NABU-Naturgarten - Foto: Melanie Konrad
Fragen kostet nichts…
Der NABU-Mustergarten bei der Bundesgartenschau
Ob das mit den Möhren noch was wird? Schuld sind jedenfalls die Erbsen. „Die haben im Gemüsebeet alles überwuchert und am Ende noch nicht einmal Schoten getragen“, erzählt Lars Friman. „Gestern haben wir die Erbsen ausgerissen, jetzt bekommen die Möhren und die Roten Bete mehr Licht und Luft.“
Mal abgesehen von den Erbsen: Friman ist zufrieden, wie sich der Havelberger NABU-Mustergarten seit dem Start der BUGA Mitte April entwickelt hat. „Alles ist gut angewachsen, die Pflanzen gedeihen und auch die tierischen Besucher fühlen sich wohl.“ Dabei hat der Gartenbetreuer weniger die Waschbärmutter im Sinn, die mit ihrem Nachwuchs nachts regelmäßig die Kleingärten durchstreift. Stolz weist er auf den Färberginster, dessen gelbe Blüten von Insekten aller Art umschwärmt werden. Auch der blaue Natternkopf gleich nebendran kann sich über Besuchermangel nicht beklagen. Wollbienen drängen sich neben zahlreichen Hummeln an den Blüten, Feldwespen fliegen hinzu, die Hinterbeine in typischer Manier weit nach hinten gestreckt.
Direkt an der Dommauer
Blickfang des kleinen NABU-Gartens ist ein überdimensionierter Holznistkasten. An der Vorderseite hat Lars Friman eine handgeschriebene Vogelliste mit den gesehenen und gehörten Arten angepinnt. Viele Besucher sind überrascht, wie lange die Liste ist. „60 Arten konnten wir schon notieren und viele davon kommen jeden Tag vorbei“, freut sich Friman. Als selbständiger Ingenieur hat er lange Zeit ein Büro für „Umweltmanagement und Recycling“ betrieben, war spezialisiert auf Boden-Altlasten. Jetzt kann der Hobby-Ornithologe und Käferspezialist seinen anderen Neigungen nachgehen und betreut als Bundesfreiwilligendienstleistender den BUGA-Garten.
Segler, Schwalben und reichlich Stare sind in der Luft, in der Ferne kreist über der Flussebene ein Rotmilan. Jetzt, wo die ersten Getreideäcker geerntet werden, versammeln sich manchmal sogar bis zu 20 Rotmilane. Am Hang über der Havel schmiegt sich die Kleingartenanlage direkt an die Dommauer, eine schönere Lage ist kaum denkbar. Der Dom selbst mit seinen uralten roten Backsteinmauern ist Heimat der größten Dohlenkolonie im weiten Umkreis. Gelegentlich mischen sich Krähen unter. Bei denen muss man genauer hinschauen, weiß Lars Friman: Havelberg liegt in der Überlappungszone von Raben- und Nebelkrähe und so kommen hier auch Hybride der beiden Arten vor.
Ist der echt?
„Der ist doch nicht echt!“, tönt es plötzlich von der Seite. Doch, der Apfel ist echt. „Aber der ist mit einem Draht festgemacht!“. Trotzdem ist der Apfel echt, nur stammt er nicht von dem jungen Gravensteiner, an dem er hängt. Eigentlich soll der Apfel den Besuchern nur zeigen, welch schöne Früchte dieser Baum später einmal tragen wird. Stattdessen ist die „Fälschung“ neben der Vogelliste zum wichtigsten Gesprächsanlass geworden.
Lars Friman ist darüber nicht böse: „Ich freue mich über jeden Besucher, der mich anspricht. Schließlich bin ich dazu da, den Leuten den Garten zu erklären, ihre Fragen zum Naturschutz im Garten oder auch zum NABU zu beantworten. Fragen kostet nichts, heißt es ja. Aber manche Menschen scheinen Angst zu haben, ich wollte ihnen was verkaufen. Man sieht ihnen an, dass sie eine Frage haben, doch es kommt nichts. Da sind Kinder doch ganz anders. Die interessieren sich nicht nur, die trauen sich auch.“
Gedränge im Garten
Langsam wird es voller im Garten. Es ist Reisebuszeit und ganze Gruppen drängen durch, schauen sich die Insektennisthilfen an, rätseln über den geschossenen Salat und bewundern die kleinen Weidenflechtzäune, die jetzt reichlich Laub tragen.
„Endlich, das habe ich gesucht.“ Was denn? „Endlich mal ein natürlicher Garten“, meint der ältere Herr. „Und einer, aus dem man sich was abgucken kann“, betont Lars Friman. „So eine Kräuterspirale wäre auch was für uns, vielleicht nicht ganz so groß“, überlegt eine Dame im Vorübergehen. Friman gibt ihr eine kleine Broschüre mit: „Mehr dazu finden sie beim NABU im Internet.“
Auf die Kräuterspirale haben auch schon andere ein Auge geworfen. Nach der BUGA werden die temporären Ausstellungsflächen an die Kleingartensparte zurückgegeben. Die Kräuterspirale zieht dann ebenso wie das Riesen-Vogelhäuschen hundert Kilometer nach Osten weiter und wird im NABU-Zentrum Blumberger Mühle bei Angermünde eine dauerhafte Heimat finden.
Helge May
Diese BUGA war mehr als Blütenmeer und gärtnerische Leistungsschau. Mit der Unteren Havel stand erstmals eine ganze Landschaft m Mittelpunkt. Als offizieller BUGA-Partner informierte der NABU über Europas größte Flussrenaturierung und gab Tipps zum naturnahen Gärtnern. Mehr →