Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Gärtnern ohne Gift
Auf Roundup und Co. verzichten
Die Fläche der Privatgärten in Deutschland ist mehr als halb so groß wie alle deutschen Naturschutzgebiete – eine große Fläche, die viel bieten kann: Naturgenuss und Entspannung für den Menschen, Lebensraum und Zufluchtsort für Tiere und Pflanzen. Doch in den meisten Gärten finden unsere heimischen Tierarten weder Nahrung noch Nistgelegenheiten oder Unterschlupf. Heimische Heckenpflanzen zum Beispiel sind nur selten zu finden. Stattdessen prägen fremde Gehölze das Bild. Ihre Früchte und Blüten sind oft für die meisten Tiere wertlos. Zudem werden in Gärten häufig eine Vielzahl an Pestiziden eingesetzt, die eine ganze Reihe ökologischer Schäden hervorrufen. Da sich viele Hobbygärtner dieser Gefahren oftmals nicht bewusst sind, sind Fehlanwendungen wie der Einsatz auf Nicht-Kulturland, also befestigten Flächen, Wegen, Bürgersteigen und Einfahrten keine Seltenheit.
Gefahrenquelle Gift
Besonders schädliche Pestizide und die dazugehörigen Produkte, die für die Privatanwendung im Haus- und Kleingartenbereich zugelassen sind, sind in der folgenden Übersicht aufgelistet:
Abamectin
Der Wirkstoff Abamectin wird als Insektizid (gegen Insekten) und Akarizid (gegen Läuse und Milben) eingesetzt. Er wird in Pflanzenschutzmitteln mit 9 verschiedenen Handelsbezeichnungen vertrieben. Davon sind 7 für den Gebrauch in Haus und Kleingarten zulässig wie z. B. „Bi 58 Spray N®", "COMPO Fazilo Pflanzen-Spray®“ und „COMPO Triathlon Universal Insekten-frei AF®“ (Stand: August 2021).
Acetamiprid
Der Wirkstoff Acetamiprid zählt zur Gruppe der Neonikotinoide und wird als Insektizid (gegen Insekten) und Akarizid (gegen Läuse und Milben) eingesetzt. Er wird in Pflanzenschutzmitteln mit 11 verschiedenen Handelsbezeichnungen vertrieben. Davon sind 9 für den Gebrauch in Haus und Kleingarten zulässig wie z. B. „CAREO zum Gießen®", "Klick&GO Schädlingsfrei Careo Konzentrat®“ und „Schädlingsfrei Careo®“ (Stand: August 2021). Die Giftigkeit wird anhand von Standardtests als mäßig für Säugetier eingestuft. Allerdings besteht die Gefahr der Anreicherung des Wirkstoffs in der Nahrungskette. Acetamiprid wird als hochgiftig für Vögel und Regenwürmer und mäßig giftig für die meisten Wasserorganismen und Bienen eingestuft.
Deltamethrin
Der Wirkstoff Deltamethrin wird in Pflanzenschutzmitteln mit 29 verschiedenen Handelsbezeichnungen vertrieben. Davon sind 10 für den Gebrauch in Haus und Kleingarten zulässig wie z. B. „Bayer Garten Gemüse-Schädlingsfrei Decis AF®", "DeltaX Schädlingsfrei®“ und „Lizetan Buchsbaumzünslerfrei AF®“ (Stand: August 2021). Deltamethrin ist ein Neurotoxin und für Menschen und andere Säugetiere hochgiftig. Die Giftigkeit wird anhand von Standardtests als relativ gering für Vögel und Regenwürmer aber als sehr hoch für die meisten Wasserorganismen und Honigbienen eingestuft.
Glyphosat
Glyphosat: Der Wirkstoff Glyphosat wird als Herbizid (gegen Wildkräuter) eingesetzt. Er wird in Pflanzenschutzmitteln mit 85 verschiedenen Handelsbezeichnungen vertrieben. Davon sind 38 für den Gebrauch in Haus und Kleingarten zulässig wie z. B. „gartenkraft®", "Unkraut-frei“, „Plantex®“ und das bekannte „Roundup®“ (Stand: August 2021). Aufgrund des im Juni 2021 beschlossenen Insektenschutzpakets wird die Anwendung von Glyphosat im Haus- und Kleingarten sowie auf öffentlichen Flächen allerdings verboten sobald die nationalen Zulassungsfristen für Pflanzenschutzmittel, die den Wirkstoff Glyphosat enthalten und für den Gebrauch in Haus- und Kleingarten zugelassen sind, auslaufen. Weitere Informationen zu Glyphosat haben wir hier zusammengestellt.
Metiram
Metiram ein Fungizid (gegen Pilze) und ist giftig für Algen, Fische und Fischnährtiere, ist schädigend für eine Vielzahl an Nutzorganismen und darf nicht in Gewässer gelangen. Produkte: COMPO Pilz-frei Polyram WG, Gemüse-Pilzfrei Polyram WG und Polyram WG.
Verzichten Sie deshalb gänzlich auf den Einsatz von Pestiziden und schützen Sie sich und Ihren Garten!
Es geht auch anders – so gärtnern Sie erfolgreich ohne Pestizide:
- Greifen Sie zum Werkzeug: Jäten, Hacken, Vertikutieren oder Fugenkratzen sind effektive Methoden, um gegen unliebsame Kräuter vorzugehen. Beseitigen Sie die Wildkräuter noch vor der Samenreife und stechen Sie die Wurzeln mit aus.
- Lassen Sie ausbreitungsstarke Wildkräuter gar nicht erst entstehen: Bestellen Sie keinen sogenannten Mutterboden (= Humus), denn er enthält unzählige Wildkräutersamen. Nutzen Sie stattdessen den wildkräuterfreien Unterboden oder mischen Sie Böden selbst, zum Beispiel aus je einem Drittel Lehm, Kompost und Sand.
- Bedecken Sie den Boden: Mineralische Mulchstoffe, wie Kies, Sand und Splitt, sind kostengünstig und sehr wirksam. Organische Stoffe wie Rindenmulch, Stroh oder Gras helfen vor allem gegen Wildkräuter, die sich über Samen vermehren.
- Schließen Sie die Vegetationsdecke: Indem Sie Wildblumenmischungen einsäen und Bodendecker wie Waldmeister, Vergissmeinnicht oder Kriechenden Günsel anpflanzen, geben Sie unerwünschten Wildkräutern keinen Raum.
- Wildkräuter können auch sinnvoll genutzt werden: Als Dünger, Blattlausmittelchen und Pflanzenstärkungsmittel eingesetzt, sind Pflanzen wie der Löwenzahn, Ackerschachtelhalm und Brennnesseln plötzlich sehr wertvoll.
Im Garten haben Pestizide nichts verloren. Wer naturnah gärtnert, hilft seinem Garten dabei, sich selbst zu regulieren und setzt auf Nützlinge, biologische Mittel und eine angepasste Pflege. Unerwünschte Wildkräuter und „Schädlinge“ kommen so seltener vor. Mehr →
Ausstiegswelle: Nachdem 3.000 Teilnehmer ihren Protest gegen Glyphosat ausdrückten, kündigten zahlreiche Unternehmen wie Bauhaus, Obi und Hornbach an, auf das Pflanzengift – zumindest weitreichend – zu verzichten. Nun muss der Online-Handel nachziehen! Mehr →