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NABU-Projektkooperation mit Caritas-Wohnanlage im Gelderland
In der CWWN-Wohnanlage für Menschen mit Behinderung St. Bernardin kennen sie alle: „Helga, Helga, Helga Kaczmarek“ ruft Petra laut und begrüßt mit freudestrahlendem Gesicht die NABU-Mitarbeiterin aus dem Naturschutzzentrum Gelderland im niederrheinischen Geldern-Kapellen.
Helga Kaczmarek ist verantwortlich für den Bereich Umweltbildung und hatte 2008 die Idee, einen Kräutergarten im Park der alten Klosteranlage anzulegen. Ein glücklicher Zufall führte zum anderen, denn die Beete hinter dem Haus standen kurz davor platt gemacht zu werden. Im Rahmen des Projektes „Naturerlebnis und Umweltbildung – barrierefrei! Mit den biologischen Stationen im Rheinland“ fand sich der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Förderer, der mittlerweile im dritten Projekt und im siebten Jahr die Kooperationsarbeit zwischen der NABU-Einrichtung und dem Caritas-Haus unterstützt.
„Ich bin beim Leiter der Wohnanlage St. Bernardin auf offene Ohren gestoßen und so konnte ich nach und nach zwei weitere Projekte anstoßen“, erzählt die Helga Kaczmarek. Seit 2010 gibt es daher gleich neben dem Kräutergarten einen großen Schau-Bauerngarten mit alten Nutzpflanzen, der auch Menschen aus dem Umland anzieht. „Hier gibt nicht so viele Attraktionen, aber die Parkanlage des alten Klosters zieht viele Besucher an, das ist auch eine Aufwertung für den ganzen Ort“, so die NABU-Mitarbeiterin.
Doch was genau passiert im Garten? „Einmal die Woche habe ich meine Gartengruppe, an diesem Tag bearbeite ich mit momentan drei Bewohnerinnen und einer ehrenamtlichen Helferin den kleineren Kräuter- und Blumengarten“, sagt Kaczmarek. Da die Bewohnerinnen einen unterschiedlichen Grad einer geistigen oder körperlichen Behinderung haben, versucht sie, alle ihren Fähigkeiten entsprechend mit einzubeziehen.
„Valentina sitzt neuerdings im Rollstuhl, aber sie hat so scharfe Augen, sie findet immer das Unkraut und zeigt es den anderen“, erzählt Kaczmarek. Petra dagegen kann sich sogar schon einige Pflanzennamen merken. Gemeinsam mit Helga, einer weiteren Bewohnerin des Hauses, übernimmt sie kleinere Arbeiten. Und Christina, die sich normalerweise hauptsächlich fürs Mittagessen interessiert, fragt neuerdings nach Horst, dem „Wanderschwein“. Das Porzellanschwein steht im Bauerngarten und wechselt ab und an seinen Standort. Christina ist nicht in der Gartengruppe, aber auch sie wird von dem Garten anscheinend magisch angezogen.
Was man gleich merkt: Der Garten verbindet Menschen mit und ohne Behinderung. „Wir haben auch einen Duft- und Tastgarten angelegt, mit höher gebauten Beeten, die sowohl Kinder als auch Rollstuhlfahrer erreichen können.“ Römische Kamille, Salbei oder Süßdolde, die nach Lakritz schmeckt – über die Kräuter kommt man ins Gespräch.
Die dritte Projektidee befasst sich mit der gesamten Parkanlage des ehemaligen Klosters. Der Park wird untersucht und erschlossen, um weitere Umweltbildungsangebote machen zu können. Neben vielen anderen Bereichen gibt es zum Beispiel alte Streuobstbestände mit 22 unterschiedlichen Apfelsorten.
Mitte der 90er-Jahre sind die Franziskanernonnen ausgezogen, seitdem wird die Anlage nach und nach für die Öffentlichkeit erschlossen. „Bei vielen Geldernern musste erst ein Umdenken stattfinden, dass sie jetzt hier einfach so spazieren gehen können“, berichtet Kaczmarek. Auch der Leiter der Wohnanlage, Hans-Dieter Kitzerow, sah das Potential des Geländes. „Seit 2010 finden hier viele Umbauten statt und wir merken, dass sich die Bewohner wohlfühlen“, sagt Kitzerow. „Barrierefreiheit ist für uns im Haus selbstverständlich, sollte aber nicht auf Menschen mit Behinderung reduziert werden, und in diesem Projekt sieht man, dass letztlich alle davon profitieren.“
Die Kräuter aus dem Garten werden mit den Bewohnern weiterverarbeitet. Margret Wilmer, Betreuerin in der CWWN-Wohnanlage, fertigt in Arbeitsgruppen Lavendelsäckchen, setzt mit Kräutern den Kräuterschnaps „Bernarzotti“ an, macht Kräuteressig und Gewürzöl. Verkauft wird das Selbstgemachte zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt. „Helga Kaczmarek und ich, wir haben aufeinander gewartet“, erzählt sie. Gemeinsam würden sie immer neue Ideen produzieren.
Da die Nonnen früher Selbstversorger waren, kennen viele ältere Bewohner den Garten noch als reines Arbeitsumfeld. „Die Erfahrung, einfach mal so in den Garten zu gehen, um sich dort auszuruhen und an den Blumen zu erfreuen, das kannten viele nicht“, so Wilmer. Die neuen Gärten wurden aber schnell als etwas Schönes wahrgenommen.
Der Bauerngarten wird einmal die Woche von Ehrenamtlichen aus der Umgebung bearbeitet, immer ein Auge darauf hat jedoch Helga Kaczmarek. Sie plant und leitet alles an, mit ihr steht und fällt das Projekt. „Es muss sich jemand intensiv und regelmäßig kümmern, sonst funktioniert das nicht. Ich hoffe jedoch, dass wir noch lange hier weitermachen können.“
Nicole Flöper
Dieser Garten ist etwas besonderes. Er gehört der Caritas (CWWN), wird aber vom NABU-Kleve betreut und gepflegt. Auf dem Gelände ist in den letzten Jahren ein umfangreiches Pflanzensortiment für Mensch und Tier angelegt worden. Es gibt viel zu entdecken! Mehr →
Unsere Naturschutzmacher*innen hegen und pflegen NABU-Gärten in ganz Deutschland. Die Naturgärten sind für alle Interessierte offen, Sie können sich Tipps zum naturnahen Gärtnern holen und Anregungen für Ihren eigenen Garten sammeln. Einige Gärten bieten sogar die Möglichkeit zum Mitmachen. Schauen Sie doch mal vorbei! Mehr →