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Tipps für nachhaltige Geldanlagen
Immer mehr Menschen interessieren sich für ökologische oder sozialverträgliche Geldanlagen. Kreditinstitute haben darauf reagiert und werben mit entsprechenden Spar- und Anlageprodukten. Ob Sparkasse, genossenschaftliche oder private Bank: Nahezu alle haben vermeintlich nachhaltige Finanzprodukte im Programm. Diese orientieren sich in der Regel an den sogenannten ESG-Kriterien. Die drei Buchstaben stehen für Environment, Social und Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Allerdings sind diese Begriffe alles andere als eindeutig. Eine Studie des Flossbach von Storch Research Institute zeigt beispielsweise, dass Firmen in verschiedenen Nachhaltigkeitsratings zum Teil sehr unterschiedlich abschneiden.
Unklare Kriterien
„Es gibt keine einheitlichen oder gesetzlich definierten Kriterien für nachhaltige oder ethisch-ökologische Geldanlagen“, sagt Anke Behn von der Verbraucherzentrale Bremen. Die vorhandenen Siegel in diesem Bereich, beispielsweise vom Forum Nachhaltige Geldanlagen oder dem Branchendienst ECOreporter, können bei der Orientierung helfen. Sie legen aber unterschiedliche Kriterien zugrunde, was den Vergleich erschwert. Zudem bewerten sie nur eine sehr begrenzte Anzahl von Fonds.
Um zu verstehen, wie Anbieter*innen von nachhaltigen Finanzprodukten ihre Auswahl treffen, kann man grob zwischen drei Ansätzen unterscheiden: Beim Ausschlussprinzip definiert die Bank oder Fondsgesellschaft bestimmte Branchen, in die nicht investiert wird, beispielsweise Rüstung, Kinderarbeit oder grüne Gentechnik. Zweitens ist auch eine Auswahl anhand positiver Kriterien möglich. Dabei legen die Anbieter*innen gezielt in nachhaltige Branchen an, wie erneuerbare Energien. Beim Best-in-Class-Ansatz, der dritten Variante, werden besonders nachhaltige Unternehmen einer Branche ausgewählt. Das bedeutet aber auch, dass Firmen aus kritischen Bereichen, wie der Atom- oder Rüstungsindustrie, enthalten sein können.
In der Praxis werden diese Ansätze häufig kombiniert. Fondsanbieter*innen schließen also zum Beispiel bestimmte Bereiche von vornherein aus und investieren darüber hinaus gezielt in besonders nachhaltige Unternehmen oder Branchen. Oder sie wählen Unternehmen nach dem Best-in-Class-Ansatz aus, während bestimmte Branchen außen vor bleiben oder nur zu einem niedrigen Prozentsatz enthalten sind.
Faire Fonds
Eine beliebte Anlageform sind börsengehandelte Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF). Weil sie nicht aktiv gemanagt werden, sind die Gebühren für ETFs vergleichsweise niedrig. Es sind auch ETFs erhältlich, die einen Nachhaltigkeitsindex abbilden, allerdings ist die Auswahl hier noch sehr begrenzt. Zudem sind in den Fonds häufig auch Unternehmen enthalten, die strengen Nachhaltigkeitskriterien nicht unbedingt entsprechen.
Tipp
Ob aktiv gemanagter Fonds oder ETF – oft lässt sich nur mit viel Aufwand herausfinden, wie grün diese tatsächlich sind. Die Datenbank Faire Fonds der Initiative Facing Finance hilft, solche Produkte auf kritische Investments hin abzuklopfen. Eine Liste von rund 400 Unternehmen, die Facing Finance als kritikwürdig einstuft, wird dabei mit zahlreichen Fonds abgeglichen. Einfache Symbole geben einen Überblick, ob im jeweiligen Fonds Aktien von Unternehmen stecken, die beispielsweise im Bereich Umweltschutz, Menschenrechte oder Waffen problematisch agieren.
Zur DatenbankGrüne Banken
Auch den Banken und Sparkassen hat Facing Finance auf den Zahn gefühlt. Mit dem Fair Finance Guide können Kund*innen prüfen, wie ökologisch und sozial ihre Hausbank wirtschaftet und wie sie im Vergleich mit anderen Instituten abschneidet. Das Ranking zeigt auch: Alternative und kirchliche Banken legen die strengsten Kriterien in puncto Nachhaltigkeit an. Einen Vergleich von 14 solcher Banken, ihren Themenschwerpunkten sowie den Gebühren für Kontoführung und andere Dienstleistungen hat die Verbraucherzentrale Bremen zusammengestellt.
Die laufenden Kosten für ein Girokonto oder ein Aktiendepot mögen bei alternativen Banken höher sein als bei einer privaten Online-Bank. Generell sind nachhaltige Geldanlagen aber nicht teurer, riskanter oder weniger einträglich. „Mehrere Metastudien zeigen, dass ethisch-ökologische Investmentfonds hinsichtlich der Rendite konventionellen Fonds in nichts nachstehen“, so Behn. Wie für jede andere Geldanlage gilt aber auch bei Ökoprodukten: Anleger*innen sollten sich vorher umfassend informieren und die Angebote hinsichtlich der Renditeerwartungen, des Risikos und der Kosten vergleichen. Zugegeben, das ist aufwändig. Aber die Chancen stehen gut, dass letztlich nicht nur das Konto im Plus ist, sondern auch die eigene Ökobilanz positiver ausfällt.
Ann-Kathrin Marr (Naturschutz heute)
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