vorbauten und Einfahrten. Denn als kräftiger Schlinger können Glycinen Regenrohre regelrecht erwürgen.
Kapuzinerkresse, Efeu und Blauregen
„Efeu bedeutet, dass der Mensch festiglich und mit Stete gehorsam wäre und kann doch keinen Dank oder Gefallen damit verdienen“, beklagte die fromme Augsburger Hätzlerin im 15. Jahrhundert. Schon damals hatten die Menschen offenbar Vorurteile gegen das Gewächs, obwohl es immer grünt, wenig Pflege braucht und – so die Hätzlerin – „viel Ungewitter erleidet“.
Wie auch der Wein ist Efeu durch Mythologie (vor allem der griechische Dionysoskult) und Religion eng mit der Menschheitsgeschichte verbunden. Während Weinlaub aber auf Sonne und Leben hinweist, steht Efeu für Dunkelheit, Kühle und Tod. Dabei können die Haftwurzeln dieses Kletterers eigentlich keinen Schaden anrichten. Nur wenn das Mauerwerk brüchig und verwittert ist oder der Putz bröckelt, ist Vorsicht geboten. In größere Fugen kann sich nämlich Erde einlagern, in die verholzenden Triebe geraten können. Durch das Dickenwachstum der Triebe können sich die Fugen vergrößern oder vorgeschädigtes Mauerwerk abplatzen. Neuere Kalkzementputze nach DIN 18550 halten jedoch jedem Bewuchs stand. Auch Dachschindeln kann Efeu nur dann anheben, wenn hinter der Öffnung Licht lockt. Sonst gibt es auch hier keine Bohreffekte.
Efeu ist tatsächlich ein guter Wettermantel, der die Fassade vor Feuchtigkeit, Wind, Hitze und Kälte schützt und das Haus so regelrecht konserviert. Ein Efeuposter kann über anderthalb Meter dick werden. So wird ihm die Blumensprache wohl eher gerecht, denn hier steht er für unerschütterliche Anhänglichkeit: „Meine Liebe wird ewig blühen.“
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