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Heimische Wildpflanzen für den Balkon
Der Gang in den Baumarkt oder zur nächsten Gärtnerei kann manchmal frustrierend sein. Wildstauden gibt es mittlerweile häufig im Angebot, aber woher das Saatgut kommt, ist meistens nicht klar. Ob Wiesensalbei, Arznei-Thymian oder Heide-Nelke – Pflanzen aus einem Gärtnerei-Fachbetrieb sind als Art zwar durchaus heimisch, doch in welcher Gegend die Samen zuvor gesammelt worden sind, das ist nicht nachvollziehbar. „Eine Malve von der Ostsee sieht zwar sehr ähnlich aus wie eine Malve aus der Rheinebene, aber ihre genetische Ausprägung kann durchaus unterschiedlich sein. Dies kann zu Problemen führen, wenn sich solche Pflanzen über den Gartenzaun oder die Balkonbrüstung hinaus in die Umgebung ausbreiten“, erklärt Birgit Röttering, Geschäftsführerin des NABU-Stadtverbands Köln, die Besonderheit von heimischem Pflanzgut.
Saatgut mit insektenfreundlichen Pflanzen oder Samentütchen ist zwar zu bekommen, aber was im Angebot fehlte, waren vorgezogene Pflanzen. Daher wurde Mitte 2019 das Projekt „Naturnahe Balkone“ ins Leben gerufen. Finanziert von der Deutschen Postcode Lotterie nahm sich der NABU Köln genau dieses Problems an. Mithilfe von zertifiziertem Regio-Saatgut, das aus dem Westdeutschen Tiefland stammt und unter kontrollierten Bedingungen vermehrt wurde, sollten in einer Partner-Gärtnerei Wildpflanzen herangezogen und im folgenden Jahr bei öffentlichen Aktionen an Balkongärtner*innen verschenkt werden. Es war allerdings nicht so einfach, eine passende Gärtnerei zu finden. „Den meisten Gärtnereien war das zu aufwändig. Wir konnten allerdings die Alexianer Klostergärtnerei in Köln-Porz gewinnen, die zu unserer Freude die vorgezogenen Pflanzen jetzt auch dauerhaft ins Sortiment aufgenommen hat“, sagt Röttering.
Fünf Tipps für Ihren Balkon
1. Wildblumen aussäen und Wildstauden pflanzen, die während der gesamten Vegetationszeit blühen.
2. Torffreie Erde verwenden, so werden unsere Moore geschützt. Mischen Sie ein Drittel Sand, Kies oxder Splitt unter, das sorgt für die nötige Magerkeit und freut die Wildpflanzen. Auch Dachgartensubstrat eignet sich sehr gut.
3. Anstatt chemischen Düngers organische Dünger wie Kompost, Wurmtee oder Hornspäne verwenden.
4. Gefäße aus Holz und Stein können im Winter nicht kaputt frieren.
5. Nisthilfen für Insekten anschaffen. Es eignen sich Wildbienen-Nistblöcke, die an einen sonnigen Platz gehören.
Über eine spezielle Verkaufsfläche in der Gärtnerei, Infotafeln und verschiedene Veranstaltungen des NABU Köln – die trotz der Corona-Pandemie stattfinden konnten – gelang die Vermarktung. Trotz der Corona-Pandemie konnten im Verlauf des vergangenen Jahres verschiedene Veranstaltungen stattfinden. „Wir haben fünf Stauden pro Person verschenkt, und die Leute waren begeistert. Oft haben wir später die positive Rückmeldung erhalten, wie toll die Pflanzen sich entwickelt haben“, so Röttering. Die Wünsche waren oft gleich: Gesucht werden Pflanzen für den Balkon, die nicht zu groß werden und Schatten ertragen können. In vielen Kölner City-Wohnungen sei Sonne eher nur halbtags vorhanden. Viele Kölner*innen suchten gezielt nach der Moschus-Malve, die sie vom Straßenrand kannten. „Heimische Pflanzen sind in der Regel sehr robust und können zeitweiligen Stress ganz gut ab, daher eignen sie sich gut für den Balkon“, sagt Röttering.
Nachahmer gesucht
Fachliche Beratung und Unterstützung zum Thema Regio-Saatgut und zur Auswahl geeigneter Pflanzenarten steuerte Volker Unterladstetter von der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln bei. So wurden für das Projekt 17 Arten getestet, die die Gärtnerei angezogen hat, darunter Wiesen-Flockenblume, Heide-Nelke, Wiesensalbei oder Schwarze Königskerze. Bis auf die Rundblättrige Glockenblume seien alle Pflanzen sehr gut ausgekeimt. „Wir konnten viele Kölner*innen für die heimischen Wildpflanzen begeistern und hoffen, dass sie auch dabeibleiben werden. Die Insekten freut es, und unser Projekt wurde sogar als ‚UN-Dekade Biologische Vielfalt‘ ausgezeichnet. Jetzt würden wir uns über Nachahmer*innen in andere Städten oder Gemeinden freuen“, so Röttering. Uns seit Januar 2021 läuft das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW finanzierte Folgeprojekt: „Das große Blühen – 7.500 Wildstauden für Köln“.
Nicole Flöper (erschienen in der Naturschutz heute Frühling 2021)
Welche Pflanzen nehme ich?
Küchenkräuter:
Arznei-Thymian
Wilder Oregano
Sonnenanbeter:
Wilde Malve
Acker-Witwenblume
Heide-Nelke
Moschus-Malve
Hornklee
Skabiosen-Flockenblume
Wiesensalbei
(Halb-)Schattenkünstler:
Bärlauch
Gewöhnliche Akelei
Gewöhnliches Lungenkraut
Nesselblättrige Glockenblume
Waldmeister
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